Im Juni 2021 fasste die höchste Schweizer Eishockey-Liga den Beschluss, im auf 14 Mannschaften aufgestockten Wettbewerb neu 6 Ausländer pro Team zuzulassen. Die Absicht dahinter war eigentlich, die Klubs finanziell zu entlasten. Tendenziell kostengünstige Ausländer würden die seit Jahren (zu) hohen Löhne auch für Schweizer Spieler senken, so der Tenor der Reform-Befürworter.
Vor dem Saisonstart am Mittwoch warten die Klubs allerdings mit einer Reihe von namhaften ausländischen Neuzugängen auf, die alles andere als billig sein dürften (eine Auswahl davon stellen wir Ihnen in der Bilder-Gallery unten vor). Die Versuchung, das Kader mit qualitativ hochstehenden Ausländern aufzustocken, war für die National-League-Sportchefs offenbar gross – Einflüsse des Marktes spielten ihnen aber ebenfalls in die Hände.
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Bild 1 von 20. Mikko Koskinen (FIN), Goalie, Lugano. Der 2 Meter grosse Finne hat angekündigt, mit Lugano den Titel holen zu wollen. Klar, dass er beabsichtigt, auch selbst seinen Teil dazu beizutragen. Der 34-Jährige hat Erfahrung darin: Mit SKA St. Petersburg holte er bereits zweimal den Meistertitel in der KHL. Bildquelle: Keystone/Ti-Press.
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Bild 2 von 20. Harri Säteri (FIN), Goalie, Biel. Eigentlich wollte Biel ja Jussi Olkinuora verpflichten, der in Finnlands WM-Siegerteam die Nummer 1 gewesen war. Stattdessen kommt mit Säteri nun der Stammkeeper der ebenso erfolgreichen Olympia-Gold-Mannschaft von Peking. So oder so: Da wurde viel Qualität eingekauft. Bildquelle: Keystone/Marcel Bieri.
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Bild 3 von 20. Simon Hrubec (CZE), Goalie, ZSC Lions. Nach Jakub Kovar hat der ZSC den nächsten Tschechen für die Goalie-Position an Land gezogen. Mit Awangard Omsk gewann er vor einem Jahr den Titel in der russischen KHL. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 4 von 20. Mikko Lehtonen (FIN), Verteidiger, ZSC Lions. Mit dem 28-Jährigen gelang den Lions ein Toptransfer, der mehr ist als nur der Ersatz für Maxim Noreau, der zu den Lakers weiterzog. Lehtonen ist stolzer Weltmeister und Olympiasieger. In Peking schaffte er es im Februar ins All-Star-Team. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 5 von 20. Klas Dahlbeck (SWE), Verteidiger, Davos. Die letzten 4 Jahre spielte der 31-Jährige ausgerechnet beim russischen Armeeklub ZSKA Moskau. Dass er nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs blieb (und Meister wurde), sorgte in seinem Heimatland Schweden für harsche Kritik. In Davos will er die Wogen glätten. Die Klasse, um sportlich zu überzeugen, hat er. Bildquelle: imago images/Russian Look.
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Bild 6 von 20. Sami Lepistö (FIN), Verteidiger, SCL Tigers. Mit 37 Jahren ist der Finne nicht mehr taufrisch. Doch mit knapp 200 NHL-Partien und 529 Spielen in der KHL bringt der Offensivverteidiger sehr viel Erfahrung mit. Zuletzt war er bei Lulea in Schweden engagiert. Bildquelle: Keystone/Anthony Anex.
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Bild 7 von 20. Jesse Virtanen (FIN), Verteidiger, Ambri. Der 31-Jährige führte Färjestad in der letzten Saison im 7. Spiel zum Meistertitel in Schweden. Er erzielte den Siegtreffer. Ein Jahr zuvor wurde er in der SHL als bester Verteidiger nominiert. Auch wenn schliesslich Jungstar Moritz Seider die Trophäe abholte: Virtanen hat seine Spuren hinterlassen und dürfte für Ambri ein Gewinn sein. Bildquelle: Keystone/Ti-Press.
