Ein wenig überraschender Meister, ein Showdown im Abstiegskampf, überzeugende Schweizer Söldner und eine ungewohnte Rückrunde im Zeichen der Corona-Pandemie: Vier Kapitel, die von der 57. Bundesliga-Saison in Erinnerung bleiben werden.
Bayerns fast perfekte Rückrunde
«22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende wird Bayern Meister»: So könnte das legendäre Zitat von Gary Lineker mittlerweile abgeändert werden. Bayern München holte sich dank einer fast perfekten Rückrunde (17 Spiele, 16 Siege, 1 Remis) den 8. Titel in Serie. Bereits am 30. Spieltag hatten die Bayern den Meistertitel perfekt gemacht – und damit den Rekord ausgebaut. Ein halbes Jahr zuvor hätte dies wohl niemand gedacht.
Wir spulen zurück. Am 14. Spieltag, nicht lange vor der Winterpause, fand man den FCB noch auf Rang 7 vor. Nicht nur Dortmund träumte, auch Borussia Mönchengladbach und vor allem Herbstmeister RB Leipzig schöpften Hoffnung. Sie wurden zerschlagen. Leipzig beispielsweise büsste in den 17 Spielen der Rückrunde satte 20 Punkte auf die Bayern ein.
Lichtblicke und Sorgenfalten
Zahlreiche Schweizer Söldner vermochten in der abgeschlossenen Bundesliga-Saison zu überzeugen:
- Renato Steffen skorte mit 6 Toren und 3 Vorlagen für Wolfsburg so viel wie noch nie zuvor.
- Überraschend gut zurecht fand sich auch Ruben Vargas . Der 21-Jährige verpasste nur ein Spiel, netzte in seiner ersten Saison für Augsburg ebenfalls bereits sechs Mal ein.
- Überzeugt hat auch das Schweizer Quartett bei Mönchengladbach ( Yann Sommer, Denis Zakaria, Nico Elvedi und Breel Embolo ).
- Hoch angesehen bei den Fans ist Urs Fischer , der als Trainer von Aufsteiger Union Berlin den Klassenerhalt schaffte.
Den beiden anderen Trainern lief es weniger gut respektive überhaupt nicht:
- Nach dem schlechten Rückrundenstart musste Martin Schmidt als Trainer von Augsburg im März die Koffer packen.
- Nicht vollends zu überzeugen vermochte Lucien Favre mit dem BVB, der sich einmal mehr «nur» Vizemeister nennen darf und dem immer öfters fehlende Emotionen vorgeworfen werden. Er geniesst allerdings Rückendeckung vom Vorgesetzten .
- Kaum zu Einsatzminuten kamen Yvon Mvogo bei Leipzig und Michael Lang bei Werder Bremen. Beide werden die Klubs vermutlich verlassen.
Geisterspiele und Disziplin
Als am 13. März entschieden wurde, dass die Meisterschaft aufgrund des Coronavirus gestoppt werden müsse, stand die Fussballwelt still. Aufgrund der drohenden Existenzkrise einiger Klubs war rasch klar, dass es mit Geisterspielen weitergehen würde. Bis zum Schluss hielten sich Klubs und Fans meistens diszipliniert an die verhängten Regeln.
Neben der sportlichen Sicht rückte plötzlich auch die menschliche Seite des Fussballs in den Fokus. Spieler solidarisierten sich, spendeten Gehälter, Hilfsaktionen und Initiativen wurden ins Leben gerufen. Die Fussballwelt rückte zusammen im Kampf gegen die Pandemie.
Ein «Wunder» im Abstiegskampf
Wenige hätten damit gerechnet, was am letzten Spieltag im Kampf um den Relegationsplatz passierte. Während Düsseldorf gegen Union Berlin (0:3) den nötigen Punktgewinn klar verpasste, schockte das sonst heimschwache Bremen den 1. FC Köln und die gesamte Fussballwelt mit einer 6:1-Gala. Werder rettete sich in die Relegation, Düsseldorf steigt zum 6. Mal aus der Bundesliga ab. Dass Werder eigentlich im Kampf um den Europacup hätte mitspielen wollen und damit eine richtig enttäuschende Saison abschloss, rückt damit immerhin etwas in den Hintergrund.