Zug ist nach Mass in die Halbfinals gestartet. Fusste das souveräne 3:1 über Lausanne auf der längeren Erholungsphase? «Ich mochte so lange Pausen nicht so gern. Als wir mit 4:0 und 4:1 durchkamen, standen wir im Final und dachten: ‹Die Playoffs haben noch gar nicht angefangen.› Dieser Rhythmus: Nur Schlafen, Trainieren, Spielen, Essen kam gar nie. So war es extrem schwierig, den Tritt wiederzufinden», widerspricht Reichert.
Langfristig könne mehr Erholung aber schon zu einem Vorteil werden: «Die Tanks sind in Zug noch voll. Allzuviel Energie hat man nicht gebraucht. Wenn Zug den Halbfinal meistert und auf ausgelaugte Berner trifft, kann das durchaus einen Einfluss haben.»
Die Stärke des EVZ ortet Reichert bei den Ausländern: «Zug spielt schnelles Hockey und kann auf der Ausländerposition wechseln. Mit Everberg und Klingberg hat Zug viel Wasserverdrängung. Mit Roe und Flynn kann es die feinere Klinge führen.»
Wieso hat Bern den ersten Halbfinal gegen Biel verloren?
Das hat sich der SC Bern anders vorgestellt. Nach der doch recht mühsamen Viertelfinal-Serie gegen Genf musste der Quali-Sieger auch im ersten Halbfinal-Spiel als Verlierer vom Eis.
«Die Berner haben wie schon gegen Genf zwei Gesichter gezeigt. Zuerst bekundeten sie viel Mühe. Dann, nach den Gegentoren, zeigte sich der SCB stark verbessert», meint Marc Reichert. «In der Quali musste Bern oft nicht die besten Leistungen abrufen, um zu gewinnen. Jetzt geht es hart auf hart», erklärt der SRF-Eishockey-Experte.
Die Schwierigkeit war, die Emotionen zu verarbeiten.
Welche Rolle spielte die Müdigkeit bei der Heimniederlage gegen Biel? Reichert: «Bern wirkte müde nach dem Monsterspiel. Aber man kann es nicht nur darauf abwälzen. Körperlich war genug Zeit zur Erholung. Die Schwierigkeit war, die Emotionen zu verarbeiten und am Tag X wieder bereit sein.»
Muss man sich nun Sorgen um die «Mutzen» machen? Mitnichten, betont Reichert: «Bern hat immer noch enormes Potenzial und Spieler mit sehr viel Playoff-Erfahrung, die wissen, wie man gewinnt. Ich mache mir keine allzu grossen Sorgen.»
Auch sei der Turnaround jederzeit möglich: «Bern braucht Einfachheit wie im letzten Drittel, ein paar gute Shifts, eine Führung. Dann sieht alles wieder anders aus. Eine Niederlage darf man nicht überbewerten.»
Und wie tippt Marc Reichert die Halbfinals?
«Ich bleibe bei meiner anfänglichen Prognose: Bern setzt sich in 6, Zug in 7 Spielen durch.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 26.03.2019 19:45 Uhr