Seit dieser Saison verteidigt Jan Elvedi für Kaiserslautern. Zuvor spielte er ebenfalls in der 2. Bundesliga 3 Jahre für Jahn Regensburg. Sowohl mit Jahn als auch nun mit Kaiserslautern hat Elvedi im DFB-Pokal den Vorstoss in die Viertelfinals geschafft und als Underdog schon dreimal den 1. FC Köln aus dem Wettbewerb gekegelt. Nun strebt er mit den «roten Teufeln» am Mittwoch bei Hertha BSC den erstmaligen Halbfinal-Einzug an.
Jan Elvedi, welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihr allererstes DFB-Pokalspiel?
Das müsste mit Jahn Regensburg gegen meinen heutigen Klub gewesen sein.
Korrekt, am 13. September 2020 resultierte ein 5:4-Sieg nach Penaltyschiessen gegen Kaiserslautern.
Ich war unglaublich nervös, weil es mein erstes Spiel in Deutschland war. Ich hatte zuvor in der Challenge League gespielt. Auf dem Weg zum Spiel wurde mir ein erstes Mal bewusst, welche Reichweite der DFB-Pokal und allgemein die deutsche Liga hat, mit der ganzen Berichterstattung rund um das Spiel. Ich war froh, dass wegen Corona das Stadion leer war und nicht noch 50'000 auf den Rängen waren. Im Spiel lief es dann gut, wir kamen eine Runde weiter, deshalb habe ich positive Erinnerungen an meinen ersten DFB-Pokal-Auftritt.
In der 3. Runde trafen Sie damals auf Köln und gewannen. Dieses Kunststück gelang Ihnen dann noch zweimal im DFB-Pokal, so auch in dieser Saison mit Kaiserslautern. Dürfen Sie sich noch in Köln blicken lassen?
3 Mal Köln, 3 Mal gewonnen, keine schlechte Bilanz. Es scheint, als sei ich ein Köln-Spezialist (lacht). Es ist auch ein Zufall, dass ich immer wieder auf Köln stosse. Als wir mit Kaiserslautern dieses Los erhalten haben, sagte ich den Jungs, dass wir gar nicht verlieren können. Zum Glück bin ich nicht allzu oft in Köln, darum ist das auch nicht so schlimm.
Nun wartet nach Köln mit Hertha BSC wieder ein gleichklassiges Team: Eine Chance oder eine tückische Aufgabe?
Ein bisschen was von beidem. Hertha als Bundesliga-Absteiger hat extrem viel Qualität. Wir wissen aber auch, dass wir eine realistische Chance auf ein Weiterkommen haben. Das ist für uns eine einmalige Chance, in einem Viertelfinal gegen einen gleichklassigen Gegner zu spielen. Wir sind heiss und wollen Vollgas geben.
15'000 Kaiserslautern-Fans werden nach Berlin reisen, an einem Mittwochabend, das ist unglaublich.
Was spricht für Kaiserslautern in diesem Duell?
Der Sieg gegen Schalke vom letzten Wochenende hat uns Rückenwind gegeben. Wir hatten keine einfache Zeit, haben viele Spiele verloren, hatten viel Unruhe im Verein. Darum war es wichtig, dass wir ein Zeichen setzen konnten.
Die letzten grossen Erfolge von Kaiserslautern sind ein Weilchen her. Spürt man die Sehnsucht der Fans nach einem besonderen Moment, wie ihn nun der DFB-Pokal bieten könnte?
Absolut, die Sehnsucht der Fans ist riesig. Gut 15'000 Kaiserslautern-Fans werden nach Berlin reisen, an einem Mittwochabend, das ist unglaublich. Da merkt man, wie sehr ein DFB-Pokal-Auftritt begeistern kann. Drum wollen wir alles geben und den Fans einen schönen Abend bereiten.
Im Viertelfinal sind «nur» noch 3 Bundesligisten vertreten, mit Leverkusen und Stuttgart treffen zudem die beiden besten aufeinander. Es ist eine Ausgangslage, die zum Träumen verleitet ...
Es ist natürlich eine sehr verlockende Ausgangslage. Umso wichtiger ist es, dass wir nur das Hertha-Spiel im Kopf haben. Wenn man ehrlich ist, standen die Chancen noch nie so gut, einmal in einem Final zu stehen, wenn man noch ein bisschen Losglück im Halbfinal hat. Wir sind topmotiviert, eine richtig geile Pokalsaison hinzulegen.
Nico und ich hoffen bei jeder DFB-Pokal-Auslosung, dass wir endlich einmal gegeneinander spielen können.
Ihr Zwillingsbruder Nico ist mit Mönchengladbach ebenfalls noch im DFB-Pokal vertreten. Das wäre doch ein Fussball-Märchen, wenn es im Halbfinal zum Direktduell kommen würde ...
Nico und ich hoffen bei jeder DFB-Pokal-Auslosung, dass wir endlich einmal gegeneinander spielen können. Bis jetzt hat es noch nicht geklappt. Wenn wir beide weiterkommen, wer weiss, vielleicht klappt es dann im Halbfinal. Ich werde mir auf jeden Fall sein Spiel in einer Woche in Saarbrücken anschauen gehen.
In Ihren bislang 7 Monaten in Kaiserslautern hatten Sie schon 3 Trainer: Dirk Schuster, Oliver Schäfer (interimsmässig) und Dimitrios Grammozis. Ist diese Unruhe ein Problem unter den Spielern?
Klar, Trainerentlassungen sind nie schön. Man fragt sich selber auch, ob man etwas besser hätte machen können, denn es liegt ja immer auch an uns, ob ein Trainer entlassen wird. Die Unruhe war schon sehr gross, vor allem auch am Anfang, als es mit dem neuen Trainer nicht funktioniert hat. Die Fans waren unruhig. Nun hoffen wir, dass es bergauf geht. Wir wollen den Schwung vom letzten Wochenende mitnehmen und gleich das nächste Zeichen setzen.
Neu gehört mit Filip Stojilkovic ein zweiter Schweizer zum Team. Er hat sich gegen Schalke gerade mit einem Tor eingefügt. Kannten Sie ihn schon von früher?
Unsere Wege hatten sich schon gekreuzt, gekannt haben wir uns aber nicht. Wir haben in der Challenge League öfters gegeneinander gespielt, als er bei Wil war und ich bei Kriens. Wir haben aber schnell eine Verbindung herstellen können, da wir beide aus der Schweiz kommen und die gleichen Leute kennen. Ich bin froh, dass er da ist. Er macht es gut, hat eben sein 1. Tor geschossen. Ich hoffe, dass es weiterhin so gut läuft.
Sie sind seit 4 Jahren in der 2. Bundesliga engagiert. Wie oft träumen Sie davon, noch eine Stufe höher zu klettern?
Die Bundesliga wäre auf jeden Fall ein persönliches Ziel. Jeder, der in der 2. Liga spielt, will irgendwann noch rauf. Ich werde weiter an mir arbeiten und Gas geben. Vielleicht geht mal ein Türchen auf und ich kann noch Bundesliga spielen.
Das Gespräch führte Deborah Bucher. Umsetzung: Daniel Bossi