In der Schweiz ist Raoul Savoy kein wirklich bekannter Name. Seine Aktiv-Karriere als Amateur-Goalie musste der 50-Jährige im Alter von 28 Jahren wegen Schulterproblemen beenden. Er war in der Tschagajew-Ära 2011 Delegierter von Neuchâtel Xamax. 2013 trainierte der Waadtländer die U21 des FC Sion in der Promotion League. Damit hat es sich dann aber auch schon.
WM-Traum mit einem der ärmsten Länder der Welt
Viel aufregender ist Savoys Wirken in Afrika. Seine Stationen führen von Marokko über Algerien bis nach Gambia, Äthiopien, Kamerun und Eswatini (ehemals Swasiland). Er hat vom Norden bis in den Süden Afrikas Teams trainiert.
Ich will das dem Land ein erstes Mal ermöglichen, um die Menschen hier noch stolzer zu machen. Natürlich will man als Trainer einmal an einer WM teilnehmen.
Aktuell ist er Coach der Republik Zentralafrika. Der Afrika-Cup im kommenden Januar wurde um 2 Punkte verpasst. In der WM-Qualifikation holte sein Team am Montag vor einer Woche beim 1:1 in Mali im zweiten Spiel den ersten Punkt.
Die Endrunde zu erreichen, ist das grosse Ziel von Savoy. «Ich will das dem Land ein erstes Mal ermöglichen, um die Menschen hier noch stolzer zu machen. Und natürlich will man als Trainer einmal an einer WM teilnehmen», sagt er.
Trainer von Stars wie Kondogbia
Dass dies vielleicht ein unerfüllter Traum bleiben wird, dürfte auch Savoy bewusst sein. Denn die Republik Zentralafrika ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auch für Fussball fehlt immer wieder das Geld. Ein weiteres Problem: Viele Spieler sind in Europa aufgewachsen und verdienen ihr Geld dort. Nicht alle sind immer bereit, die Reise-Strapazen auf sich zu nehmen und ihre Karriere für ihr Heimatland zu riskieren.
Bestes Beispiel ist Geoffrey Kondogbia. Der ehemalige Spieler von Inter Mailand und Atletico Madrid (aktuell ist er in Marseille engagiert) hat im Alter von 30 Jahren erst ein Dutzend Länderspiele absolviert, einige davon als Captain.
Savoy: Trainer, Scout und Reiseplaner
Savoy ist viel mehr als nur Trainer. Das Scouting gehört genauso zu seinen Aufgaben wie die Reiseplanung. «Man muss sehr viel mehr regeln, sich um alles kümmern. Die Reisen sind sehr lang. Manchmal ist es schwierig, Unterkünfte für das Team zu finden», erklärt er. Wenigstens muss er sich nicht um sein persönliches Wohl fürchten. «Ich habe einen wichtigen Posten, bin da bekannt. Die Behörden passen auf», sagt er.
Sein Engagement in Zentralafrika hat wenig mit der Idylle in seiner Heimat in Sainte-Croix/VD (auf 1086 m ü. M. gelegen) gemeinsam. Savoy wurde 2014 erstmals Nationaltrainer. Doch im Zuge des Bürgerkrieges fiel die Mannschaft auseinander. In Gambia, der nächsten Station, fehlte irgendwann das Geld. 2015 war Savoy plötzlich arbeitslos.
Es ist schon so: Ich würde gerne einmal in der Schweiz Trainer sein.
In der Schweiz nicht ernstgenommen
Er erwarb die Uefa-Pro-Lizenz und musste dies in Schottland tun. «Als ich mich in der Schweiz für die Ausbildung beworben habe, dachte der Verband, ich sei ein Tourist, und nahm mich nicht ernst», erzählte Savoy vor zwei Jahren gegenüber der NZZ.
Sein Verhältnis zu seiner Heimat ist etwas zwiespältig. «Man hat mich in der Schweiz nie angefragt. In Afrika schätzt man meine 20-jährige Erfahrung und meine Qualitäten», sagt Savoy. Doch aufgegeben hat er noch nicht ganz. «Die Schweiz ist meine Heimat und ich fühle mich hier ein bisschen wie der Prophet, der im eigenen Land nichts gilt. Aber es ist schon so: Ich würde gerne einmal in der Schweiz Trainer sein.» Die nächsten Monate verbringt er jedenfalls in der Schweiz, wo auch seine Frau und seine beiden Töchter leben.