Der Nachfolger von Jürgen Klopp macht seinen Job so gut, dass er sich sogar Mitleid für Pep Guardiola leisten kann. «Er hat ein paar Schwierigkeiten. Aber er ist der beste Trainer der Welt. Er wird die Probleme bestimmt lösen, das wissen wir doch alle», sagte Liverpool-Coach Arne Slot – dessen Empathie für seinen schwer angeschlagenen Kollegen von Manchester City allerdings zeitlich klar eingegrenzt ist: «Er findet die Lösungen hoffentlich aber erst nach dem kommenden Sonntag.»
Der Höhenflug der «Reds» und die gleichzeitige Krise der «Citizens» haben dafür gesorgt, dass Liverpool nach zwölf Spieltagen bereits acht Punkte vor dem zweitplatzierten Manchester liegt. Die Statistik legt nahe, dass die Kicker von der Anfield Road bereits jetzt die Meisterfeier planen können: Alle drei Mannschaften, die in der Historie zu diesem Zeitpunkt acht Zähler vorne lagen, holten am Ende auch den Titel.
City-Krise ohne Ende
Die überragende Verfassung der Reds zeigt sich derzeit nicht nur in der heimischen Liga. Auch in der Champions League liegt Liverpool an der Spitze. Keine andere Mannschaft holte fünf Siege aus den ersten fünf Partien, zuletzt besiegte das Team Slots sogar Titelverteidiger Real Madrid. Es war der erste Europacup-Erfolg des LFC gegen die «Königlichen» seit 2009 (1 Unentschieden und 7 Niederlagen dazwischen).
Doch Slot bremst die Euphorie rund um den Traditionsklub, bei dem es durch die Unruhe um die auslaufenden Verträge von Mohamed Salah, Virgil van Dijk und Trent Alexander-Arnold auch Baustellen gibt. Die schwerste Krise Citys in der Guardiola-Ära – erst fünf Pflichtspiel-Niederlagen in Folge, dann ein 3:3 in der Königsklasse gegen Feyenoord Rotterdam nach einer 3:0-Führung – ist nach Ansicht des Niederländers längst kein Freibrief für die Meisterschaft.
Auf die Frage, ob der Titel nun «einfach» zu holen sei, ging Slot richtig aus dem Sattel. «Ich glaube nicht, dass irgendwem in den vergangenen Jahren der Begriff 'einfach' vor einem Spiel gegen City in den Sinn gekommen wäre», wetterte der Coach: «Es würde sowieso niemanden überraschen, wenn Guardiola und sein Team stärker als je zuvor aus der Krise hervorgehen würden.» Wenn es nach dem Katalanen geht, sollte ein erster Schritt schon am Sonntag gelingen. «Wir sind fragil», sagte Guardiola nach dem Rotterdam-Spiel: «Und wir brauchen einen Sieg.»