- Die Schweizer Nati setzt sich an der WM 2022 in Katar 3:2 gegen Serbien durch und trifft im Achtelfinal auf Portugal.
- Die Entscheidung im Stadium 974 führt eine von Remo Freuler vollendete Traumkombination (48.) herbei.
- Brasilien unterliegt Kamerun im anderen Spiel der Gruppe G, ist aber dennoch Gruppensieger.
Ein letzter geklärter Angriff in der 100. Minute, dann grenzenlose Freude: Geschafft – Achtelfinal ahoi! Betrachtete man das letzte Gruppenspiel der Schweiz gegen Serbien als Abschlusstest, dann bestand sie diesen nach reifer Leistung mit Bravour.
Ein Tor fehlt zu Platz 1
Die entscheidende Szene ereignete sich bereits in der 48. Minute: Es war, als hätten Brasiliens Zauberer im Direktduell ein wenig ihrer Magie auf die Schweizer übertragen. Das 3:2 durch Remo Freuler transportierte Copacabana-Feeling via TV in die kühle Schweiz. Die Vorlage des fulminanten Xherdan Shaqiri – ein frecher Chipball – legte Ruben Vargas herrlich mit der Hacke ab. Freuler spedierte die Kugel aus 11 Metern ins Tor – «Joga Bonito» Schweizer Art.
Nach dem Auftritt als «Spektakel-Schweiz» besann man sich auf die Kernkompetenz unter Murat Yakin: Stabilität. Serbien kam kaum zu Ausgleichchancen. Manuel Akanji näherte sich bei einem Freistoss dem 4:2 (81.), auch Joker Christian Fassnacht (89.) vergab die Vorentscheidung. Bitter: Es wäre das Tor zum Gruppensieg gewesen – und Südkorea statt Portugal der nächste Gegner.
Die Ausgangslage war delikat gewesen: Der Ausfall der erkälteten Yann Sommer und Nico Elvedi, die durch Gregor Kobel und Fabian Schär aber gleichwertig ersetzt wurden. Die von Medien beider Nationen aufgewärmte «Doppeladler»-Geschichte. Und hitzig wurde es: Aleksandar Mitrovic liess sich gar leicht fallen (65.). Der ausbleibende Penaltypfiff trieb die Bank der «Weissen Adler» zur Weissglut. Captain Granit Xhaka kassierte Gelb (95.) und liess sich zu einer Geste hinreissen, die Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
4-Tore-Spektakel in Halbzeit 1
Die Nati hatte nach dem 0:1 gegen Brasilien den Vorwurf der Mutlosigkeit hinnehmen müssen. In Sachen Offensivszenen übertraf sie jenen Auftritt schon nach 24 Sekunden: Xhaka und Embolo nach schönem Shaqiri-Zuspiel verpassten den ultimativen Traumstart denkbar knapp. Serbien wurde davon aus dem Dornröschen-Schlaf gerissen: Andrija Zivkovics Geschoss knallte an den Pfosten (11.).
Es waren Vorboten einer noch wilder und spektakulärer werdenden 1. Halbzeit:
- 20. Minute: Shaqiri, wer sonst? Der Mann der wichtigen Momente markiert das 1:0 – und hat wie sonst nur Lionel Messi und Cristiano Ronaldo seit 2014 an jeder WM getroffen. Nach Ricardo Rodriguez' blindem Zuspiel ins Zentrum behält Djibril Sow die Übersicht und bedient Shaqiri. Dessen Schuss wird unhaltbar abgefälscht.
- 26. Minute: Dusan Tadic luchst Freuler den Ball ab und findet viel Raum vor. Von halblinks flankt er auf Mitrovic, der den Ball herrlich per Kopf ins lange Eck bugsiert.
- 35. Minute: Fehlpass Shaqiri, dann kann Freuler nicht klären: Nach einer Kette an Missgeschicken landet der Ball bei Dusan Vlahovic. Dieser hat keine Mühe, aus kurzer Distanz die Wende zu vollenden.
- 44. Minute: Die Nati lässt sich davon nicht beeindrucken: Sow bedient Widmer auf dem rechten Flügel, dieser findet direkt Embolo: 2:2, der Schlusspunkt einer verrückten 1. Hälfte.
Ganz so verrückt wurde es nach dem Seitenwechsel nicht mehr, dafür beim Blick durch die Schweizer Brille umso erfreulicher. Die Schweiz trifft somit im Achtelfinal auf Portugal. Die Partie sehen Sie am 6. Dezember um 20 Uhr bei SRF.