Am 19. Mai 2001 brechen um 17:16 Uhr in Gelsenkirchen alle Dämme. Tausende Zuschauer stürmen aufs Feld, weil Schalke das letzte Saisonspiel gegen Unterhaching nach 0:2- und 2:3-Rückstand noch 5:3 gewonnen hat. In Hamburg liegt der direkte Konkurrent Bayern 0:1 zurück.
In den Katakomben des Schalker Parkstadions werden erste Meister-Interviews geführt. Auf dem Feld liegen sich die Fans in den Armen; sie weinen und wälzen sich am Boden. Manager Rudi Assauer nimmt erste Glückwünsche entgegen. Schalke ist nach 43 Jahren wieder deutscher Meister. Wirklich?
«Das war Wahnsinn»
Das Spiel in Hamburg ist indes noch nicht zu Ende. Als der HSV-Keeper und Ex-Schalker Mathias Schober in der Nachspielzeit einen Rückpass mit den Händen fängt, nimmt das Drama seinen Lauf. Als auf der Grossleinwand die Bilder aus Hamburg erscheinen, verstummt das Parkstadion. Und als Momente später der Ball im gut 300 Kilometer entfernten Volksparkstadion im Netz zappelt, wird aus dem Freuden- ein Tränenmeer.
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Bild 1 von 6. Ein Fan bejubelt mit Schalke-Stürmer Ebbe Sand den Gewinn der Meisterschaft. Doch er freut sich zu früh ... Bildquelle: imago images.
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Bild 2 von 6. ... denn Titel-Konkurrent Bayern München kommt in Hamburg in der Nachspielzeit zu einem Freistoss. Und prompt versenkt Patrick Andersson seinen Versuch. Bildquelle: imago images.
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Bild 3 von 6. Die Stimmung in Gelsenkirchen, wo die Schalke-Spieler und -Fans über eine Grossleinwand zuschauen, kippt schlagartig. Bildquelle: imago images.
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Bild 4 von 6. Tomasz Hajto (l.) vergiesst bittere Tränen, Gerald Asamoah kann es nicht fassen. Bildquelle: imago images.
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Bild 5 von 6. «Weiter, immer weiter»: Der alte ist auch der neue Meister. Oliver Kahn wird zum Symbol der nie aufgebenden Bayern, die in hener Saison auch die Champions League gewinnen. Bildquelle: imago images.
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Bild 6 von 6. Während Schalke als «Meister der Herzen» in die Annalen eingeht, kommt die meisterliche Dusche abermals von Giovane Elber und seinen Bayern. Bildquelle: imago images.
Bayerns Schwede Patrik Andersson erlöst mit seinem ersten Saisontor den Titelverteidiger, als er mit einem brachialen Schuss durch die Mauer den indirekten Freistoss aus 8 Metern im Tor versenkt. «Das war Wahnsinn», erinnert sich Ottmar Hitzfeld, der damalige Trainer der Bayern. «Halb Deutschland hätte sich gefreut, wenn wir nicht Meister geworden wären. Es hätte viel Häme gegeben.»
Ich glaube ab heute nicht mehr an den Fussball-Gott.
In Gelsenkirchen sitzt die Wunde indessen tief, das Trauma brennt sich in die Schalker Seele ein. «Ich glaube ab heute nicht mehr an den Fussball-Gott», sagt Assauer. Eine Woche später gewinnt Schalke zwar den Cupfinal in Berlin, so nah an die Meisterschale wie an jenem 19. Mai 2001 kommt der Klub aber nie mehr. 4:38 Minuten fehlten zur Erlösung. Als «Meister der Herzen» gehen die «Knappen» in die Annalen ein.