Wenn die Wahrnehmungen von Trainer und einzelnen Spielern derart stark auseinandergehen, ist es nicht gut. Wenn es sich beim Spieler auch noch um den Captain handelt, gibt es eigentlich nur zwei Lösungen. Entweder der Spieler muss gehen oder – was deutlich öfter vorkommt – der Trainer muss seine Sachen packen.
Der FC Basel hat sich dazu entschieden, Trainer Ciriaco Sforza den Rücken zu stärken. Konsequenterweise musste Captain Valentin Stocker gehen. Nicht endgültig, aber zumindest wurde er auf unbestimmte Zeit beurlaubt .
Cup-Blamage hat Fass zum Überlaufen gebracht
Für SRF-Sportredaktor Marcel Melcher ist offensichtlich, wann die Beziehung zwischen Sforza und Stocker einen entscheidenden Bruch erhielt. Stocker hatte sich am 17. Februar in der Pause und nach der blamablen 2:6-Niederlage im Cup-Achtelfinal gegen Winterthur öffentlich sehr kritisch geäussert. «Wer Stocker kennt, weiss, dass die Kritik nicht nur dem Winterthur-Spiel galt. Sie betrifft das Spielsystem von Basel generell», meint Melcher.
Sforza habe Stockers Aussagen als Affront gegen seine Fähigkeiten als Trainer interpretiert, glaubt der SRF-Mann. Dabei sei es gar nicht Stockers Hauptintention gewesen, gegen seinen Coach zu schiessen. «Als Trainer trägt man immer eine Mitverantwortung. Aber Stocker hat klar signalisiert, dass der FCB nur gemeinsam aus der sportlichen Misslage herausfinden kann», so Melcher.
Kein Vergleich zu den Turbulenzen auf Schalke
Entsprechend sei die Situation in Basel auch nicht mit jener auf Schalke zu vergleichen, wo eine Spieler-Revolte erst kürzlich zur Entlassung von Trainer Christian Gross geführt hatte. «Der Widerstand der Schalke-Spieler gegen Gross war grösser und persönlicher», schätzt Melcher ein.
Differenzen zwischen Spielern und dem Trainer sind im Fussball keine Seltenheit. Als bekannte Beispiele gelten etwa die Spannungen zwischen ManUnited-Trainerlegende Sir Alex Ferguson und seinem Schützling Roy Keane, welche 2005 in der Freistellung der irischen Klub-Ikone endeten. Oder auch 2010, als sich die Franzosen an der WM in Südafrika gegen den damaligen Nationaltrainer Raymond Domenech auflehnten.