Grosse Überraschungen, spannende Spiele, bittere Abschiede: Die WM in Australien und Neuseeland bot in der Gruppenphase viel Spektakel. Wer und was auffiel, ein Überblick.
Die Kleinen
Die Aufstockung auf 32 Teams hat nicht zu einem Leistungsabfall in der Breite geführt. Im Gegenteil: Aussenseiter wie Nigeria, Jamaika, Südafrika oder Marokko stehen im Achtelfinal. Defensiv arbeiten können inzwischen fast alle Teams, die Torhüterinnen halten oft stark.
Extreme Ergebnisse wie das 7:0 der Niederländerinnen gegen Vietnam, Deutschlands (wertloses) 6:0 gegen Marokko oder Norwegens 6:0 gegen die Philippinen sind eher Ausnahme denn Regel.
Die Grossen
Die deutsche Auswahl, die den WM-Titel als Ziel ausgegeben hatte, landete hart in der Realität. Doch auch andere Grössen wie Brasilien, Olympiasieger Kanada sowie China, Vize-Weltmeister von 1999, scheiterten früh.
Rekordweltmeister USA musste ebenso hart ums Weiterkommen kämpfen wie Norwegen, Weltmeister von 1995. Die volle Punktzahl erspielten in der Vorrunde nur England, Schweden und Japan.
Neue Stars
Die WM dient auch diesmal als grosse Bühne – und etliche Jungstars fühlen sich darauf äusserst wohl. Spielerinnen wie Englands Lauren James (21), die Niederländerin Esmee Brugts (20), Sophia Smith aus den USA (22), Haitis Melchie Dumornay (19) oder Kolumbiens Wunderkind Linda Caicedo (18) fallen mit ihrer Technik und teils spektakulären Toren besonders auf.
Auch die Führende der Torschützenliste, Japans Hinata Miyazawa (24), die in der Vorrunde wie Alexandra Popp viermal traf, überzeugt bei ihrem WM-Debüt. Die Südkoreanerin Casey Phair wurde im Spiel gegen Kolumbien (0:2) mit nur 16 Jahren und 26 Tagen zur jüngsten Spielerin der WM-Geschichte.
Alte Stars
Tragisch war der Abgang von Brasiliens Ikone Marta, für die das Turnier bereits nach der Vorrunde endete. Sie bewies grossen Sportsgeist, gratulierte dem gegnerischen Nationaltrainer Lorne Donaldson und Top-Spielerin Khadija Shaw zum Achtelfinal-Einzug Jamaikas.
Die 37-Jährige hatte im brasilianischen Team nur noch eine Nebenrolle gespielt, auch Kanadas Altstar Christine Sinclair (40) oder die US-Ikonen Megan Rapinoe (38) und Alex Morgan (34) prägten das Spiel nicht mehr wie in vergangenen Tagen.
Mit Köpfchen
Immerhin 27 der insgesamt 126 in der Vorrunde erzielten Tore wurden per Kopf erzielt. Die 1,78 Meter grosse Schwedin Amanda Ilestedt und Popp (1,74 Meter) nutzten ihre Grössenvorteile mit je drei Kopfballtoren konsequent aus.
Vom Elfmeterpunkt fanden 17 (von 22) Strafstössen den Weg hinter die Linie. Historisches schaffte Sambias Barbra Banda: Ihr verwandelter Elfmeter gegen Costa Rica war das 1000. WM-Tor. Den vielleicht schönsten von zahlreichen starken Treffern erzielte Irlands Kapitänin Katie McCabe nach einem Eckball.
Transparenz
Kaum Sorgen bereitet der Videobeweis – vielleicht auch, weil die Schiedsrichterinnen bei der WM ihre Entscheidungen dem ganzen Stadion über die Lautsprecher erklären müssen. Ein guter Service für die Fans vor Ort, die nur einmal irritiert waren: Bei Spaniens 5:0 gegen Sambia hatte Schiedsrichterin Oh Hyeon-jeong das 4:0 zunächst nicht gegeben.
«Kein Tor, kein Abseits», verkündete sie bei ihrer mit Hilfe des Videobeweises getroffenen Entscheidung, um sich dann gleich zu korrigieren: «Nein, nein, nein! Kein Abseits. Endgültige Entscheidung: Tor, Tor!»