Die Hände von Pep Guardiola flogen durch die Luft, sein Kopf schnellte nach links, nach rechts, nach links. Gestenreich und emotional analysierte der Star-Trainer von Manchester City die historische Pleite bei Brighton & Hove Albion. Und Guardiola beschönigte nichts: «Vielleicht hat es nach 7 Jahren, in denen wir 6 Premier-League-Titel gewonnen haben, in diesem Jahr eine andere Mannschaft verdient.»
Aufgeben? 27 Spieltage vor Saisonende? Nun ja, zumindest mal stockt die himmelblaue Siegmaschine gehörig, selbst Taktik-Guru Guardiola weiss im Moment nicht weiter. Das 1:2 in Brighton war die 4. Pflichtspielniederlage in Folge für die «Citizens», für Guardiola ist es ein Novum in seiner von Erfolgen gepflasterten 16-jährigen Trainerkarriere, nimmt man Niederlagen nach Elfmeterschiessen aus.
Die Krise ist real
«Ist dies der Anfang vom Ende von Guardiolas ManCity-Dynastie?», fragte die BBC. «Der Verfall bei Manchester City geht weiter», pestete die Sun. Der Serienmeister ist zwar weiterhin 2. der Premier League, doch der Rückstand auf Liverpool beträgt bereits 5 Punkte.
«Wir müssen versuchen, wieder Spiele zu gewinnen», sagte Guardiola der BBC: «Wir müssen die Dinge schnell ändern. Der Spielplan wird hart, aber es wird passieren, wenn die Spieler zurückkommen.» Derzeit allerdings sei sein Team «nicht in der Lage, 90 Minuten auf höchstem Niveau durchzuhalten».
Grosses Verletzungspech
Ballon d'Or-Gewinner Rodri, trotz Torjäger Erling Haaland der wohl wichtigste Spieler, wird wegen seines Kreuzbandrisses womöglich den Rest der Saison verpassen. Am Samstag in Brighton fehlten unter anderem Ruben Dias, John Stones, Jérémy Doku und Jack Grealish. Manuel Akanji und Nathan Ake waren nicht fit genug für die Startelf, so kam der 19-jährige Innenverteidiger Jahmai Simpson-Pusey zu seinem ersten Premier-League-Einsatz, und das gleich über 90 Minuten.
«Sport ist nicht immer Sonnenschein», philosophierte Guardiola, der mit City 2023 noch das Triple gewonnen hatte: «Heute wurde ich in der Pressekonferenz gefragt, ob dies das Ende einer Ära sei. Ich weiss, dass die Leute das wollen. Ich rieche es seit vielen, vielen Jahren.»
Wegweisende Wochen
Guardiola hatte als Trainer von Bayern München in der Saison 2014/15 3 Bundesligaspiele in Folge verloren – damals stand der Klub aber bereits als deutscher Meister fest. Eingeleitet wurde diese Negativserie durch eine Niederlage im Halbfinal des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund nach Elfmeterschiessen. In seiner womöglich letzten Saison bei den «Skyblues» (seit 2016) will Guardiola nicht noch einen draufsetzen.
Doch einfach wird der Turnaround nicht: Im nächsten Spiel wartet Tottenham, danach geht es in der Champions League gegen Feyenoord Rotterdam, bevor es am 1. Dezember zum Liga-Kracher nach Liverpool geht. Bald zeigt sich, ob danach eine besinnliche Adventszeit ansteht, oder es noch vor Silvester zum Knall kommt.