Seit 1963, also 52 Jahren, gibt es die Bundesliga. In den ersten 30 davon haben Schweizer Spieler keine Stricke zerrissen, in den letzten 20 hingegen schon. Das zeigt folgender Steigerungslauf: Spielte 1991 noch genau ein Schweizer in der Bundesliga (Stéphane Chapuisat), so waren es bis 2004 zwischen vier und sechs. Seither sind es immer zehn und mehr. Derzeit spielen gar 17 Schweizer im Land des Weltmeisters – von nirgendwoher kommen mehr Ausländer. Nichts könnte die Entwicklung des Schweizer Fussballs besser illustrieren.
Mauerblümchen-Dasein zu Beginn
In der Frühzeit der Bundesliga spielten kaum Ausländer mit, Schweizer schon gar nicht. Rolf Wüthrich und Toni Allemann konnten sich beim 1. FC Nürnberg nicht durchsetzen. In den 70er Jahren sorgte Kudi Müller bei Hertha Berlin für Aufmerksamkeit, er blieb jedoch ein Einzelfall. Ruedi Elsener (Frankfurt), René Botteron (Köln), Christian Gross (Bochum) und Andy Egli (Dortmund) waren alle bekannte Namen in der Schweiz; in Deutschland kamen sie über ein Dasein als Mauerblümchen nicht hinaus.
Türöffner Chapuisat
Dieser Ruf änderte sich erst 1991 mit Chapuisat. Von Ottmar Hitzfeld aus Uerdingen nach Dortmund geholt und von allen Seiten als Risikotransfer bezeichnet, avancierte der Linksfuss rasch zum Publikumsliebling. Mit 106 Toren ist Chapuisat bis heute der drittbeste ausländische Torschütze der Liga-Historie.
Auch Ciriaco Sforza half mit, dass Schweizer Fussballer in Deutschland nun ernstgenommen wurden. Sein Meistertitel mit Aufsteiger Kaiserslautern 1998 gehört zu den Fussballgeschichten für die Ewigkeit. Nicht unbemerkt blieb in Deutschland zudem die herausragende Nachwuchsarbeit des Schweizer Fussballverbands ab Mitte der 90er Jahre, die rasch Früchte trug.
Solid und zuverlässig
Bis heute haben 66 Schweizer den Schritt in die Bundesliga gewagt. Doch noch immer schaffen es nicht alle, sich zu etablieren. Besonders Offensivspieler wie Adrian Knup, Marco Streller, Eren Derdiyok, Tranquillo Barnetta oder Valentin Stocker taten (und tun) sich oft schwer; Alex Frei, der als französischer Torschützenkönig nach Dortmund kam, war die Ausnahme.
Haris Seferovic, Admir Mehmedi und Josip Drmic sind derzeit auf gutem Weg, die Bestätigung steht aber noch aus. Geschätzt werden Schweizer Spieler für ihre gute taktische Schulung und ihre Zuverlässigkeit. Es sind denn auch v.a. defensiv orientierte Spieler wie Raphael Wicky, Stéphane Henchoz, Christoph Spycher, Pirmin Schwegler oder Fabian Lustenberger, die Spuren hinterlassen haben.
Keine Superstars
Und neuerdings sind auch helvetische Torhüter begehrt: Gleich vier Goalies sind in der Bundesliga erste Wahl. Doch bei aller Wertschätzung für die Eidgenossen in Deutschland – ausser Chapuisat, Sforza in seiner Zeit bei Kaiserslautern, Trainer Lucien Favre und vielleicht den Wolfsburgern Ricardo Rodriguez und Diego Benaglio hat bislang kein Schweizer den Status eines Superstars erlangt.
Das zeigt sich besonders bei Rekordmeister Bayern München: Weder Alain Sutter noch Xherdan Shaqiri (und auch nicht Sforza) konnten sich im Starensemble letztendlich durchsetzen. Wenn es im Schweizer Ausbildungskonzept noch eine Steigerung geben kann, dann diese: Einen richtig grossen Fussballer herauszubringen.
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Bild 1 von 19. Diego Benaglio (31/Wolfsburg). Der Keeper ist als Wolfsburg-Captain gesetzt. Bildquelle: Imago.
