Wer sich aktuell die Tabelle der Challenge League – nach Verlustpunkten – zu Gemüte führt, sieht: GC grüsst von ganz oben. Mit einem Sieg am Freitag im Spitzenkampf gegen Thun könnte die Tabellenspitze auch faktisch erklommen werden. Das war's dann aber auch mit positiven Schlagzeilen vom Grasshopper Club Zürich.
Eine kurze Chronik der aktuellen GC-Turbulenzen:
- 30.1.2021: Sportchef Bernard Schuiteman legt nach nur 10 Monaten sein Amt nieder . Hinter den Kulissen ist die Rede von internen Machtkämpfen.
- 6.2.2021: Zuhause gibt es gegen Schlusslicht Chiasso nur ein 1:1-Remis.
- 7.2.2021: GC erklärt, beim Frauenfussball einen grossen Schritt in Richtung Profitum zu machen . Dass wenige Tage vor dem Rückrundenstart der Women's Super League noch etliche Spielerinnen von der Konkurrenz angelockt werden, sorgt bei den anderen Klubs für Kritik.
- 8.2.2021: Die Verpflichtung von Thun-Topskorer Nuno da Silva wird bekannt. Nur 4 Tage vor dem Direktduell. Zwei Tage später wird von St. Gallen auch noch Andre Ribeiro geholt , das Kader wächst auf 30 Spieler an.
- 10.2.2021: Adrian Fetscherin holt zum Rundumschlag aus. Der Medien- und Marketing-Chef der «Hoppers» kündigt und spricht auf Social Media von «Feinden im eigenen Haus». Er attackiert unter anderem Verwaltungsrat Andras Gurovits.
Die Unruhen in Niederhasli halten verlässlich an. Welche Machtkämpfe toben, ist schwer zu durchschauen. Am Tag vor dem Aufstiegs-Knaller ist auch bei Gegner Thun von «Zündstoff» die Rede. Es geht um den Transfer von Da Silva. «Das Unverständnis über den Abgang zum Ligakonkurrenten war gross», steht in der Medienmitteilung. Sportchef Andres Gerber lässt sich zitieren: «Als ich zum ersten Mal von einem Angebot von GC gehört habe, war Nuno mit dem Kopf bereits weg.»
Der Transfer von Da Silva zeigt, wie schlecht GC sportlich aufgestellt ist.
Thun merkt auch an, man gehe davon aus, dass Da Silva am Freitagabend nicht zum Einsatz komme. Grund ist ein «Gentlemen's Agreement». GC spielt seinerseits nicht mit offenen Karten. In einer Spiel-Vorschau am Donnerstag heisst es auf der Webseite des Klubs: «Beide Hoppers [ Da Silva und Ribeiro; Anm.] sind spielberechtigt. Ob sie am Freitagabend im Kader stehen, ist offen.»
Peter Schnyder, SRF-Radio-Reporter und GC-Kenner, ist sich so oder so sicher: «Es ist für GC ein schlechtes Zeichen, wenn man bei einem Konkurrenten auf nicht gerade sympathische Weise einen Spieler holen muss. Das zeigt, wie schlecht GC sportlich aufgestellt ist.»
Wenn es so weiter geht, wird es knapp mit dem Aufstieg.
Sowieso täusche die ordentliche Tabellensituation. «Es läuft überhaupt nicht gut. Viele Spiele wurden nur mit viel Glück gewonnen, die Handschrift des Trainers fehlt», so Schnyder. «Wenn es so weiter geht, wird es knapp mit dem Aufstieg.» In der Stockhorn Arena wartet nun mit den unter Carlos Bernegger wiedererstarkten Berner Oberländern ein echter Gradmesser. Zumal die Zürcher in dieser Saison noch keinen Vollerfolg auf Kunstrasen feierten.
Um die Wogen einstweilen zu glätten, gibt es für GC nur eine Option: in Thun 3 Punkte holen. Am besten ohne Neuzugang Da Silva.