Deutschland: Die Illusion von Spannung
Pass auf links, Frankfurts eiskalter Randal Kolo Muani, das 1:1. Von Randale sind Bayerns Fans weit weg, doch das 3. 1:1 de suite ist ebenso weit weg vom «Mia-san-mia»-Motto. Mit Yann Sommer bleibt resultatmässige Wärme noch aus, auch wenn der Schweizer bei den 3 bisherigen Gegentoren schuldlos blieb.
Der Blick auf die Tabelle sorgt für so viel Erstaunen wie der nur halb befüllte Teller eines Pauschaltouristen am Buffet. Bayern hat plötzlich Gegner. Union Berlin liegt einen Zähler dahinter, Leipzig deren 2, BVB und Freiburg je 3. Dennoch scheint unvermeidlich: Spätestens Mitte Mai werden die Münchner wieder mässig begeistert mit der Schale vom Rathausbalkon winken (beim 11. Mal in 11 Jahren schleicht sich halt Routine ein).
Fakt ist, der Rekordmeister muss den Punkteschnitt von 2,06 wohl in die Höhe treiben. Hochgerechnete 70 Zähler genügten zuletzt 2012/13 zum Titel. Den Bayern freilich.
Frankreich: Siegen oder Wange hinhalten
Copy-Paste (oder besser: copier-coller) in der Ligue 1. Bayerns Pendant und -Achtelfinal-Gegner in der Champions League PSG befindet sich in spielerischer Winterdepression. Das 1:1 des Leaders (3 Punkte vor Lens) gegen Reims bescherte den Parisern den 4. Punkt der letzten 4 Spiele. Prickelnde Worte fand L'Equipe: «Von Champagner zu Sekt.»
Trotz Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé lief zuhause gegen Reims alles schief. Das Telegramm: Neymars Führung (51.), rote Karte Marco Verratti (56.), Lattenschuss Sergio Ramos (64.), Gegentor zum 1:1 (96.).
Für die katarischen Klubeigner zählt indes eh nur der erstmalige Henkelpott-Triumph. Dazu ist eine Steigerung von Nöten. Sonst wird aus dem «copier-coller» ein «coller une gifle»: Eine geklebt bekommen.
Spanien: Effizienz schlägt Zauber, Könige wie Bettler
Apropos Neymar und Messi. Was waren das für Zeiten, als sie – durch Luis Suarez zum Trio ergänzt – wie eine Naturgewalt durch «La Liga» wirbelten; im Gegensatz zum Hurrikan statt Verwüstung aber «Joga Bonito» und Frust beim Gegner hinterliessen. «Blaugrana» ist aktuell solchem Kabinettstückchen-Fussball fern, doch der Fan lässt beim Blick auf die Tabelle Milde walten. Nach dem 3. 1:0-Erfolg in Serie beträgt der Vorsprung auf Erzrivale Real Madrid stattliche 5 Punkte.
Auch, weil sich die «Königlichen» im royalen Duell mit Real Sociedad (0:0) vor dem Tor wie Bettler anstellten. Trotz 20 Abschlüssen erzielte Carlo Ancelottis Equipe erstmals diese Saison keinen Treffer.
Italien: Der alte Herr, die «Alte Dame», der Fussball-Gott
Silvio Berlusconi schaffte zuletzt zweierlei: Einerseits, sich optisch bis ins letzte Detail seiner eigenen Wachsfigur anzugleichen. Andererseits mit Monza die Serie A aufzumischen. Der Aufsteiger überraschte mit einem 2:0 bei Juventus und ist nun Tabellen-11. – 2 Ränge vor der «Alten Dame».
Ohne Parallelen ins Privatleben ziehen zu wollen: Berlusconis Ex-Klub Milan darbt ebenfalls. Dem 0:4 gegen Lazio folgte ein 2:5 gegen Sassuolo. Von derlei Sorgen losgelöst und mit 13 Punkten Vorsprung schwebt Napoli in anderen Sphären. Es scheint, als habe der Ende 2020 in den (Fussball-)Himmel aufgestiegene Diego Maradona begonnen die Fäden zu ziehen.
England: Im FA Cup nichts neues
Auf der Insel ruhte die Premier League zugunsten des FA Cups. Die Abwechslung vom Liga-Alltag bewahrte Liverpool indes nicht vor dem aktuellen Elend. Der Tabellen-11. schied mit einem 1:2 gegen Brighton aus.