Am Mittwoch ging eine der grössten Karrieren im Schweizer Fussball zu Ende. Mit 36 Jahren zieht Stephan Lichtsteiner einen Schlussstrich unter 19 Jahre Profigeschäft.
Als 17-Jähriger schaffte der gebürtige Adligenswiler 2001 den Sprung in die erste Mannschaft von GC, wo er sich zum Stammspieler entwickelte und eine Meisterschaft gewann. Nach 4 Saisons folgte der Schritt ins Ausland zum OSC Lille. Auch dort überzeugte Lichtsteiner mit seinem offensiven und kampfbetonten Spielstil und weckte so das Interesse des damaligen Nati-Coachs Köbi Kuhn.
Der Leader im Nationalteam
Am 15. November 2006 kam er beim 1:2 im Freundschaftsspiel gegen Brasilien zu seinem Nationalmannschafts-Debüt. 107 Spiele sind seither dazugekommen – nur 10 weniger als Rekordhalter Heinz Hermann. Bei 2 Europa- und 3 Weltmeisterschaften war Lichtsteiner der Aggressiv-Leader im Schweizer Team. Sein Wort hatte Gewicht – sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine. An der EM 2016 führte er die Schweiz erstmals als Captain durchs Turnier.
Nach der WM 2018 in Russland setzte Nati-Trainer Petkovic vor allem auf jüngere Spieler – Lichtsteiner war nicht länger Teil des Teams. Doch er trat nicht zurück, sondern sagte Petkovic, er könne jederzeit auf ihn zurückgreifen. In den entscheidenden Spielen der EM-Qualifikation war Lichtsteiner wieder dabei. Als Captain. Seine letzte Partie im Schweizer Dress absolvierte er am 15. November 2019 beim 1:0-Sieg gegen Georgien.
Erfolge mit Juventus Turin
Seine Klubkarriere wurde nach seinem ersten Nati-Aufgebot so richtig lanciert. Von Lille ging es 2008 zu Lazio Rom, wo der damals 24-Jährige den italienischen Pokal gewann und damit auch seinen Marktwert weiter steigerte.
Knappe 10 Millionen Euro zahlte Juventus Turin nämlich im Sommer 2011, um den Schweizer Rechtsverteidiger zu verpflichten. Mit der «Alten Dame» feierte Stephan Lichtsteiner die grössten Erfolge seiner Karriere – 7 Meistertitel, 4 Cup-Siege. Zudem war er Stammspieler im Champions-League-Final 2015, den Juve gegen Barcelona 1:3 verlor.
Verletzungssorgen zum Ende
Doch nach dem Final in Berlin ging es bergab. Lichtsteiner kämpfte um seinen Stammplatz, 2018 folgte der Wechsel zu Arsenal London. Der Aussenverteidiger ist zu diesem Zeitpunkt bereits 34 Jahre alt und konnte sich auch bei den Gunners nicht durchsetzen.
Der letzte Wechsel seiner Karriere ging letzten August über die Bühne. Stephan Lichtsteiner heuerte beim FC Augsburg in der Bundesliga an. Verletzungen hinderten ihn daran, an frühere Leistungen anzuknüpfen. Seit Anfang Juli war er vertragslos
Und nun also das Ende der Karriere. Mit Lichtsteiner verabschiedet sich einer der einfluss- und erfolgreichsten Schweizer Fussballer überhaupt von der grossen Bühne. Eine Karriere geprägt durch Kampf, Erfolge und Rückschläge.