Am Samstag nimmt die Super League nach genau 34 Tagen Winterpause wieder den Spielbetrieb auf. Unter genauer Beobachtung wird dann um 18 Uhr YB im Heimspiel gegen Winterthur stehen. Der amtierende Meister hat nach ernüchternder erster «Saisonhälfte» – genau genommen nach 18 von 38 Partien – und Rang 9 an zentralen Stellschrauben gedreht. Neo-Trainer Giorgio Contini soll die Young Boys zurück zu altem Glanz führen.
Ebenso dominantes Gesprächsthema rund um Bern ist Christian Fassnacht. Der 31-jährige Zürcher ist nach eineinhalb Jahren in Englands zweithöchster Liga in Norwich wieder bei YB. Gegenüber SRF schwärmt er: «Es war ein Heimkommen, ich hätte mir keine schönere Rückkehr wünschen können. Ich bin beschwerdefrei, kann voll trainieren. YB kann mich brauchen und für mich hat es bei Norwich nicht geklappt.» Insofern sei es der «perfekte Zeitpunkt. Das Schicksal hat etwas vor mit uns.»
Ich bin nicht zurückgekommen zum ‹Umeküechle›.
Fassnachts Auslandsabenteuer – es war nicht von Erfolg gekrönt. Wechsel im Staff, Verletzungen, zuletzt war der 19-fache Nationalspieler ein halbes Jahr ohne Ernstkampf. Und doch bereut er diese Zeit nicht: «Das alles hat mich geformt und gestärkt. Die Zeit hat mich besser gemacht.»
11 Tore sind zu wenig
In Bern soll er seine Stärken wieder einbringen. Einerseits natürlich auf dem Feld: «Ich kann etwas bewegen. Am Ende ist man aber einer von elf Spielern. Ich bin nicht zurückgekommen zum ‹Umeküechle›.» Sein Ziel lässt sich quantifizieren: Er habe nie mehr als 11 Tore pro Saison erreicht, diesen Wert müsse er knacken. Andererseits kann Fassnacht auch in der Kabine wichtig sein: «Ich habe ein gutes Gespür, wie es den Mitspielern geht, wer was braucht. Und ich weiss jetzt auch, wie es sich anfühlt, wenn man in einer Liga nicht heimisch ist.»
Bei all der Vorfreude dürfe die Geduld nicht zu kurz kommen. In den nächsten Tagen soll ein Zeitplan erstellt werden, das Winterthur-Spiel komme aber noch deutlich zu früh. Dann ist da noch die Frage, wie er mit dem immensen Druck umgeht, den hohen Erwartungen, die seine Vergangenheit mit sich bringt: «Natürlich gibt es Druck, aber für mich ist es ein positiver.»
«Geschenk» für Benito
Viel Freude über den «Neuzugang» verspürt Verteidiger Loris Benito, der den Fassnacht-Transfer als «kleines Weihnachtsgeschenk» titulierte. Vorab aus persönlichen Gründen freue er sich auf die Zusammenarbeit. Auf dem Platz sei «Fasi» ein sehr belastbarer Spieler, bringe Winnermentalität mit und brauche kaum Angewöhnungszeit.
Neu ist, wie gesagt, auch der Mann an der Seitenlinie. Contini verliess die Nati als Assistent zugunsten der Berner. «Jeder will sich neu beweisen», ist sich der Zürcher bewusst. Anstand und Respekt seien ihm sehr wichtig. Nach enttäuschendem Saisonstart sieht er im mentalen Bereich Baustellen. An der typischen YB-DNA im spielerischen Bereich («dominant und aktiv») wolle er indes nicht grundlegend rütteln.
Zum «verlorenen Sohn» Fassnacht erklärt Contini, dieser bringe viel Engagement mit. Aber auch: «Ihm ist bewusst, dass so eine Rückkehr viel Vergleichspotenzial bietet. Nun ist die Situation eine andere als damals. Wir werden ihn nicht zusätzlich unter Druck setzen.»
SRF-Experte Fabian Lustenberger spielte 2019 bis 2023 mit Fassnacht zusammen. Er mahnt zur Geduld: «Christian wird ein wichtiger Baustein sein. Zu meiner Zeit kam er auf unglaubliche Skorerzahlen. Mit so einem Spieler hast du Tore garantiert.»