3:0 gegen Costa Rica, 5:0 gegen Sambia – zum Auftakt der WM haben die Spanierinnen ihr Potential nicht nur angedeutet, sondern auch auf den Platz gebracht. Vom abschliessenden Gruppenspiel gegen Japan kann man das nicht behaupten. Gleich mit 0:4 ging «La Roja» gegen die Asiatinnen unter.
Die Niederlage an sich wäre für Spanien verkraftbar gewesen. Das Weiterkommen hatte man sich bereits durch die beiden Siege zuvor gesichert. Dass man von Japan aber derart ausgekontert, ja phasenweise fast schon etwas vorgeführt wurde, könnte im Team Spuren hinterlassen haben.
«Ich glaube, die Spielerinnen sind professionell genug und haben viele Dinge vergessen. Ich glaube aber auch, dass genau in denjenigen Momenten, in denen es schlecht läuft, viele Erinnerungen hochkommen», sagt Marca-Journalist Pablo Parra.
Wie stabil ist das zerbrechliche Gebilde?
Es sind Erinnerungen an eine schwierige und vor allem unruhige Vorbereitungsphase, die vor knapp einem Jahr in einem Massenrücktritt von 15 Spielerinnen gegipfelt hatte. Im Mittelpunkt: Der seit 2015 im Amt stehende Trainer Jorge Vilda.
Mit Blick auf die WM wurden die Differenzen beigelegt, oder zumindest zur Seite geschoben. Eine Liebesbeziehung ist das Verhältnis zwischen den Spielerinnen und ihrem Trainer, der vom Verband stets den Rücken gestärkt bekommen hat, aber bei weitem nicht. Vielmehr wirkt die Zweckgemeinschaft wie ein zerbrechliches Gebilde, das Störfaktoren so gar nicht gebrauchen kann.
«Vor ein paar Monaten hätte ich gesagt, Spanien kann die WM gewinnen. Das denke ich immer noch. Aber ein Spiel wie gegen Japan zu vergessen, ist schwierig», ist sich Parra, der das spanische Nationalteam seit 2017 begleitet, sicher.
Die These, wonach die Spanierinnen gegen Japan absichtlich verloren hätten, um als Gruppenzweiter auf die Schweiz zu treffen, unterstützt Parra nicht. Aber er räumt ein: «Es ist sicher besser, gegen die Schweiz zu spielen anstatt gegen Norwegen.»
Zu denken gab Parra die Art und Weise der Niederlage gegen Japan. «Wir haben nicht gut angegriffen, nicht gut verteidigt, kein Tor erzielt, keine gefährlichen Abschlüsse gehabt – das war das schlechteste Spiel in der Ära Vilda.»