Die Ethikkommission unter dem deutschen Vorsitzenden Hans-Joachim Eckert stellte im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2018 nach Russland und 2022 nach Katar zwar Verstösse und Verdachtsmomente fest.
Keine dieser Vergehen wurden aber als so gravierend eingestuft, dass sie den Ausgang der umstrittenen WM-Vergaben entscheidend beeinflusst hätten. Auch gegen die anderen 7 Bewerber werden keine Sanktionen gefordert.
Garcia gegen Eckert
Das Gremium basierte sein 42-seitiges Fazit auf den Untersuchungsbericht des ehemaligen US-Staatsanwalts Michael J. Garcia, der 75 Zeugen befragt und 200'000 Seiten Material studiert hatte. Garcia kritisierte die Schlussfolgerungen der Kommission aber umgehend als «unvollständig und fehlerhaft» und kündigte Berufung an. Weitere Diskussionen dürften damit nicht zu vermeiden sein.
Angebote und Geschenke an Funktionäre
Im Abschlussbericht der Ethikkommission wird unter anderen der ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner erwähnt, der von mehreren Kandidaten mit unmoralischen Angeboten kontaktiert wurde. Ein direkter Zusammenhang mit den WM-Bewerbungen konnte aber nicht festgestellt werden.
Japan, Südkorea und die USA buhlten offenbar mit Geschenken um die Stimme von FIFA-Funktionären oder sollen versucht haben, Absprachen mit anderen Kandidaten zu treffen.
Zerstörte Computer in Russland
Beim nächsten WM-Gastgeber Russland waren die Ermittlungen offenbar schwierig, weil viele Computer zerstört worden sind. Nachgewiesen werden konnten einzig mehrere Verstösse gegen Meldepflichten von Kontakten mit FIFA-Exekutivmitgliedern. Diese sollen auf die WM-Vergabe aber keinen Einfluss gehabt haben.
Als einzige Kandidaten nichts zuschulden kommen lassen hatten sich Belgien und die Niederlande, welche sich gemeinsam für die WM 2018 beworben hatten.
Lob an Blatter
Ausdrücklich gelobt wurde von der Ethikkommission FIFA-Präsident Sepp Blatter. Der 78-Jährige verdiene «Anerkennung» für die Kooperation der FIFA mit den Ermittlern, schrieb Eckert.
Bericht im September weitergereicht
Die FIFA-Ethikkommission war nach Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) aktiv geworden. Chefermittler Michael Garcia hatte seinen Bericht im September an die Verhandlungskammer von FIFA-Ethikrichter Hans-Joachim Eckert weitergeleitet.
Der Bericht Eckerts wurde nun veröffentlicht, die gesamte Untersuchung Garcias soll jedoch unter Verschluss bleiben.
Sendebezug: Radio SRF 4, Nachrichten, 13.11.2014, 10:30 Uhr.