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Köln-Verteidiger im Interview Schmied: «Ich konnte kaum der Familie Tschüss sagen»

Der FC Sion spielte in jüngerer Vergangenheit wenig Geld mit Transfers ein. Joël Schmied bildet da eine Ausnahme: 2,5 bis 3 Millionen Franken dürfte der 1. FC Köln für den Schweizer Innenverteidiger ins Wallis überwiesen haben.

Nach dem Aufstieg mit Sion in die Super League im letzten Sommer hat für den ehemaligen YB-Junior in der 2. Bundesliga das nächste Abenteuer begonnen. Es ist ein Karrieresprung: Köln befindet sich als aktueller Tabellenführer auf dem Weg zurück ins Oberhaus. Nach dem Debüt gegen Elversberg (1:0) durfte Schmied auch am Samstag gegen Braunschweig (2:1) über die volle Distanz ran und erhielt gute Kritiken für seine Auftritte.

Zusätzlich stehen die «Geissböcke» im Viertelfinal des DFB-Pokals, wo am Mittwoch das Derby gegen Meister Leverkusen ansteht.

SRF Sport: Vor drei Wochen wurde Ihr Transfer publik. Wie haben Sie die Zeit seither erlebt?

Joël Schmied: Es waren sehr turbulente drei Wochen. Ich war noch mit Sion im Trainingslager in Marokko. Wir hatten das letzte Testspiel. Dann hiess es plötzlich: «Joël, du spielst nicht.» Da wusste ich: Jetzt ist der Transfer wohl kurz vor dem Abschluss. Dann ging alles schnell. Wir reisten am nächsten Tag ab. Ich war abends um 23 Uhr in Bern, am nächsten Tag um 9 Uhr morgens ging schon der Flug von Zürich Richtung Köln. Ich konnte kaum der Familie Tschüss sagen.

Den Stress nahmen Sie sicher gerne in Kauf.

Im Fussball kann sich von heute auf morgen alles ändern. Aber für mich ja zum Glück zum Positiven. Das ist ein Schritt, den ich mir sehr gewünscht habe. Es ist eine Riesenehre für mich, in Deutschland spielen zu dürfen, und dann noch bei einem so grossen Verein.

Ich habe sofort das Vertrauen des Trainers gespürt.

Vom beschaulichen Sitten ins grosse Köln: Erlebten Sie auch eine Art Kulturschock?

Ich war in Martigny daheim, das ist relativ klein und überschaubar. Von einem kleinen Dorf in eine Millionenstadt, das ist ein gewaltiger Unterschied. Ich bin als Berner sowieso eher der Stadttyp, auch wenn Köln natürlich etwas ganz anderes ist. Ich finde das mega cool und geniesse es extrem.

Person in roter Sportjacke mit Vereinslogo.
Legende: Möchte auch in Köln seine Leaderqualitäten einbringen Joël Schmied. imago images/Beautiful Sports

Wie haben Sie sich eingelebt?

Ich konnte nach eineinhalb Wochen bereits in eine Wohnung einziehen, die relativ zentral gelegen ist. Ich bekam sogar noch Goldfische vom Vorbesitzer in einem kleinen Teich dazu (lacht). Es ist ein anderes Ankommen, als wenn man in einem Hotel ist. Ich brauche einen Rückzugsort, an dem ich mich wohlfühle und herunterfahren kann.

Das Schönste wäre, in der 1. Bundesliga zu spielen.

Sie haben mit dem neuen Team bereits zwei Spiele über 90 Minuten absolviert. Was sind Ihre ersten Eindrücke?

Ich habe sofort das Vertrauen des Trainers (Gerhard Struber, Anm. d. Red.) gespürt. Das ist als Spieler extrem wichtig. Dass ich gleich zweimal ran durfte und wir beide Spiele gewannen, ist ein super Gefühl für mich. Wir haben in jedem Heimspiel 50'000 Fans, die voll mitgehen. Es ist alles viel professioneller, wir haben einen Riesen-Staff. Mir wurde gesagt, der 1. FC Köln habe 1600 Mitarbeiter, bei Sion waren es vielleicht 30 oder 40. Und wir sprechen hier von der 2. Bundesliga.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Das Schönste wäre, in der 1. Bundesliga zu spielen. Das würde der Stadt extrem viel bedeuten. Jetzt ist dann Karnevalszeit. Da merkt man schon, was für Partytiger die Leute sind. Das kann nur noch mit einem Aufstieg getoppt werden. Für mich würde ein Bubentraum in Erfüllung gehen. Zunächst möchte ich aber einfach so viel spielen wie möglich.

Das ist wohl das bisher grösste Spiel in meiner Karriere.

Wie blicken Sie auf das Hammerduell im DFB-Pokal gegen Leverkusen voraus?

Das ist definitiv ein Highlight und wohl das bisher grösste Spiel in meiner Karriere. Schon nach der Partie in Braunschweig haben uns die Fans extrem gepusht und noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie nach Berlin wollen. Wir wissen natürlich, dass es eine Herkulesaufgabe wird. Aber im Cup ist nichts unmöglich.

Wenn Sie wählen könnten, was wäre Ihnen lieber: Pokalfinal in Berlin oder der Aufstieg?

Eine schwierige Frage. Ich würde mich für den Aufstieg entscheiden. Aber ich nehme natürlich auch gern beides.

Das Gespräch führte Deborah Bucher. – Umsetzung: Christian Zürcher.

DFB-Pokal

SRF zwei, Sportflash, 04.02.2025, 23:10 Uhr ; 

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