- Die Europameisterinnen aus England schrammen bei der Frauen-WM 2023 nur mit viel Dusel am Achtelfinal-Aus vorbei.
- Die «Lionesses» zwingen in Brisbane ein aufopferungsvoll kämpfendes Nigeria nach torlosen 120 Minuten erst im Penaltyschiessen (4:2) in die Knie.
- Zu diesem Zeitpunkt überstanden sie schon zwei afrikanische Lattentreffer (16./47.) und agierten seit der 87. Minute nach einem Aussetzer von Lauren James nur noch zu zehnt.
- Im Viertelfinal wartet am Samstagmittag der Sieger aus dem Duell Kolumbien vs. Jamaika.
Nur 22 Stunden nach dem Turnier-Aus für die Weltmeisterinnen aus den USA gegen Schweden musste an der 9. Endrunde das nächste Penaltyschiessen entscheiden. Und wieder wankte ein Team, das «Down Under» zu den Mitfavoritinnen auf den Titel gehandelt wird, bedrohlich.
England konnte bei der Nervenschlacht allerdings den Kopf aus der Schlinge ziehen und behielt gegen Nigeria das bessere Ende für sich. Im Anschluss an je einen verschossenen Elfmeter auf beiden Seiten zum Auftakt der Kurzentscheidung, trafen für die Europameisterinnen der Reihe nach Beth England (nomen est omen!), Rachel Daly, Alex Greenwood und Chloe Kelly.
Nach dem verwandelten Penalty der Manchester-City-Stürmerin war die Sache in Brisbane vor knapp 50'000 Zuschauenden gegessen. Denn davor hatte Michelle Alozie auch den 2. Versuch ihrer Farben kläglich vergeben und den Ball in den Nachthimmel befördert.
James muss nach einer Tätlichkeit unter die Dusche
Gegen ein über weite Strecken bescheidenes England hatten die 11-fachen Afrikameisterinnen lange an einer Sensation geschnuppert. Spätestens ab der Verlängerung gingen ihnen aber allmählich die Kräfte und so auch die Ideen aus. Entsprechend konnten sie aus ihrer numerischen Überlegenheit ab der 87. Minute keinen Profit schlagen.
Lauren James verlor nach einem Zweikampf die Nerven und stand einer Gegenspielerin auf das Gesäss. Nach VAR-Konsultation kassierte die 21-Jährige richtigerweise direkt die rote Karte.
Die vermeintlichen Favoritinnen mogelten sich nicht erst ab dieser Phase der Partie durch. Vielmehr war ihr 3. Vorstoss in Serie in einen WM-Viertelfinal ein ausgesprochenes Geknorze, eine Zitterpartie. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn lange vor dem glückhaften Showdown war hinter der britischen Keeperin Mary Earps das Gebälk zweimal erzittert:
- Die 30-Jährige wäre nach 16 Minuten geschlagen gewesen. Die herangebrauste Ashleigh Plumptre trifft bei der ersten Chance ihrer Farben mit einem strammen Abschluss von der Strafraumgrenze aber nur die Latte.
- Unmittelbar nach der Pause beklagen die 9-fachen Dauer-WM-Teilnehmerinnen (erst 1 Viertelfinal-Vorstoss 1999) den nächsten Aluminium-Treffer. Diesmal scheitert aus kurzer Distanz Uchenna Kanu per Kopf haarscharf.
Erst nach rund 20 Minuten kam die Elf von Trainerin Sarina Wiegman erstmals gefährlich auf. Für die erste britische Möglichkeit brauchte es aber einen Aussetzer in Nigerias Defensive. Alessia Russo brachte bei ihrem Abschluss aus rund 20 m aber zu wenig Druck hinter den Ball. Auch Daly reüssierte kurz darauf nicht. Nach einer halben Stunde nahm der Videoschiedsrichter einen Foulpenalty für England zurück.
Insgesamt fanden die Europameisterinnen volle 120 Minuten lang kein probates Mittel, um die massiert stehende Abwehr der «Super Falcons» zu durchbrechen.
So geht es weiter – es bleibt die Favoritinnenrolle
Die Engländerinnen erfahren erst in 24 Stunden, auf wen sie im Viertelfinal treffen werden: infrage kommen Kolumbien oder Jamaika. In jedem Fall gehört den «Lionesses» die Rolle der Favoritinnen, bringt doch nur Kolumbien die Erfahrung aus bislang einer einzigen K.o.-Partie an einer Endrunde (2015 im Achtelfinal gegen die USA; 0:2) mit.
Der Match mit England wird dann der letzte sein in der Runde der letzten Acht und steigt kommenden Samstag um 12:30 Uhr in Sydney (live bei SRF zu sehen).