Franz Beckenbauer ist tot. Die deutsche Fussball-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Beckenbauer war sowohl als Spieler (1974) als auch als Trainer (1990) Weltmeister. Mit Bayern München gewann er als Spieler drei Mal den Meistercup.
Beckenbauer – eine Legende
«In einem Jahr habe ich mal 15 Monate durchgespielt.» Um einen Spruch war Franz Beckenbauer nie verlegen. Nicht nur deswegen genoss der gebürtige Münchner über die deutschen Grenzen hinaus Kultstatus. Ob als Spieler, als Trainer oder später Manager und Funktionär – Beckenbauer hat den Fussball über viele Jahre geprägt.
Angefangen hatte einst alles in München. Mit einer schicksalhaften Ohrfeige. Der 12-jährige Franz traf mit seinem Jugendklub auf den TSV 1860 München, dem er sich künftig anschliessen wollte. Eine «Watschn» eines Gegenspielers veränderte allerdings alles: Statt zur klaren Nummer 1 der Stadt ging Beckenbauer zum FC Bayern München. Und wurde dort zu einem der erfolgreichsten deutschen Fussballer überhaupt.
Pokale, Pokale und noch mehr Pokale
Sein Debüt in der ersten Mannschaft der Bayern krönte der damals 18-Jährige 1964 sogleich mit einem Tor. Und sorgte mit vielen weiteren für den Aufstieg in die Bundesliga. Danach regnete es Pokale: Vier Mal wurde Beckenbauer mit den Bayern Meister, vier Mal DFB-Pokalsieger, drei Mal Europapokalsieger der Landesmeister, Weltpokalsieger, … Pokale, Pokale, Pokale!
-
Bild 1 von 9. Die Anfänge. Beckenbauer (im Bild ganz links) erlernt das Fussball-ABC beim SC 1906 München. Vor seinem 14. Geburtstag wechselt er in die Jugend-Abteilung von Bayern München. Bildquelle: imago images.
-
Bild 2 von 9. Der Junior wird zum Profi. Nach einigen Jahren in der Jugendmannschaft beim FC Bayern München gelingt Beckenbauer im Sommer 1964 im Alter von 18 Jahren der Sprung zu den Profis. Eine sehr erfolgreiche Zeit beginnt. Bildquelle: imago images.
-
Bild 3 von 9. Daheim im Olympiastadion. Von 1964 bis 1977 spielt Beckenbauer ununterbrochen für die Bayern (hier läuft er 1976 mit den Gladbachern Berti Vogts und Jupp Heynckes ins Olympiastadion ein). Mit den Bayern holt der Kaiser je 4 Meistertitel und Pokal-Triumphe, 3 Siege im Europapokal der Landesmeister sowie einen Triumph im Europapokal der Pokalsieger. Bildquelle: imago images.
-
Bild 4 von 9. New York, New York. Nach fast 400 Bundesligaspielen für die Bayern geht Beckenbauer 1977 in die USA. In der North American Soccer League spielte er bei New York Cosmos zu Beginn mit Pelé zusammen und holt bis zu seinem 1. Abschied 1980 gleich 3 Mal den Titel. 1983 kommt Beckenbauer für ein Jahr zu Cosmos zurück und bestreitet am 12.09.1983 sein letztes Karriere-Spiel. Bildquelle: imago images.
-
Bild 5 von 9. Zurück in der Bundesliga. Nach 3 Jahren in New York kehrt Beckenbauer für 2 Saisons zurück in die Bundesliga zum Hamburger SV. Mit dem HSV holt er 1982 seine 5. deutsche Meisterschaft. Bildquelle: imago images.
-
Bild 6 von 9. Welt- und Europameister. Ebenso reich dekoriert wie seine Klub-Karriere ist Beckenbauers Nationalmannschafts-Laufbahn. Mit Deutschland gewinnt der Münchner 1972 die EM und 1974 die WM. Zudem wird Beckenbauer Vize-Weltmeister 1966, WM-Dritter 1970 und Vize-Europameister 1976. Bildquelle: imago images.
