«Wir haben das Maximum gegeben, das ist die Hauptsache», meinte Marokkos Trainer Walid Regragui nach der 0:2-Niederlage im WM-Halbfinal. Der 47-Jährige stellte wie seine Spieler fest, dass die Mannschaft gegen Frankreich eine grossartige Leistung gezeigt hatte – eine weitere an dieser WM.
«Wir haben unglaublich viel Kraft investiert», stellte Goalie Bono fest. «Wir hatten unsere Chancen. Wir wollten unbedingt in den Final und waren uns unserer Sache sicher, aber es hat leider nicht geklappt.»
Den Glauben an den ganz grossen Coup hatte nicht nur die Mannschaft. Auch die zehntausenden Fans im Stadion und jene, die sich in den Städten Marokkos auf den Terrassen der Cafés wiederfanden, waren voller Zuversicht. Erst nach dem 0:2 begannen sich die Treffen auf den Strassen aufzulösen. Nach dem Schlusspfiff waren aber dennoch in Casablanca, Rabat und anderen Städten Autokorsos zu sehen und Hupkonzerte zu hören.
Lob vom Gegner
«Die Niederlage ändert nichts daran, was wir geleistet haben», stellte Regragui fest. Mit einer Mannschaft, der das von den wenigsten zugetraut worden war, marschierte der Coach durch das Turnier und eliminierte mit Belgien, Spanien und Portugal drei europäische Schwergewichte.
Gegen Frankreich kassierte Marokko in der Startphase seinen erst zweiten Turniertreffer und fand danach die Mittel, den Weltmeister mit Angriffen in Bedrängnis zu bringen. «Sie haben uns viele Probleme bereitet. Sie haben mich beeindruckt», sagte Frankreichs Antoine Griezmann, der zum Spieler der Partie gewählt wurde.
Die Zeit der Bestätigung
Was kommt jetzt auf Marokko zu, auf die Spieler, die grösstenteils viel besser aufgetreten sind, als das Renommee ihrer Klubs vermuten lassen würde? «Nach einer Niederlage ist es schwierig, die Zukunft zu planen», sagte Regragui. «Die Leute erwarten jetzt, dass wir gewinnen», sagte der ehrgeizige Coach und verwies auf den Afrika-Cup im Januar 2024 in der Elfenbeinküste.
Einige Spieler dürften bis dahin bei grösseren Klubs untergekommen sein. Abräumer Sofyan Amrabat (Fiorentina) soll bei Liverpool ein Thema sein, an Mittelfeldstratege Azzedine Ounahi (Angers) soll Leicester Interesse bekunden.
Am Samstag um Platz 3
Der Fussball in Marokko soll dank den Leistungen der «Löwen vom Atlas» wachsen: «Wir wollen uns für jede WM qualifizieren, damit es für die Menschen in Zukunft normal ist. Wir haben viel erreicht, wir haben gezeigt, dass wir mit den Top-Teams mithalten können. Wir müssen beweisen, dass es kein Zufall war», so Trainer Regragui.
Am Samstag besteht schon die erste Möglichkeit zur Bestätigung. Die Marokkaner beenden die für sie historische WM so, wie sie sie begonnen hatten: mit einem Duell gegen Kroatien (0:0). Diesmal wäre ein positives Resultat aber keine Überraschung mehr.