Das herrliche Tor von Australiens Superstar Sam Kerr zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich läutete eine packende Schlussphase im Halbfinal zwischen den Gastgeberinnen und England ein. Am Ende behielten die «Lionesses» die Oberhand, auch weil Kerr beim Stand von 1:2 eine Grosschance auf den erneuten Ausgleich ausgelassen hatte.
Entsprechend niedergeschlagen zeigte sich die Chelsea-Akteurin nach der Partie. «Einfach nur Enttäuschung. Keine Worte», beschrieb sie ihre Gefühlslage nach der bitteren 1:3-Niederlage. Erst als sie zu den Fans befragt wurde, brachte Kerr eine längere Antwort über die Lippen: «Wir können ihnen nicht genug danken. Sie waren unglaublich. Wir fühlten die Liebe der Fans im ganzen Land.»
Wir wussten, dass die Kulisse verrückt sein würde. Unser Plan war, sie zum Schweigen zu bringen. Das haben wir geschafft.
Kerr dankte damit den Fans, die auch im Halbfinal für eine elektrisierende Stimmung gesorgt und das Stadium Australia in Sydney nach dem Traumtor zum 1:1 zum Beben gebracht hatten. Am Ende sollte es aber nicht reichen.
Ich weiss nicht, wie ich das mache. Ich glaube, ich bin in einem kleinen Märchen.
Anders sah die Gefühlslage nach dem erstmaligen Einzug in einen WM-Final natürlich bei den Engländerinnen aus. «Wir wussten, dass die Kulisse verrückt sein würde. Unser Plan war, sie zum Schweigen zu bringen. Das haben wir geschafft», sagte Englands Verteidigerin Lucy Bronze. «Es ist das Einzige, was ich mir immer gewünscht habe: bei einer Weltmeisterschaft in den Final zu kommen.»
Alessia Russo, Vorbereiterin zum 1:0 und Torschützin zum 3:1, wusste, dass das Spiel in den Schlussminuten auch eine andere Wendung hätte nehmen können: «Mit dem Ausgleich hat Australien Schwung ins Spiel gebracht. Das Tor von Lauren Hemp hat das Blatt gewendet, das war wirklich entscheidend.»
Wiegmans eindrückliche Serie
Für die niederländische Trainerin Sarina Wiegman wird es der vierte grosse Final seit 2017. Damals gewann sie mit den Niederlanden die Heim-EM, 2019 unterlag sie mit den Oranje-Frauen erst im WM-Final den USA. 2022 – ein Jahr nach ihrem Wechsel auf die Insel – feierte England unter ihrer Regie den Triumph im EM-Final gegen Deutschland. «Ich weiss nicht, wie ich das mache», sagte die 53-Jährige. «Ich glaube, ich bin in einem kleinen Märchen.»
Voller Fokus auf Spanien
Am Sonntag streben die Europameisterinnen von 2022 gegen Spanien nun das «Double» aus EM- und WM-Titel an. Nach 6 Siegen aus 6 Spielen ist das Selbstvertrauen bei den Britinnen entsprechend gross. «Ich habe das Gefühl, dass wir als Team eine solche innere Überzeugung haben, jede Herausforderung zu meistern», sagte Hemp und fügte an: «Wir wollen noch einen Schritt weiter gehen. Wir haben alle einen Traum und spornen uns gegenseitig an.»