-
Bild 7 von 9. Der Titel in Rom. Rund ein Jahr nach seinem Rücktritt als Spieler übernimmt Beckenbauer 1984 die DFB-Elf. Nach Platz 2 bei der WM 1986 und dem Halbfinal-Out bei der EM 1988 gelingt Deutschland mit Teamchef Beckenbauer 1990 der grosse Triumph. Dank einem Penalty-Tor von Andreas Brehme gewinnt Deutschland das WM-Endspiel in Rom gegen Argentinien mit 1:0. Bildquelle: imago images.
-
Bild 8 von 9. Der Kaiser in Frankreich. In der Saison 1990/91 arbeitet Beckenbauer für Olympique Marseille (zunächst als Cheftrainer, später als technischer Direktor). Mit den Südfranzosen gewinnt der Kaiser die Meisterschaft und erreicht das Endspiel im Europapokal der Landesmeister. Bildquelle: imago images.
-
Bild 9 von 9. Der Interims-Trainer. Im Anschluss an sein Marseille-Engagement wechselt Beckenbauer in den Vorstand der Bayern. Unter anderem ist er von 1994 bis 2009 Präsident. Zweimal hilft er als Interims-Trainer aus und holt 1994 die deutsche Meisterschaft (Bild) und 1996 den Uefa-Pokal. Bildquelle: imago images.
Auch in der Nationalmannschaft legte Beckenbauer eine herausragende Karriere hin. Als er 1965 sein Debüt gab, hatte er erst sechs Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Und es dauerte fast 10 Jahre, bis er mit dem DFB-Team 1974 Weltmeister wurde. Zwei Jahre zuvor hatte er die Mannschaft als Captain bereits zum EM-Titel geführt. Insgesamt lief er für Deutschland in 103 Länderspielen auf. Und wurde nur 6 Mal ausgewechselt.
Weltmeister auch als Trainer
Nicht minder erfolgreich war Beckenbauer als Trainer der deutschen Nationalmannschaft, die er 1990 zum dritten WM-Titel führte. Er ist neben dem Brasilianer Mario Zagallo und dem Franzosen Didier Deschamps der einzige Fussballer, der sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister wurde.
«Diesen einmaligen Zusammenhalt in dieser Mannschaft hat Franz Beckenbauer geschaffen. Kein anderer. Ihm haben wir alles zu verdanken!», sagte der damalige Captain Lothar Matthäus erst im August 2023 zum 33-jährigen Jubiläum des zweiten WM-Titels.
Beckenbauer machte sich auch als Funktionär einen Namen. So amtete er von 1994 bis 2009 als Präsident des FC Bayern und war gleichzeitig für den DFB tätig. Als Leiter des Organisationskomitees hatte er massgeblichen Anteil daran, dass die WM 2006 in Deutschland stattfand.
Seine Popularität und Beliebtheit nutzte Beckenbauer für verschiedenste Zwecke. Er war Fernsehkommentator, schrieb eine Kolumne für die «Bild»-Zeitung, und mit «Gute Freunde kann niemand trennen» schaffte er es sogar in die Charts. Auch in der Werbeindustrie war Beckenbauer ein gefragtes Gesicht. Sein Spruch «Ja, is' denn heut' scho' Weihnachten» im Werbespot eines Mobilfunknetzbetreibers ist bis heute legendär.
Mehr Schatten als Licht
In den vergangenen Jahren führte die einstige Lichtgestalt des deutschen Fussballs allerdings ein Schattendasein. Der Tod seines Sohnes Stefan, der 2015 an einem Hirntumor starb, setzte dem «Kaiser» massiv zu.
Im gleichen Jahr wurden Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2006 gegen Beckenbauer laut. Gar von Stimmenkauf war die Rede. Bestätigt haben sich die Vorwürfe nie, auch weil viele davon verjährt waren. Und trotzdem lag auf dem einstigen Sommermärchen plötzlich ein Schatten.
Auch aus gesundheitlichen Gründen zog sich Beckenbauer mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. 2016 bekam er bei einer Herz-OP drei Bypässe. Seit einem Augeninfarkt war er auf einem Auge zudem blind, wie er 2022 verriet. Am 7. Januar 2024 schlossen sich seine Lider für immer.