Es hätte das Wochenende der grossen Spiele in der indonesischen Liga werden sollen: Am Samstag trugen Arema Malang und Persebaya Surabaya das Derby im Osten Javas untereinander aus, ehe sich am Sonntag mit Persib Bandung und Persija Jakarta zwei weitere Giganten im «Klassiker» gegenüberstehen würden. Stattdessen endete bereits das erste Aufeinandertreffen zweier Erzrivalen in Chaos und Tragik.
Um besser zu verstehen, wie es zum «Kanjuruhan-Disaster» kommen konnte, sind drei Themenbereiche als Teilaspekte der Stadionkatastrophe genauer zu beleuchten:
Suboptimale Infrastruktur
Die Bauart indonesischer Stadien wird im Falle einer Massenpanik zum vielseitigen Multiplikator. Nebst zu engen und zu wenigen Eingängen fehlt es an Kapazitätsbeschränkungen und Sektorentrennungen sowie Sicherheitselementen wie Wellenbrechern zur Kontrolle der Masse. Hinzu kommen hohe, mit Maschendraht versehene Zäune, die eine rasche Evakuation zum Spielfeld hin verunmöglichen.
Auch ein unkoordiniertes Einlassprozedere sowie ein ausgeprägter Schwarzmarkt tragen zu unübersichtlichen Situationen bei. Im Falle des Kanjuruhan-Stadions sind zudem die zur Evakuation geeigneten Freiflächen vor der Spielstätte besetzt, weil das Stadion in der Kleinstadt Kepanjen liegt und ein Grossteil der Fans die private Anreise aus dem nahegelegenen Malang in Angriff nimmt und direkt am Stadion sein Verkehrsmittel abstellt.
Mangelnde Koordination der Sicherheitskräfte
Neben der Polizei sind in indonesischen Stadion auch das Militär (TMI) sowie private Sicherheitskräfte für den Schutz aller Anwesenden verantwortlich. Die Koordination zwischen diesen 3 Institutionen verläuft meist suboptimal und passiv. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Schutz von Spielern und Funktionären.
Im Fall der Partie zwischen Arema und Persebaya hat die Polizei im Stadion zudem auf den Einsatz von Tränengas zurückgegriffen, der laut Fifa-Regularien untersagt ist. Auch ist in Videos von Augenzeugen zu sehen, wie jene Kartuschen mitunter auf die gefüllten Tribünen abgefeuert wurden, die eine begrenzte Bewegungsfreiheit aufweisen.
Unglaubliche Eigendynamik auf den Rängen
Aufgrund fehlender Überwachungsinfrastruktur und schlecht koordinierter Exekutive haben randalierende Personen in indonesischen Stadien nur selten mit juristischer Strafverfolgung zu rechnen.
Viele Vertreter der anwesenden Bevölkerungsschicht sind weiter von Bildern früherer Generationen geprägt, die Schreckensherrschaften unter den Diktatoren Sukarno und Suharto erleiden mussten. Das Vertrauen in die Staatsorgane ist entsprechend gering und eine antiautoritäre Einstellung weit verbreitet.