Es ist beinahe ein Jahr her, dass Stephan Andrist sein letztes Pflichtspiel bestritt. Nun hat der frühere Profi von Thun, Basel, Luzern und Aarau nach Monaten der Vereinslosigkeit die Möglichkeit, sich bei Saarbrücken zu beweisen. Seit Februar steht er im Kader der Saarländer, bis zum Sommer hat sein Vertrag Gültigkeit.
Das Timing des 32-jährigen Andrist ist ideal: Der überraschende Regionalligist kämpft am Dienstag im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf um den Einzug in den Halbfinal. Zudem ist der Vertreter der vierthöchsten Liga Tabellenführer und liebäugelt mit dem Aufstieg.
SRF Sport: Saarbrücken hat mit Köln bereits einen Bundesligisten aus dem Pokal geworfen. Nun könnte man gegen die Fortuna Geschichte schreiben. Noch nie stand ein Regionalligist im Halbfinal des DFB-Pokals. Wie ist die Stimmung im Team?
Stephan Andrist: Die Stimmung im Team ist sehr gut. Wir haben ein grosses Spiel vor uns. Wir haben die Möglichkeit, in den Halbfinal des DFB-Pokals einzuziehen, Historisches zu schaffen, und sind dementsprechend sehr motiviert.
2018 waren Sie dabei, als Wiesbaden im DFB-Pokal gegen St. Pauli weiterkam. Wie können Sie mit Ihrer Erfahrung dem Team weiterhelfen?
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Ein Spiel, 90 Minuten, in denen man alles raushauen muss. Mit meiner Erfahrung bin ich bestimmt eine Hilfe.
Ihre letzte Partie liegt fast ein Jahr zurück. Wie sind Sie in Form geblieben?
Ich habe mich zuhause, mit Waldläufen und im Fitnessstudio fitgehalten. Ausserdem ging ich oft mit Freunden Fussball spielen. Klar, das Mannschaftstraining hat mir etwas gefehlt. Aber das konnte ich jetzt wieder aufholen. Ich bin sehr froh, dass ich mit Saarbrücken einen Klub gefunden habe, der mir ermöglicht, weiterhin professionell Fussball zu spielen.
Wie wahrscheinlich ist ein Einsatz gegen die Fortuna?
Das entscheidet der Trainer. Aber ich bin bereit, wenn er mich braucht. Egal, ob als Einwechselspieler oder von Beginn weg. Jedenfalls bin ich sehr, sehr heiss auf die Partie.
Bei Basel gehörten Sie zum Kader, das im Achtelfinal der Champions League stand. Nun spielen Sie in der vierthöchsten Liga Deutschlands. Worin besteht da der Reiz?
Ich liebe es, Fussball zu spielen. Da ist die Liga egal. Jeden Tag draussen auf dem Feld zu sein bedeutet mir alles. Es spielt keine Rolle, auf welchem Niveau.
Was aber sicherlich eine Rolle spielt, ist der finanzielle Aspekt. Kann man auf diesem Niveau gut als Fussballspieler leben?
Man kommt hier auch in der 4. Liga als Spieler gut über die Runden. Und ich mache das schliesslich nicht fürs Geld. Aber eben: Finanziell ist es okay. Es ist ja letztlich immer noch der Profi-Abteilung angegliedert.
Sie haben einst gesagt: «Ich bin ein Schwalbenkönig – na und?» Wie hat dieser Satz Ihre Karriere beeinflusst?
Gar nicht, denke ich mal. Das ist lange her. Ich war jung und sagte hin und wieder Dinge, ohne gross darüber nachzudenken. Auf meine Laufbahn im Ausland hatte es keinen Einfluss. Und auch in der Schweiz sind die Schiedsrichter nicht strenger mit mir umgegangen.
Mit 32 Jahren neigt sich Ihre Profikarriere langsam dem Ende zu. Wie sieht die weitere Planung aus? Ist eine Rückkehr in die Schweiz ein Ziel?
Ich lasse mir alle Möglichkeiten offen. Bis im Sommer habe ich einen Vertrag, dann sehen wir, wie es weitergeht. Jedenfalls bin ich körperlich immer noch topfit und kann bestimmt noch einige Jahre weiterspielen. Mit Saarbrücken in die 3. Liga aufzusteigen wäre äusserst reizvoll. Dort ist das Niveau auch sehr hoch – wieso nicht?
DFB-Pokal
Das Gespräch führte Pascal Roganti.
Sendebezug: SRF 4, Morgenbulletin, 3.3.2020, 6:17 Uhr