Ende Februar hat mit Esther Staubli die einzige in der Super League aktive Schiedsrichterin ihren sofortigen Rücktritt verkündet. Nach Nicole Petignat war die Bernerin die zweite Schweizer Frau, die in der höchsten Schweizer Spielklasse der Männer zum Einsatz kam.
Staubli hat in ihrer Karriere auch auf internationalem Parkett zahlreiche Partien gepfiffen, darunter etwa den EM- sowie den Champions-League-Final der Frauen. Die Lücke, die sie hinterlässt, ist gross – wurde in der Super League aber sogleich wieder geschlossen.
Am 20. April kam Désirée Grundbacher zu ihrem Super-League-Debüt beim 3:0 von Yverdon gegen Stade-Lausanne-Ouchy. Und am Pfingstwochenende hatte die 40-Jährige ihren 2. Einsatz in der höchsten Schweizer Liga, wiederum in Yverdon (3:1 gegen Luzern).
Grundbacher pfeift seit Oktober 2022 Spiele in der Challenge League, nachdem sie sich sukzessive hochgearbeitet hat. Auf internationalem Parkett hat sie jüngst ebenfalls einen Meilenstein erreicht. Im März leitete sie das Männer-Länderspiel zwischen San Marino und St. Kitts and Nevis.
Spagat zwischen Familie, Job und Schiedsrichter-Karriere
Zu verdanken ist das ihrem inzwischen reichen Erfahrungsschatz. Seit 2012 besitzt die ehemalige Schweizer Nationalspielerin (13 Länderspiele) den Fifa-Status und gehört bei der Uefa der Gruppe «First» an, was der zweithöchsten Kategorie entspricht. In der ersten Hälfte der Saison 2023/24 war Grundbacher unter anderem in der Women’s Nations League und der Women’s Champions League zu Einsätzen gekommen.
Selbstverständlich ist Grundbachers beachtliche Laufbahn nicht. Neben ihrer Tätigkeit als Schiedsrichterin arbeitet sie 50 Prozent als Kundenbetreuerin bei einer Krankenkasse. Zudem ist sie Mutter zweier Kinder. Es brauche viel Organisation, um das alles unter einen Hut zu kriegen, sagt sie. «Für mich war die Priorität immer bei der Familie. Dass ich es dennoch bis hierher geschafft habe, macht mich sehr stolz», sagt Grundbacher, die ihre Karriere als Spielerin mit 25 Jahren beendete.
Wird die Heim-EM zum Thema?
Auf nationaler Ebene ist Grundbacher in die Fussstapfen von Staubli und Petignat getreten. Und auf internationaler Ebene? «Ich hatte nie Ziele wie eine WM oder EM. Vor allem seit ich die Kinder habe, ist es für mich fast unvorstellbar, 6 bis 8 Wochen an ein grosses Turnier zu reisen», sagt Grundbacher.
Durchaus reizvoll wäre für Grundbacher hingegen die EM der Frauen, die im kommenden Jahr in der Schweiz stattfindet. Es sei offen, ob die Chance dafür bestehe, sagt sie. «Es ist aber nichts, was ich über alle Massen anstrebe. Ich mache lieber meinen Weg in der Schweiz.»