Wenn Julien Sprunger am Samstagabend mit seinem Stammklub den SC Bern empfängt, zementiert er seinen Legendenstatus in Freiburg endgültig: Als 15. Feldspieler durchbricht er die Marke von 1000 Spielen in der National League. 1000 NLA-Spiele in einer Karriere bei einem einzigen Klub, das hat vor ihm einzig Reto von Arx beim HC Davos geschafft (1004), Sprunger dürfte ihn bald übertreffen.
Dass er ausgerechnet im Zähringer Derby und vor Heimpublikum diesen Meilenstein erreicht, erfüllt den Klub-Topskorer mit Freude. Er habe vor der Saison schon gerechnet und gesehen, dass das 1000. Spiel auf diesen Samstag fallen könnte. «Ich bin gesund geblieben und nun ist es soweit. Es könnte ein perfekter Abend werden.»
Sprunger debütierte am 27. September 2002 in der National League. An die Partie gegen Davos hat der Stürmer nur noch vage Erinnerungen, nur zwei, drei kurze Einsätze hatte er. Die vierstündige Busreise ins Landwassertal hat sich hingegen ins Gedächtnis von Sprunger eingebrannt: «Dreieinhalb Stunden habe ich mich mit einem anderen jungen Spieler unterhalten und gelacht. Dreissig Minuten vor der Ankunft hat Patrick Howald uns gebeten, ruhig zu sein. Er möchte noch etwas schlafen», blickt Sprunger auf den Beginn seiner Karriere zurück.
Über all die Jahre hat sich Sprunger den Ruf als zuverlässiger Skorer erarbeitet. Mit 376 NL-Toren liegt er an fünfter Stelle der ewigen Bestenliste. An sein erstes Tor erinnert er sich, «als ob es gestern gewesen wäre. Wir spielten zuhause gegen Basel und haben 9:2 oder 10:2 gewonnen. Noch mit Gitter-Visier habe ich das letzte Tor erzielt. Das war ein unglaublicher Moment.»
NHL-Wechsel geplatzt
Sprunger trug in der National League nie ein anderes Trikot als jenes mit dem Drachen auf der Brust. Mehrmals stand ein Abschied im Raum, das Schicksal wollte es jeweils anders. 2009 hatte er einen Zwei-Weg-Vertrag von den New York Rangers auf dem Tisch. Eine schwere Verletzung, zugezogen an der Heim-WM, machte diese Pläne zunichte.
«Ich hätte diese Chance gerne gepackt, aber nach dem Unfall beschäftigte mich eher die Frage, ob ich überhaupt je wieder Eishockey spielen kann.» Mal waren die Verhandlungen mit den ZSC Lions weit fortgeschritten, aus familiären Gründen kam dieser Wechsel aber auch nicht zustande. «Es war immer so, dass in den entscheidenden Momenten etwas dazwischen gekommen ist. Heute bin ich trotzdem ein zufriedener Mann und Teil der Freiburger Geschichte.»
Ungestillte Titel-Sehnsucht
Was in der Freiburger Historie fehlt, liegt auf der Hand. Auch Sprunger würde nur allzu gerne mit dem lang ersehnten Meisterpokal in den Händen abtreten und der Stadt und dem Klub, den er als eine «grosse Familie» bezeichnet, etwas zurückgeben. «Das ist mein grosses Ziel. Dann könnte ich zurücktreten.»
Zumindest der Auftakt in die neue Saison ist Sprunger und seinen Teamkollegen geglückt. Nach 11 Spielen grüssen die Freiburger vom Leaderthron, erst zweimal gingen sie als Verlierer vom Eis. Und wenn es im Frühling erneut nichts wird mit dem Titel? Sprunger, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft, beschwichtigt: «Es wäre sicher eine Enttäuschung, aber nach über 20 Jahren ist mir wichtig, dass ich der kommenden Generation etwas zurückgebe. Mit oder ohne Sprunger geht es weiter.»