EM-Zweite 2022, Olympia-Bronze 2024 – doch dazwischen eben auch das enttäuschende Vorrunden-Out an der WM 2023. Deutschland hat wechselhafte Jahre hinter sich. Und auch wenn im Letzigrund mit der eben erst aus der DFB-Elf zurückgetretenen Alexandra Popp ein Eckpfeiler fehlen wird und die Nati zuletzt gegen Australien und Frankreich überzeugen konnte, bleibt die Weltnummer 2 gegen die Schweiz am Freitag klarer Favorit.
Dies sieht auch SRF-Expertin Rachel Rinast so: «Das ist eine ganz starke Equipe, sowohl technisch, als auch athletisch. Deutschland ist für mich auf jeden Fall ein Kandidat für den EM-Titel 2025.»
Wück neu an der Linie
Auf dem Weg an die EM 2025 übernahm Christian Wück nach den Olympischen Spielen in Paris die Geschicke von Horst Hrubesch. Er, der zuvor nur im Junioren- und Männerfussball gearbeitet hatte, ist für Rinast eine spannende Wahl, aber auch eine logische, weil er «gut mit jüngeren Spielerinnen und Spielern umgehen kann». Und davon gibt es bei Deutschland – wie auch in der Nati – gerade so einige.
Deutsche Tore verhindern soll am Freitag Elvira Herzog. Nachdem das Rennen um die Nachfolge von Gaëlle Thalmann nach der WM 2023 zwischen Herzog und Livia Peng lange offen schien, wurde die 24-jährige Zürcherin Anfang Woche zur Schweizer Nummer 1 erkoren. Im Letzigrund – ihrer alten Heimat – wird sie erstmals mit neuem Status auflaufen.
Rinast, die mit der aktuellen Leipzig-Torhüterin einst noch zusammen in der Nati gespielt hat, traut ihr den Sprung zur Nummer 1 problemlos zu: «Ich habe schon damals, als sie 17, 18 war, gesagt, dass sie alle Voraussetzungen mitbringt und ich es mir sehr gut vorstellen kann, dass sie irgendwann die Eins wird.» Herzog verfüge über die nötige Grösse, «hat eine unfassbare Ausstrahlung und wirkt sehr ruhig».
Sundhage als Schlüssel
Ruhe bringt auch Startrainerin Pia Sundhage ins Team. Seit die Schwedin im Januar übernommen hat, ist die Stimmung rund um die Nati stetig besser geworden – und mit ihr die Resultate. Ihr Erfolgsrezept, wenn es nach Rinast geht? «Sundhage hat eine grosse Präsenz, beansprucht den Raum aber nicht für sich, sondern gibt ihn dem Team. Und intern gab es nie gross Streit. Deshalb wundert es mich nicht, dass es jetzt besser läuft.»
Im Schweizer Lager gibt es daneben vor dem Deutschland-Spiel noch weitere aktuelle Themen:
- Verletzungsmisere: Mit Luana Bühler, Lia Wälti und Géraldine Reuteler fallen für die beiden Tests gleich 3 routinierte Spielerinnen verletzungsbedingt aus. In die Bresche springen könnte am Freitag gegen Deutschland und dann am Montag gegen England Coumba Sow. «Sie ist eine Spielerin, die sich immer den A... aufreisst und vor der Abwehr wie ein Staubsauger spielt. Ich würde mich freuen, wenn sie das Vertrauen kriegt.»
- «Jugendwahn»: Noemi Ivelj, Iman Beney, Sydney Schertenleib und die aktuell angeschlagene Naomi Luyet werden allesamt noch keine 20 Jahre alt sein, wenn im kommenden Sommer die EM beginnt. Rinast lobt die Jungen in der Nati in den höchsten Tönen: «Wer die Spiele von ihnen gesehen hat, weiss, dass sie nicht nur ein ‹Goodie› sind, sondern richtige Verstärkungen. Sie bringen eine ganz andere Art von Fussball ins Team, sind sehr selbstbewusst mit dem Ball am Fuss und haben keine Angst vor dem Dribbling.»