Stolz hielt Marion Daube das Uefa-Couvert mit dem begehrten Zettel darin in den Händen: «Switzerland», die Zusage für die EM 2025 der Frauen und das Versprechen auf ein Fussballfest mit internationalen Gästen in der Schweiz.
«Es ist schon ein bisschen surreal. Wir haben immer daran geglaubt und waren auch überzeugt von allem, aber wenn dann der Name auf einmal kommt, ist das ein grossartiger Moment», sagte die Projektleiterin der Kandidatur im Anschluss an die Vergabe in Lissabon gegenüber SRF.
«Dieser grosse Schritt wird die Entwicklung des Frauenfussballs auf allen Stufen prägen. Mein Dank gebührt allen Beteiligten, die dieses Projekt ermöglicht haben, ganz besonders auch den Verantwortlichen beim Bund, den Kantonen und den Austragungsstädten, welche uns von Anfang an unterstützt haben.»
Daubes Präsentation verfing beim Exekutivkomitee
Dass die im Vorfeld geleistete harte Arbeit belohnt worden sei, erfülle sie mit Stolz. Berücksichtige man, wie sehr die EM im letzten Jahr in England die Entwicklung des Sports bei den Frauen vorangebracht habe, könne man auf einen ähnlichen Effekt in der Schweiz hoffen. «Wir können dem Frauen-Fussball noch einmal einen Boost verleihen und ganz neue Wege gehen.»
Mit ihrer 5-minütigen Präsentation vor Ort hat Daube offenbar das Exekutivkomitee überzeugen können. Drei Wahlgänge waren nötig, bis die Vergabe an die Schweiz fix war. Im letzten wurde das nordische Quartett mit Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden mit 9:4 Stimmen ausgestochen.
Wir brauchen alle an Bord. Aber wir schaffen das!
«Das ist ein historischer Tag für die Schweiz, den SFV und den Frauenfussball», frohlockte SFV-Zentralpräsident Dominique Blanc, der bereits nach vorne schaut. Nun gelte es, so schnell wie möglich ein Organisationskomitee zusammenzustellen. Im April und Mai sind bereits erste Workshops und Besuche der Austragungsorte mit der Uefa geplant, um die Zeit bis zum Turnier zu planen. «Wir brauchen alle an Bord: Die Politik, den Sport und auch die nötige Finanzkraft, damit wir uns im besten Licht zeigen können. Aber wir schaffen das!», so Blanc.
Auch die Schweizer Städte freuen sich auf die EM. «Ich bin überzeugt: Das wird ein grosses Fussballfest», erklärte etwa der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (Mitte). Und auch von höchster Stelle wurde der Uefa-Entscheid natürlich begrüsst. «Diese Europameisterschaft ist eine grosse Chance für die Schweiz und für die Weiterentwicklung des Frauen- und Mädchenfussballs», erklärte Sportministerin Viola Amherd.
Die Bundesrätin verlieh auch ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Schweiz 2025 mit einer schlagkräftigen Nati am Heimturnier vertreten sein wird. Diese bereitet sich derzeit im Kanton Schwyz auf die Testspiele im Rahmen der WM-Vorbereitung gegen China am Donnerstag und gegen Island am Dienstag in einer Woche vor.
Ein Eröffnungsspiel im Wankdorf wäre toll.
Eine Flasche Sekt habe man sich gegönnt, verriet Rekordtorschützin Ana Maria Crnogorcevic. «Es war eine riesige Anspannung da. Umso grösser ist nun natürlich die Erleichterung und die Freude, dass wir es geschafft haben.» Mit der bevorstehenden WM in Australien und Neuseeland vor Augen sei die EM in zwei Jahren zwar noch etwas weit weg. Dennoch freut sich die Crnogorcevic jetzt schon auf den Anlass. «Ein Eröffnungsspiel im Wankdorf wäre toll.» Aber allgemein sei ein grosses Turnier vor heimischem Publikum wohl eine einmalige Erfahrung im Leben einer Fussballerin.
«Ich weiss, was eine Heim-EM bedeutet, ich habe es als Spielerin erlebt», bestätigte Trainerin Inka Grings. «Es ist eine grosse Ehre, auch eine grosse Belastung. Diese nimmt man aber sehr gerne an.»