An der Medienkonferenz vor der EM-Qualifikationspartie gegen die Schweiz erschienen Trainer Alon Hazan, Rekordtorschütze Eran Zahavi und Captain Eli Dasa am Dienstag mit jeweils nur einem Schuh an den Füssen. Damit erinnerten sie an den achtjährigen Nave Shoham, der beim Überfall der Hamas entführt wurde. In den Haustrümmern sei einzig ein Sportschuh gefunden worden.
Mit diesem Schuh und einem Stück des abgebrannten Hausdachs stand Zahavi dann vor dem Mikrofon. «Nave liebt Fussball. Wir können nur kleine Dinge für ihn tun. Aber wir warten auf Nave und möchten ihn an unseren Spielen dabeihaben», so der 36-jährige Stürmer.
Auch zuletzt beim Spiel in Pristina (KOS) war der Krieg allgegenwärtig. Die Busfahrt an den Flughafen musste wegen eines Raketenalarms unterbrochen werden, bei der Hymne symbolisierten die Spieler mit ihren Händen ein gebrochenes Herz, einige hielten die Tränen nicht zurück. Israel verlor gegen Kosovo 0:1.
1600 Zuschauende aus Israel dabei
Trotz der schwierigen Umstände will die Mannschaft, die aufgrund der verschobenen Spiele im Oktober vier Partien innert zehn Tagen bestreitet, weiter auf dem Platz stehen. «Wir spielen nicht nur für die EM-Qualifikation, sondern für das ganze Land», sagte Hazan. «Wir wollen den Leuten wenigstens ein bisschen Freude bereiten.»
Der israelische Journalist Roy Jankelowitz weiss, dass ihnen dies gelingen wird. Nur schon die Nationalmannschaft spielen zu sehen, sei für Israels Bevölkerung eine Flucht vor der tragischen Realität. Rund 1600 Personen werden aus Israel für das EM-Quali-Spiel nach Ungarn eingeflogen. Darunter seien viele Kinder, die ihre Eltern bei den Terrorattacken verloren haben: «Man will die Kinder damit glücklich machen und ihnen eine Ablenkung bieten.»
Zahavi ist zurück im Nationalteam
Nationaltrainer Hazan erklärte weiter, dass jeder jemanden kenne, der vom Krieg betroffen sei. Das setzt so einiges in Perspektive. So stand am Sonntag auch Zahavi auf dem Feld, der Anfang des Jahres aus dem Nationalteam zurückgetreten war. Er hatte sich beklagt, auf den Reisen kein Einzelzimmer belegen zu können. Nun schauen beide Seiten über den Zwist hinweg.
Sportlich gesehen sind Israels Chancen auf die erstmalige Qualifikation für eine EM-Endrunde nach der Niederlage in Kosovo gesunken. Doch selbst, wenn das Team keinen der ersten beiden Plätze in der Gruppe I ergattern sollte, wäre der Traum noch nicht ausgeträumt. Da Israel in der Nations League 2022/23 seine Gruppe in der zweithöchsten Liga gewonnen hat, steht das Team schon mindestens im Playoff-Turnier, das im März ausgetragen wird.