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Bild 2 von 19. Ricardo Rodriguez (22/Wolfsburg). Der linke Aussenverteidiger ist mit seinen konstant starken Leistungen bei Wolfsburg unverzichtbar. Sein Vertrag läuft bis 2019. Bildquelle: Imago.
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Bild 3 von 19. Timm Klose (27/Wolfsburg). Der Nationalspieler geht in die 3. Spielzeit mit den «Wölfen». Hat der Verteidiger nach seinem starken Endspurt auch in der neuen Saison einen Stammplatz? Bildquelle: Imago.
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Bild 4 von 19. Yann Sommer (27/Mönchengladbach). Nach einem überragenden Jahr wird er auch in seiner 2. Saison beim Team von Lucien Favre die unangefochtene Nummer 1 im Tor sein. Bildquelle: Imago.
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Bild 5 von 19. Granit Xhaka (22/Mönchengladbach). Spielte eine starke Saison. Ist mittlerweile der unbestrittene Chef im Mittelfeld bei den «Fohlen». Bildquelle: Imago.
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Bild 6 von 19. Josip Drmic (23/Mönchengladbach). 3. Bundesliga-Verein, neues Glück: Josip Drmic geht ab der neuen Saison bei den «Fohlen» auf Torejagd. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 19. Nico Elvedi (18/Mönchengladbach). Der 4. im Bunde: Gladbach setzt grosse Hoffnungen in das junge Schweizer Talent. Schafft er in seiner 1. Saison gleich den Durchbruch? Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 19. Admir Mehmedi (24/Bayer Leverkusen). Wollte lieber Champions League statt 2. Bundesliga spielen. Mehmedi stürmt neu für Leverkusen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 19. Marwin Hitz (27/Augsburg). Spielt mit dem Überraschungsteam der vergangenen Saison europäisch. Sein Nummer-1-Status ist nicht in Gefahr. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 19. Roman Bürki (24/Dortmund). Nach dem Abstieg mit Freiburg folgte der Wechsel zu Borussia Dortmund. Muss beim BVB wieder um die Nummer 1 kämpfen. Bildquelle: EQ Images.
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Bild 11 von 19. Pirmin Schwegler (28/Hoffenheim). Er hat nach seinem Wechsel von Frankfurt seine Rolle schnell gefunden und wird auch wohl auch in der 2. Saison als Stammspieler gesetzt sein. Bildquelle: Imago.
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Bild 12 von 19. Fabian Schär (23/Hoffenheim). Der Verteidiger verlässt den FCB Richtung Norden und wird Teamkollege von Pirmin Schwegler und Steven Zuber. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 19. Steven Zuber (23/Hoffenheim). Der 23-Jährige hat sich den Stammplatz noch nicht erkämpfen können. Er kam in seiner Debüt-Saison zu 17 Einsätzen bei Hoffenheim, spielte aber nur fünfmal durch. Bildquelle: Imago.
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Bild 14 von 19. Haris Seferovic (23/Frankfurt). Spielte eine starke 1. Saison bei Frankfurt und stand bei 30 von 34 Partien auf dem Platz. Hat die Europacup-Plätze mit seinem Team aber knapp verpasst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 19. Fabian Frei (25/Mainz). Suchte eine neue Herausforderung und fand sie bei Mainz 05. Trifft mit Martin Schmidt auf einen Schweizer Coach. Bildquelle: Keystone.
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Bild 16 von 19. Fabian Lustenberger (27/Hertha Berlin). Spielt seit seinem Abgang von Luzern 2007 in der deutschen Haupstadt. Als Captain der Hertha nimmt er auch in der neuen Saison eine zentrale Rolle ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 17 von 19. Valentin Stocker (26/Hertha Berlin). Er hatte einen schwierigen Start bei Hertha. Mittlerweile hat er sich seinen Stammplatz im offensiven Mittelfeld aber erkämpft. Bildquelle: EQ Images.
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Bild 18 von 19. Johan Djourou (28/Hamburg). Der Innenverteidiger und Captain des HSV konnte den Abstieg aus der Bundesliga nur in extremis verhindern. «So darf es nie wieder sein», sagte er danach. Bildquelle: EQ Images.
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Bild 19 von 19. Valon Behrami (30/Hamburg). Bleibt er oder geht er? Der Mittelfeld-Spieler hat noch einen Vertrag bis 2017, möchte den Klub aber verlassen. Bildquelle: Imago.
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 16.2.15, 22:25 Uhr