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Kritik an Super League Uefa und Fifa: Wasser predigen und Wein trinken?

Die Fussballverbände sparen nicht mit Kritik an der umstrittenen Super League. Auch, um von sich selbst abzulenken?

Uefa-Präsident Alexander Ceferin (l.) und sein Fifa-Pendant Gianni Infantino (r.)
Legende: Grösser, weiter, mehr Auch Uefa-Präsident Aleksander Ceferin (l.) und sein Fifa-Pendant Gianni Infantino (r.) führten den internationalen Fussball einen grossen Schritt in Richtung Gigantismus. Reuters

Nach diplomatischen Worten war Uefa-Präsident Aleksander Ceferin am Montag nicht zumute. Einige Stunden nachdem die Pläne der European Super League (ESL) publik geworden waren, polterte er: «Es geht um Gier, Eigennutz und Narzissmus einiger Personen.» Nach ihm müssten «die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerben ausgeschlossen werden».

Mit Ausnahme der beteiligten Klubs war das Echo eindeutig: Der Gigantismus der ESL würde dem Fussball in der heutigen Form sein Grab schaufeln. So berechtigt die Kritik sein mag: Mit ähnlichen Schlagworten hätte man wohl auch die am Montag beschlossene Reform der Champions League eingedeckt, wäre sie nicht von der geplanten ESL derart überschattet worden.

  • Vorwurf «Geldgier»: Mit 36 statt 32 teilnehmenden Teams kommt es in der CL ab 2024 zu insgesamt 225 statt 115 Partien. Mehr Spiele bedeuten mehr TV-Gelder. Auch Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, kein Verfechter der Super League, meinte: «Was denkt ihr, worum es der Uefa geht? Es geht nur um Geld!» Selbiges gilt für die Fifa, die die WM 2026 mit 48 qualifizierten Ländern austragen will.

Als «geschlossene Gesellschaft» widerspreche eine solche Liga den sportlichen Werten, stärkte dann am Dienstag Fifa-Präsident Gianni Infantino Ceferin den Rücken.

  • Vorwurf «elitäre Veranstaltung»: 15 der 20 Gründungsmitglieder sollen ständige Teilnehmer der Super League sein. Freilich, die Teilnahme an Wettbewerben im Europacup ist an sportliche Leistungen geknüpft. Doch die zu überspringenden Hürden variieren auch in der Champions League sehr stark: Die Top-5-Ligen teilen zwar wie bisher 19 Startplätze unter sich auf. 2 weitere Tickets gehen neu aber an Teams, die sich über die Leistungen in der Vorsaison nicht qualifizieren konnten, im 5-Jahres-Ranking der Uefa jedoch gut dastehen.

Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, sorgte sich nicht zuletzt um den Nachwuchs: «Solidaritätszahlungen der Uefa, die in den Schweizer Nachwuchs investiert werden, würden ausfallen.»

  • Vorwurf «weniger Geld für den Nachwuchs»: Dass die Schere im Profi-Fussball unaufhaltsam aufgeht, ist nicht zuletzt der Uefa zu «verdanken». Nationalverbände, deren Klubs sich für den Europapokal qualifizieren konnten, kassieren nicht nur TV-Gelder, sondern erhalten auch den Löwenanteil der sogenannten Solidaritätszahlungen. Die European Super League lockt mit Solidaritätszahlungen von kolportierten 10 Milliarden Euro. Ob das Wohl der kleineren Klubs langfristig auf der ESL-Agenda steht, darf aber bezweifelt werden.

SRF zwei, «Super League Goool», 18.04.2021, 18:05 Uhr ; 

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