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Bild 8 von 20. Janne Kuokkanen (FIN), Stürmer, Freiburg. Gottérons Sportchef Christian Dubé lobte nach der Verpflichtung vor allem die Vielseitigkeit des 24-jährigen Finnen. Er plant mit ihm im Powerplay und im Boxplay. Die letzten beiden Jahre spielte Kuokkanen mit Nico Hischier bei den New Jersey Devils, wo er zuletzt aber nicht mehr die gleiche Wirkung entfalten konnte wie zu Beginn. Bildquelle: imago images/Icon Sportswire.
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Bild 9 von 20. Michael Raffl (AUT), Stürmer, Lausanne. 629 Spiele in der NHL, 190 Punkte: Den 33-jährigen Österreicher muss man eigentlich nicht näher vorstellen. Auch wenn er zuletzt bei den Dallas Stars und zuvor auch bei den Washington Capitals nicht mehr an seine besten Zeiten anknüpfen konnte, dürfte ihm der Respekt der Gegenspieler in der National League sicher sein. Bildquelle: Keystone/Jean-Christophe Bott.
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Bild 10 von 20. Markus Granlund (FIN), Stürmer, Lugano. Allein der Name bürgt für Qualität, wobei Bruder Mikael, der mit Roman Josi bei den Nashville Predators spielt, natürlich noch um einiges bekannter ist. Auch Markus Granlund hat aber 338 NHL-Spiele auf dem Buckel und war beim Olympia-Triumph Finnlands in Peking dabei. Gekommen ist er aus Ufa. Bildquelle: imago images/Sergio Brunetti.
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Bild 11 von 20. Brett Connolly (CAN), Stürmer, Lugano. Die Tessiner schlugen jüngst noch einmal auf dem Transfermarkt zu. Der 30-jährige Connolly spielte zuletzt zwar «nur» in der AHL bei den Rockford IceHogs, darf sich aber Stanley-Cup-Sieger nennen. 2018 gewann er die begehrte Trophäe mit den Washington Capitals. Bildquelle: imago images/Icon Sportswire.
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Bild 12 von 20. Peter Cehlarik (SVK), Stürmer, Zug. Bei seiner letzten Station war der 27-jährige Slowake in den Playoffs stark: Mit 12 Punkten aus 13 Partien für Omsk war er der beste Skorer. In der NHL lief er während 4 Jahren für die Boston Bruins auf. Mit der Slowakei holte er im Februar Olympia-Bronze. Bildquelle: Freshfocus/Moritz Eden.
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Bild 13 von 20. Joakim Nordström (SWE), Stürmer, Davos. In der schwedischen Nationalmannschaft ist er ein Führungsspieler, in der NHL hat er von 2013 bis 2021 für Chicago, Carolina, Boston und Calgary knapp 500 Partien absolviert und dabei 2015 den Stanley Cup geholt. Landsmann Klas Dahlbeck ist neuer und alter Teamkollege: Die beiden liefen bereits bei ZSKA Moskau zusammen auf. Bildquelle: imago images/Bildbyran.
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Bild 14 von 20. Teemu Hartikainen (FIN), Stürmer, Servette. Der 32-Jährige ist ein Schwergewicht im internationalen Eishockey. Das gilt durchaus wortwörtlich: Mit über 100 Kilo, verteilt auf 1,86 m Körpergrösse, bringt der Finne Gardemasse mit. Im Slot ist der Weltmeister und Olympiasieger schwierig wegzuarbeiten. In der Vorbereitung hinterliess er einen starken Eindruck. Bildquelle: Keystone/Salvatore di Nolfi.
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Bild 15 von 20. Linus Omark (SWE), Stürmer, Servette. Er ist noch bestens bekannt in der Schweiz. Nach einem Jahr bei Lulea in seiner Heimat Schweden ist Omark zurück und möchte an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. In seiner letzten National-League-Saison verbuchte er für die Genfer in 49 Partien 61 Punkte. Die kann Servette gut gebrauchen. Bildquelle: Keystone/Salvatore di Nolfi.
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Bild 16 von 20. Miro Aaltonen (FIN), Stürmer, Kloten. Auch der 29-Jährige ist ein Olympiafahrer. «Er ist wohl einer der besten verfügbaren Spieler auf dem Markt», kündigte Kloten bei der Verpflichtung an. Seine Zahlen sprechen tatsächlich für ihn: In 44 Spielen bei KHL-Klub Vityaz Podolsk gelangen dem Spielmacher letzte Saison 42 Punkte. Bildquelle: imago images/Aflosport.
