Ein Heimsieg am Samstag gegen Mainz, und Dortmund ist zum 9. Mal in der Klubgeschichte deutscher Meister. Zum ersten Mal seit 10 Jahren würde die Schale nicht nach München gehen. Kein Wunder, dreht ganz Dortmund durch.
800 Journalistinnen und Journalisten haben um eine Akkreditierung gebeten. Letzte Hotelzimmer an der vier Kilometer langen Strecke der Meisterparade für Sonntag kosten ab 600 Euro aufwärts. Das Stadion ist mit über 80'000 Fans natürlich schon lange ausverkauft. Der BVB hätte laut eigenen Angaben über 300'000 Tickets verkaufen können. Das ruft den Schwarzmarkt auf den Plan: Stehplatz-Tickets werden für mehrere tausend Euro angeboten.
Wir hatten doch in der dritten Klasse gemeinsam Religionsunterricht, ich brauche noch dringend Karten für das Spiel gegen Mainz.
Selbst Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bekommt den Wahnsinn immer wieder zu spüren und muss sich mit skurrilen Anrufen auseinandersetzen. So habe jemand zu ihm gesagt: «Wir hatten doch in der dritten Klasse gemeinsam Religionsunterricht, ich brauche noch dringend Karten für das Spiel gegen Mainz», gab er in einem Interview mit Sky preis. «Da merkst du schon, was gerade los ist.»
Derweil wappnet sich die Stadt für eine allfällige Meister-Party. 250'000 Fans werden erwartet, die Bild schreibt sogar von über 400'000. Aus Sicherheitsgründen dürfen Lokalbetreiber im Zentrum kein öffentliches Public Viewing anbieten. Apropos Public Viewing: Weil sich die Stadt mit dem Rechteinhaber nicht über die Nutzung des Signals einigen konnte, wird das Spiel nicht auf einer Riesen-Leinwand übertragen.
Der Schlüssel ist, in einer besonderen Woche nichts Besonderes zu tun.
Die grosse Vorfreude überträgt sich auch auf die Spieler. Sébastien Haller, mit 5 Toren in den letzten 3 Spielen der Mann der Stunde beim BVB, sagt: «Eine Meisterparty mit der Schale auf dem Borsigplatz zu erleben, stelle ich mir unglaublich vor.»
Nur einer bleibt ruhig – zumindest gegen aussen: Trainer Edin Terzic. «Das Spielfeld ist genauso gross wie letzte Woche, der Ball genauso rund. Der Schlüssel ist, in einer besonderen Woche nichts Besonderes zu tun», betonte Terzic. «Es geht nicht um aussergewöhnliche Dinge, es geht darum, auszublenden, wo man steht und wann das Spiel ist.»