- Bis Mittwochmorgen ziehen sich alle 6 englischen Gründungsmitglieder der European Super League zurück.
- Kurze Zeit später resigniert auch Juventus-Präsident Andrea Agnelli, ehe ausserdem Atletico, Inter und die AC Milan ihren Rückzug bekanntgeben.
- Barcelona hatte bereits am Dienstag bekannt gegeben, dass man noch einmal über die Teilnahme beraten werde. Real Madrid hat sich noch nicht zur neuen Situation geäussert.
- Damit scheint das neue Projekt, das in Konkurrenz zur Champions League gestanden wäre, bereits wieder begraben.
Das dürfte der endgültige Dolchstoss für die vielkritisierte European Super League sein: Auch Juventus-Präsident Andrea Agnelli, Vize im Gremium des geplanten Wettbewerbs, scheint den Glauben daran verloren zu haben. Er antwortete am Mittwoch gegenüber Reuters auf die Frage, ob der elitäre Wettkampf noch eine Chance habe: «Um ganz ehrlich zu sein: Nein. Das ist offensichtlich nicht der Fall.» Die eigentlichen Gründungsmitglieder Atletico Madrid und Inter Mailand verkündeten kurz darauf ebenfalls ihren Rückzug.
Noch wenige Stunden zuvor hatte Agnelli in einem Interview mit La Repubblica noch das genaue Gegenteil betont. Zudem hatte die Super League in einem Statement verlauten lassen, dass die Pläne nicht vom Tisch seien. «Wir schlagen einen neuen europäischen Wettbewerb vor, weil das bestehende System nicht funktioniert.»
Premier-League-Klubs zogen sich am Dienstag zurück
Den Anfang vom schnellen Ende hatte Manchester City am späten Dienstagabend mit seinem Rückzug von der Super League eingeleitet. Um Mitternacht zogen 4 weitere englische Klubs nach. Keine 48 Stunden nach der grossen Verkündung gaben auch Liverpool, Tottenham, Manchester United und Arsenal ihre Pläne auf, an einer europäischen Super League teilzunehmen.
Zuletzt gab der FC Chelsea in der Nacht zum Mittwoch als letzter der 6 Topklubs den Rückzug in einer Mitteilung auf der Klub-Homepage bekannt. Nach der Ankündigung von 12 Weltklubs, eine Uefa-unabhängige Superliga zu gründen, war ein Proteststurm ausgebrochen. «Wir haben einen Fehler gemacht, und dafür entschuldigen wir uns», teilte etwa Arsenal mit.
Sie haben grosse Klugheit gezeigt, auf die vielen Stimmen – vor allem ihrer Fans – zu hören.
Uefa-Präsident Aleksander Ceferin begrüsste den Schritt der englischen Klubs: «Sie haben grosse Klugheit gezeigt, auf die vielen Stimmen – vor allem ihrer Fans – zu hören, die auf die vielen Vorteile des aktuellen Systems für den ganzen europäischen Fussball hingewiesen haben.»
Ceferin stellte klar: «Es benötigt Courage, einen Fehler zuzugeben. Aber ich hatte nie einen Zweifel daran, dass sie Fähigkeit und den gesunden Verstand haben, diese Entscheidung zu treffen.»
Jubel bei Chelsea-Fans – ManUnited-Geschäftsführer tritt ab
Manchester Uniteds Geschäftsführer Ed Woodward, eine treibende Kraft hinter der Liga, verkündete seinen Abschied zum Jahresende.
Bei etwa 1000 protestierenden Fans am Chelsea-Stadion brandete am Abend im Rahmen des Spiels gegen Brighton Jubel auf, als sich die Nachricht verbreitete. Die Anhänger verschiedener Vereine hatten zuvor gegen das neue Konstrukt demonstriert. Der grosse Auflauf sorgte sogar dafür, dass der Anstoss gegen Brighton & Hove Albion um 15 Minuten verschoben wurde.
Der Protest war zuvor laut und kreativ abgelaufen. Sprüche wie «Ruhe in Frieden Fussball 1863 – 2021» und «Von den Armen geschaffen, von den Reichen gestohlen» waren auf den Schildern zu lesen, die die Fans hoch hielten.
Am Mittwochmittag schliesslich – 12 Stunden nach den Klubs aus der Premier League – gaben auch die beiden Mailänder Vertreter Inter und die AC bekannt, auf eine Teilnahme an der Super League zu verzichten. Auch Atletico Madrid rückte wieder vom Vorhaben ab.