«Unvergessliche Erinnerungen» hat Jan Cadieux an die letzte Saison und insbesondere die letzten Sekunden im 7. Playoff-Final-Spiel gegen Biel, das Genf den ersten Meistertitel der Geschichte bescherte. «Es war das Ergebnis von 12 Monaten Arbeit, dank der wir unseren Traum in die Realität umsetzen konnten.»
Doch der 43-Jährige ist sich bewusst: «Wir haben ein Super-Kapitel geschrieben, blättern auf die nächste Seite – und haben ein weisses Blatt vor uns. 14 Teams starten mit 0 Punkten in die neue Saison, und alle haben dasselbe Ziel.»
«Haben das Siegen gelernt»
Genf darf aber zuversichtlich in die NL-Spielzeit 2023/24 starten, die für die «Adler» am Freitag in Langnau beginnt. Das Meisterteam ist weitgehend zusammen geblieben. Von den Leistungsträgern sind Henrik Tömmernes und Linus Omark nicht mehr dabei. Sie wurden durch den schwedischen Verteidiger Theodor Lennström und den finnischen Stürmer Sakari Manninen ersetzt.
«Wir wissen jetzt, wie wir gewinnen können. Das macht uns zu einem stärkeren Team», nennt Cadieux ein positives Erbe der Meistersaison. «Aber wir müssen aufpassen, nicht in eine Komfortzone zu fallen, wo wir nur noch die letzte Saison kopieren wollen. Jede Spielzeit hat ihre eigene Geschichte.»
Cadieux' Foto-Trick
Zwei weitere Herausforderungen haben der Kanada-Schweizer und sein Staff zu meistern: Die Doppelbelastung Meisterschaft/Champions Hockey League («wir wollen in beiden Wettbewerben so weit kommen wie möglich») und den Status als «Gejagter» – den amtierenden Meister schlagen zu können, dürfte jedem Team einen Extraschub Motivation verleihen.
Cadieux, der im Genfer Nachwuchs gross wurde und von 2003 bis 2011 in der Elitemannschaft spielte, ist seit November 2021 Chefcoach des GSHC. Bei seinem Einstand brachte er ein Foto des Meisterpokals in die Garderobe mit. «Wir dürfen keine Angst vor unseren Zielen haben – diese Idee wollte ich damit in den Köpfen der Spieler verankern.»
Schicksalsschlag in der Familie
Ausgerechnet während der Meistersaison musste Cadieux privat schwierige Zeiten bewältigen: Sein Vater Paul-André, legendärer Spieler der 1970er- und 1980er-Jahre und anschliessend Coach in zahlreichen Schweizer Klubs, musste sich beide Unterschenkel amputieren lassen. Breit getreten wurde die Krankheit des heute 75-Jährigen aber nicht. «Das geschah aus Respekt vor ihm – und wegen seines Respekts vor mir. Wir wollten nicht, dass dies von unserer Saison ablenkt. Zudem brauchte er Ruhe», erläutert Jan Cadieux die Geheimniskrämerei.
Von einer anderen Cadieux-Generation könnte dagegen in Zukunft noch zu hören sein: Jans Söhne Timothy (14) und Hayden (8) spielen beide Eishockey. «Auf dem Eis bin ich vielleicht manchmal zu streng oder zu fordernd, vor allem gegenüber dem Älteren», gibt Cadieux zu – um lachend anzufügen: «Im Alltag hingegen oft zu wenig.»