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Bild 17 von 20. Filip Chlapik (CZE), Stürmer, Ambri. 2015 wurde er von den Ottawa Senators an 48. Stelle gedraftet, konnte sich in der NHL aber nicht etablieren. Doch der 25-Jährige kommt mit grossem Torhunger in die Leventina. Letzte Saison war er in der tschechischen Liga mit 31 Treffern und 39 Assists in 53 Spielen die grosse Figur. Bildquelle: Keystone/Ti-Press.
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Bild 18 von 20. Alexandre Texier (FRA), Stürmer, ZSC Lions. Nicht nur aus der französischen Nationalmannschaft ist der bald 23-Jährige bekannt. In den letzten vier Saisons machte er sich bei Columbus in der NHL einen Namen, wo er schon mit 19 Jahren die ersten Spiele absolvierte. Aus persönlichen Gründen möchte er wieder näher bei seiner Familie sein, was dem ZSC zugutekommt. Bildquelle: Keystone/AP/Matt Slocum.
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Bild 19 von 20. Lucas Wallmark (SWE), Stürmer, ZSC Lions. Der Schwede war zuletzt für den russischen Armeeklub ZSKA Moskau tätig, verliess das Team aber bei Kriegsausbruch. Für die Carolina Hurricanes, die Florida Panthers und die Chicago Blackhawks absolvierte er über 200 NHL-Spiele. Bei Olympia gelangen ihm für das Nationalteam gleich 5 Treffer. Bildquelle: imago images/Andreas Haas.
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Bild 20 von 20. Jordan Schroeder (USA), Stürmer, Rapperswil-Jona Lakers. Der US-Amerikaner mit dem Leistungsausweis von 170 Partien in der NHL soll bei den Lakers Playmaker sein. Bei den St. Gallern hofft man ausserdem, dass er mit Nicklas Jensen, der ebenfalls von Jokerit Helsinki verpflichtet wurde, ein schlagkräftiges Duo bildet. Die beiden kennen sich seit mehr als 10 Jahren. Bildquelle: Freshfocus/Andy Müller.
KHL-Spieler fanden in der Schweiz Unterschlupf
Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist es für viele nicht-russische Spieler keine Option mehr, in der finanziell lukrativen KHL zu spielen. Der finnische Topklub Jokerit Helsinki zog sich wie auch die Letten von Dinamo Riga sogar ganz aus der zweitgrössten Liga der Welt zurück. Diverse Spieler, die sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen mussten, waren dadurch nicht nur unvermittelt verfügbar, sondern auch für Schweizer Klubs eher erschwinglich.
Wirtschaftlich ist die National League hinter der NHL und der KHL normalerweise wohl die drittattraktivste Option. Von den knapp 50 ausländischen Spielern, die von den NL-Klubs neu verpflichtet wurden, haben knapp ein Drittel (16) einen finnischen Pass. Zufall ist das nicht.
Viele talentierte Akteure aus dem Land des Olympiasiegers und Weltmeisters verdienen normalerweise im Nachbarland Russland gutes Geld. Jetzt, wo die Option KHL wegfällt, wäre eine Rückkehr in die Heimat naheliegend. Doch die finnische Liga kann mit den Schweizer Löhnen nicht mithalten. Etwas anders ist es in Schweden. Spieler wie der Slowake Peter Cehlarik (neu bei Meister Zug) sollen sich im Zweifelsfall dennoch eher für die Schweiz entschieden haben.
5 ausländische Goalies
Der Begeisterung über die hochkarätigen Neuzugänge stehen kritische Stimmen gegenüber. Ob es der Nachwuchsförderung im Schweizer Eishockey dient, wenn Geld und Kaderplätze für zusätzliche Ausländer reserviert werden, ist beispielsweise strittig.
Eine Verdrängung findet etwa auf der Goalieposition statt. Waren die Klubs früher noch eher zurückhaltend mit ausländischen Goalies, ist das diese Saison anders. Mit den ZSC Lions (Simon Hrubec/CZE), Biel (Harri Säteri/FIN), Lugano (Mikko Koskinen/FIN), Ambri (Janne Juvonen/FIN) und Kloten (Juha Metsola/FIN) setzen 5 der 14 Klubs nicht in erster Linie auf einheimisches Schaffen, sondern haben verdiente Import-Spieler an Land gezogen.