Als die ZSC Lions am 18. Februar die Champions Hockey League gewannen, waren keine grossen Festivitäten möglich, da die Saison noch weiterging. Nach dem zweiten Meistertitel in Folge mit einem 4:1 in der Finalserie gegen Lausanne gab es nun aber kein Halten mehr. Kurz vor 3:00 Uhr in der Nacht auf Freitag kam die Mannschaft in der heimischen Arena in Zürich-Altstetten an, wo sie von rund 3000 Fans frenetisch empfangen wurde und sich ausgiebig feiern liess.
Vor der Heimreise in Richtung Zürich zog Peter Zahner, CEO der ZSC Lions, eine erste Bilanz. Im Interview mit Keystone-SDA sprach er über die Erfolgsfaktoren einer historischen Saison. Und wer in der kommenden Saison wohl an der Bande stehen wird.
Peter Zahner, zuerst einmal Gratulation zum Meistertitel. Was macht Sie am meisten stolz?
Peter Zahner: «Es war natürlich schon fast eine absolut perfekte Saison mit dem Gewinn der Champions Hockey League, dem Meistertitel und den Meistertiteln im Nachwuchs [U15, U17, U20 und U20-Top – Red.]. Es ist absolut historisch. Mich freut es ebenfalls, dass die Mannschaft für ihren Einsatz belohnt wurde. Ich muss aber sagen, Lausanne war ein unglaublich guter Gegner, auch heute wieder mit diesem Publikum. Es ist wahnsinnig schwierig, hier zu gewinnen.»
Wie war eine solch historische Saison möglich?
«Es sind so viele Komponenten dafür verantwortlich. Es herrscht eine gewisse Kontinuität. Unsere Pyramide funktioniert, Spieler aus dem Nachwuchs schaffen es nach oben. Da gilt es einen grossen Dank an die Nachwuchstrainer auszusprechen, auch an jene, welche die Neunjährigen, die Zwölfjährigen, die 15-Jährigen trainieren. Da wird eine gute Basisarbeit geleistet, damit jene, die es an die Spitze schaffen, top ausgebildet sind. Ich glaube, wir dürfen sagen, dass wir dort seit sehr, sehr, sehr vielen Jahren eine ausgezeichnete Arbeit abliefern. Das Farmteam ist sicherlich auch ein Schlüssel, viele haben dort die ersten Schritte ins Profitum gemacht. Es ist enorm wichtig, dass sich unsere Struktur ausbezahlt, denn wir investieren sehr viel Geld in den Nachwuchs und in diese Strukturen.»
Was zeichnete die Mannschaft aus Ihrer Sicht am meisten aus?
«Die mentale Qualität. Die Spieler haben ein Urvertrauen in sich selber, aber auch in die Teamkollegen. Sie glauben aneinander. Ich denke schon, dass das ein entscheidender Faktor ist. Wir haben zudem eine gute Durchmischung im Team: Junge, dann der Mittelbau und die Routinierten, gepaart mit Spielern der Extraklasse. Ich möchte eigentlich nicht irgendjemanden erwähnen, aber ohne guten Goalie kannst du nie den Meistertitel holen. Und Simon Hrubec ist kein guter Torhüter, er ist ein Weltklasse-Goalie.»
Zudem verfügte das Team trotz des letztjährigen Meistertitels nach wie vor über einen enormen Erfolgshunger, es gab nur wenige Tiefs. Das ist alles andere als selbstverständlich.
«Das ist so. Da muss ich ein grosses Kompliment an unsere Trainer-Crew machen, an Marco Bayer und seine Assistenten sowie alle anderen Involvierten, an Sportchef Sven Leuenberger. Wir hatten im Dezember eine enorm schwierige Phase, als Marc Crawford aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist. Das war ein Schock für alle. Ein grosser Teil dieses Titels gehört auch ihm.»
Marco Bayer ist zum ersten Mal Headcoach in der höchsten Schweizer Liga. Brauchte seine Beförderung aus dem Farmteam auch etwas Mut?
«Es war ziemlich rasch klar, dass es Marco Bayer sein wird. Es war ja nicht so, dass wir einen Trainerwechsel hatten, weil wir Probleme bekundeten; die Mannschaft funktionierte. Dann lag es auf der Hand, dass wir jemanden nahmen, der die Struktur kennt, der uns kennt, der den Weg sofort weiterführen kann. Er musste mit einer enorm schwierigen Phase umgehen, da wir bis zum Ende der Qualifikation fast nur noch spielten, gar nicht mehr richtig trainieren konnten. Von daher ein Kompliment an alle Beteiligten.»
Ist nach den Erfolgen von Marco Bayer nun klar, dass er auch in der nächsten Saison an der Bande stehen wird?
«Wir machen nun sicher eine Saisonanalyse, das ist klar. Aber Marco Bayer hat eine grosse Visitenkarte abgegeben, wir bräuchten unglaubliche Argumente gegen ihn. Wir diskutieren nun in aller Ruhe miteinander, ich möchte nicht aus den Emotionen heraus etwas sagen und mich auf Äste hinauslassen, auch wenn ich etwas habe durchblicken lassen.»