1:3, 2:4, 0:4, 0:5, 0:6, 1:4, 1:5 und 1:2 – so lautet die Horror-Bilanz von Borussia Dortmund in den letzten 8 Bundesliga-Gastspielen in München. Im Gegensatz zum DFB-Pokal gab es für den BVB in der Liga in den vergangenen Jahren nie etwas zu holen in der Allianz Arena. Doch Dirk Krampe sagt vor dem Spitzenspiel vom Samstagabend: «Man kann die Bayern knacken – in dieser Saison erst recht.»
Krampe muss es wissen. Als Journalist bei den Ruhr Nachrichten, der Tageszeitung mit Verlagssitz in Dortmund, begleitet der 58-Jährige den BVB seit 15 Jahren hautnah. Er hat die beiden Meistertitel 2011 und 2012 unter Jürgen Klopp, den verlorenen CL-Final 2013 (gegen die Bayern) und drei Pokal-Triumphe miterlebt. Und daneben eine Vielzahl von Vize-Meisterschaften hinter den Bayern. Nicht weniger als sechs in den letzten zehn Jahren.
In München muss alles funktionieren.
Nun reisen die Dortmunder in der 26. Bundesliga-Runde also als Tabellenführer nach München – mit der Reserve von einem Zähler auf den Serienmeister. Wie soll die Mannschaft von Edin Terzic im ersten Spiel der Bayern unter dem ehemaligen Dortmunder Trainer Thomas Tuchel bestehen? «In München muss man eine gute Balance finden. Zu passiv oder zu forsch geht nicht auf», glaubt Krampe. Fehler würden von den Bayern eiskalt bestraft. Anders ausgedrückt: «In München muss alles funktionieren.»
Was Krampe Zuversicht gibt: Der BVB spielt seit dem Jahreswechsel überaus erfolgreich. Aus zehn Spielen resultierten 28 Punkte. Jüngst schickte man Köln mit einer 6:1-Packung nach Hause. Weil gleichzeitig die Bayern in Leverkusen verloren (1:2), war der Sprung auf Platz 1 möglich.
Die Resultate nach der Winterpause hätten für einen Stimmungsumschwung im BVB-Umfeld gesorgt, so Krampe. Mitentscheidend für den Dortmunder Erfolg sind mehrere Faktoren. Zum einen sind einige Schlüsselspieler bei den «Gelb-Schwarzen» wieder fit. Dadurch wurde die Qualität angehoben.
Zum anderen lässt Terzic häufiger ein 4-1-4-1-System spielen, auf welches er in der Hinrunde seltener zurückgegriffen hat. Krampe: «Dortmund greift nun weiter vorne an und versucht, nach Ballgewinn deutlich schneller zum Abschluss zu kommen. Der BVB spielt generell mutiger und verlagert das Spiel weiter nach vorne.»
Der Faktor Kobel
Zwar läuft es den Bayern in der Bundesliga nicht so rund wie in früheren Jahren. Doch gegen den BVB waren sie bislang immer zur Stelle, wenn es zählte. Zudem wollen sich die Spieler bei Tuchels Premiere im besten Licht präsentieren. «Sie werden topmotiviert sein. Tuchel wird sich taktisch sicher etwas einfallen lassen, was die Sache für den BVB erschwert. Wohl wird er auch personell die eine oder andere Änderung vornehmen», sagt der BVB-Journalist.
Übrigens: Zum 8. Mal in Folge wird in einem Bundesliga-Spiel Bayern – Dortmund in München ein Schweizer Goalie das BVB-Tor hüten. Nach Roman Bürki (5 Spiele, 2:24 Tore) und Marwin Hitz (2 Spiele, 3:7 Tore) versucht nun Gregor Kobel, mit den Borussen zu punkten. Krampe ist voll des Lobes über den rechtzeitig fürs Spitzenspiel fit gewordenen 25-Jährigen: «Er spielt eine überragende Saison und ist zu einem kompletten Torhüter ohne Schwächen geworden. Für mich ist Kobel in dieser Saison der beste Bundesliga-Keeper.»
Einen Kobel in Höchstform wird es denn sicherlich auch brauchen, wenn Dortmund in der Bundesliga erstmals seit dem 12. April 2014 (3:0-Sieg) wieder in München punkten und damit gleichzeitig die Tabellenführung verteidigen möchte.