1:4 gegen Genf-Servette im Playoff-Halbfinal 2023, 0:4 gegen die ZSC Lions im Playoff-Halbfinal 2024: Beim EVZ war in der Crunch-Time in jüngster Zeit Wundenlecken angesagt. Nebst ungenügenden Ausländern sei die Mannschaft zu klein und zu weich, um wie 2021 und 2022 um den Titel mitzuspielen, so das vernichtende Urteil der Beobachter im Frühjahr.
Sportchef Reto Kläy reagierte umgehend und lotste unter anderem Hüne Daniel Vozenilek in die «Stadt der tausend Briefkästen». Der tschechische Weltmeister mit den Gardemassen von 1,90 m und 97 kg hat die hohen Erwartungen bislang vollends erfüllt. Der Neo-Zuger bringt nicht nur die gewünschte Härte ins Spiel, sondern trifft auch am Laufmeter, zuletzt sieben Spiele in Folge. Mit insgesamt 17 Punkten führt er die Skorerliste der Liga an.
Harmonie mit Kovar
Vozenileks Spiel lebt von den Emotionen. «Teilweise brauche ich einen Check oder einen Schlag gegen mich, um voll im Spiel anzukommen. Wenn es emotional wird, fühle ich mich wohler. Ruhige Spiele mag ich nicht so gerne», so der Tscheche. Mit der Tatsache, dass er bei gegnerischen Fans schon jetzt nicht den besten Ruf geniesst, kann er leben. Er sei nicht hierhergekommen, um Freunde zu finden.
Der dreifache Familienvater, der abgesehen von einem einjährigen Abstecher in Finnland immer in der Heimat Tschechien spielte, hat sich in Zug schnell eingelebt. Geholfen hat ihm dabei in erster Linie Jan Kovar, den er bereits aus dem Nationalteam kannte. Der Zuger Captain hat Vozenilek nicht nur schon vor der Vertragsunterzeichnung beraten, sondern den Neuankömmling auch direkt am Flughafen abgeholt.
An der Seite des Landsmanns hat auch Kovar zurück zu alter Stärke gefunden. Nach einer von Verletzungssorgen und mentalen Problemen geprägten Saison blüht Zugs Nummer 43 wieder auf. Das tschechische Duo harmoniert offensichtlich nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis. «Er ist gar nicht in Form, er schiesst einfach Tore», scherzt Kovar über seinen Sturmpartner.
Auch dass Vozenilek aufgrund seiner Spielweise des Öfteren auf die Strafbank wandert, nimmt ihm Kovar nicht übel. «Häufig muss ein gegnerischer Spieler mit ihm raus. Das gefällt mir.»
Zweieinhalb Tschechen im 1. Block
Das Duo stürmte schon in der Vorbereitung in einer gemeinsamen Linie, vor zwei Wochen beorderte Zug-Trainer Dan Tangnes Lino Martschini – auch er hat Wurzeln in Tschechien – in den 1. Block. Die Kommunikation mit dem Duo sei nicht ganz einfach, schliesslich werde viel tschechisch gesprochen. Kovar sieht dabei kein Problem: «Er ist Halb-Tscheche, er spricht vielleicht die Sprache nicht, aber er hat tschechische DNA in sich.»
Zug hat dank viel Tschechen-Power aus der jüngsten Resultatkrise herausgefunden. Am Freitag empfangen die Zentralschweizer Genf-Servette. Die «Grenat» sind gut darin beraten, Vozenilek nicht unter die Haut zu fahren.