Die Ausgangslage? Auf dem Papier schwierig bis unmöglich. Die Hauptprobe? Komplett misslungen. Der Zuschaueraufmarsch? Mehr als bescheiden.
Als die Young Boys das letzte Mal auf den nächsten CL-Gegner Schachtar Donezk trafen, glaubten wohl nur wenige Fans an einen Coup. In der 3. Runde der Champions-League-Qualifikation wurden die Berner vor 8 Jahren dem ukrainischen Serienmeister zugelost. Dieser war Stammgast im Konzert der Grossen und seit 2010 immer in der Gruppenphase der «Königsklasse» dabei. Wer in Bern in den Genuss von Champions-League-Fussball kommen wollte, musste damals wohl oder übel dem ungeliebten Rivalen aus Basel einen Besuch abstatten.
Das Hinspiel in der Ukraine verlief so, wie man hatte erwarten können. Die Young Boys brachten kaum ein Bein vors andere und waren gegen Donezk sichtlich überfordert. Das beste am Gastauftritt war das Resultat. Dank einem starken Auftritt von Goalie Yvon Mvogo konnten die Berner den Schaden in Grenzen halten und gingen mit einer 0:2-Hypothek ins Rückspiel.
Doch statt für die Reprise Mut zu tanken, kassierte YB am Wochenende davor gegen Lugano eine bittere 1:2-Pleite. Das nagte sichtlich auch am Glauben der Fans. Nicht einmal 10'000 Zuschauer fanden den Weg ins Wankdorf, auch für damalige Verhältnisse eine triste Zahl für die Berner.
Wunder dank doppeltem Kubo
Doch allen Unkenrufen zum Trotz wuchs YB an jenem Abend über sich hinaus. Innert sechs Minuten machte Yuya Kubo mit zwei Toren (54,/60.) die Hypothek aus dem Hinspiel wett. Nach der torlosen Verlängerung fiel die Entscheidung im Penaltyschiessen. Dieses entschied der eingewechselte Milan Gajic zu Gunsten der Berner.
An die Honigtöpfe der «Königsklasse» kam YB allerdings auch in jenem Jahr nicht. In den Playoffs erwies sich Borussia Mönchengladbach als zu starker Gegner.
Acht Jahre und sechs Meistertitel später nimmt YB heuer bereits zum vierten Mal an der Champions League teil. Die Favoritenrolle ist beim dritten Duell mit Schachtar nicht mehr so klar verteilt wie einst. Wie YB haben die Ukrainer in der Liga-Phase noch kein Tor erzielt. Zudem muss das Team wegen des Krieges in der Heimat im Exil in Gelsenkirchen antreten. Die Chancen auf einen erneuten Berner Coup könnten also durchaus schlechter sein.