Nach zwei Jahren als Nationaltrainerin von Ghana übernimmt Nora Häuptle auf das neue Jahr das Nationalteam von Sambia. Wir haben mit der 41-Jährigen über den Wechsel, die Erwartungen an den Umgang mit den Topspielerinnen Rachael Kundananji und Barbra Banda und ihre Ziele gesprochen.
SRF Sport: Wie kam es zum Wechsel zu Sambia?
Nora Häuptle : Der Vertrag bei Ghana ist 2024 ausgelaufen. Es gab Gespräche über eine Verlängerung, aber wir sind uns nicht ganz einig geworden in der Ausrichtung. Es ist nichts Schlechtes vorgefallen, wir haben uns einfach nicht gefunden. Es war emotional, mich von den Spielerinnen zu verabschieden. Aber letztlich ist es ein Teil des Geschäfts, dass Beziehungen auseinandergehen.
Das Interesse von Sambia ist vor allem in der Qualifikation für die Olympischen Spiele entstanden. Wir haben damals mit Ghana in Sambia einen riesen Match gespielt und das ganze Volk dort hat das wahrgenommen. Dort ist der erste Kontakt entstanden, der letztlich zu der Vertragsunterzeichnung geführt hat.
Die sportlichen Perspektiven dürften mit Sambia besser sein. Sagt Ihnen das als Trainerin eher zu, lieber an den grossen Turnieren um Titel kämpfen als wie in Ghana fussballerische Entwicklungshilfe leisten?
Ich bin grundsätzlich sehr gut darin, das Potenzial einzuschätzen und sehe den Reiz darin, dieses zu erarbeiten. Ich traue mir absolut zu, dies auch auf diesem Niveau zu machen. Klar ist es eine grosse Herausforderung, der ich mich aber gerne stelle.
In meiner Erfahrung sind die Top-Stars am hungrigsten und wollen sich stetig weiterentwickeln.
Zeigen sich die Unterschiede zwischen Sambia und Ghana auch neben dem Platz? Ist Sambia da weiter?
Bevor ich ein Urteil fälle, muss ich mir vor Ort ein Bild machen. Wenn ich die Arbeitsbewilligung habe, werde ich nach Sambia reisen. Ich werde viele Fragen stellen, Gespräche führen, aber mir nicht zu früh ein Urteil anmassen.
Gibt es klimatische Unterschiede, welche das Arbeiten in Sambia begünstigen? In Ghana konnte ja jeweils nur am frühen Morgen oder am Abend trainiert werden.
Wir sind auf einem anderen Grad, es ist sicher etwas grüner und die Temperaturen milder. Da bin ich sicher nicht unglücklich darüber. Am Ende spielen wir aber überall in Afrika und müssen mit allen Bedingungen klarkommen.
Mit den in den USA spielenden Racheal Kundananji (Bay FC) und Barbra Banda (Orlando Pride) haben Sie 2 Topstars im Kader. Wie blicken Sie auf die Zusammenarbeit mit ihnen voraus?
Ich bin sehr neugierig und offen, die beiden Persönlichkeiten kennenzulernen. In meiner Erfahrung sind die Topstars am hungrigsten und wollen sich stetig weiterentwickeln. Darauf freue ich mich sehr.
Kann es dafür sein, dass das Leistungsgefälle im Team umso grösser ist und es schwieriger ist, die Topstars bei Laune zu halten, falls es nicht läuft?
Grundsätzlich muss man sich immer mit den Menschen im Team auseinandersetzen. Ich glaube, es braucht eine gute Kaderstruktur und eine gute Rollenverteilung. In der Kaderzusammenstellung muss man die Balance finden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in Afrika der Teamgedanke immer an vorderster Stelle steht, daher mache ich mir da keine Sorgen.
Wie sieht Ihr Trainingsalltag künftig aus?
Neben den sechs Zusammenzügen im Jahr habe ich auch die technische Leitung über die U-Nationalteams, wo wir die U17-WM im eigenen Land ausrichten werden. Natürlich werde ich auch die Spielerinnen scouten, ich werde also sehr viel unterwegs sein.
Was sind Ihre Ziele mit Sambia?
In erster Linie geht es darum, den nächsten Schritt zu machen. Beim Afrika Cup wollen wir über den Halbfinal hinauskommen und uns für die grossen Turniere (WM und Olympia) qualifizieren.
Das Gespräch führte Joel Stalder.