Cedric Itten konnte mit den Glasgow Rangers in seiner ersten Saison in Schottland den Meistertitel feiern. Im Interview spricht der 24-Jährige über die Feierlichkeiten, seine langfristigen Ziele bei den Rangers und die Unterschiede zwischen dem schottischen und dem Schweizer Fussball.
SRF Sport: Cedric Itten, Sie wurden mit den Glasgow Rangers «Sofameister». Wie war der Moment, als der Titel feststand?
Cedric Itten: Wir haben die entscheidende Partie zwischen Celtic und Dundee (0:0) gemeinsam mit der Mannschaft geschaut und den Titel natürlich bejubelt. Doch die Feierlichkeiten beschränkten sich an diesem Tag aufs Anstossen, weil am darauffolgenden Donnerstag schon die nächste Europa-League-Partie auf dem Programm stand. Die eigentliche Party war bereits am Samstagabend gestiegen, obwohl der Titel da noch gar nicht in trockenen Tüchern war. Doch weil so viele Fans vor dem Stadion waren, konnten wir gar nicht früher nach Hause.
Der Druck, den 10. Titel in Serie von Celtic Glasgow zu verhindern, war schon seit Beginn der Saison sehr gross.
Was bedeutet der Titel für Sie persönlich?
Nach dem Gewinn des Schweizer Meistertitels auch im Ausland eine Trophäe zu gewinnen, bedeutet mir sehr viel. Noch grösser ist die Bedeutung des 1. Meistertitels nach dem Zwangsabstieg natürlich für den Verein. Der Druck, den 10. Titel in Serie von Celtic Glasgow zu verhindern, war schon bei Beginn der Saison sehr gross.
Wie halten Sie die Spannung aufrecht, jetzt wo die Rangers den Meistertitel in der Tasche haben?
Die Spannung ist nach wie vor da, weil wir noch weitere Ziele haben. Vor kurzem wurde bestätigt, dass der Cup gespielt wird und auch in der Europa League wollen wir so weit wie möglich kommen. Nach dem 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel auswärts gegen Slavia Prag befinden wir uns in einer guten Ausgangslage.
Mit Schottland haben Sie für Schweizer Verhältnisse eine eher ungewohnte Karrieredestination gewählt. Wurden Ihre Erwartungen bis jetzt erfüllt?
Definitiv. Die Rangers sind eine internationale Top-Mannschaft, das zeigen die bisherigen Resultate in der Europa League. In der nächsten Saison müssen wir nur eine Quali-Runde überstehen, um die Champions League zu erreichen. Mir gefällt besonders, dass der Klub sehr ambitioniert ist und wie professionell der Verein geführt wird. Von Schottland selbst habe ich leider noch nicht viel gesehen, weil wir uns seit meiner Ankunft immer wieder im Lockdown befinden. Fans im Stadion habe ich aus demselben Grund auch noch keine erleben dürfen.
Der schottische Fussball ist extrem physisch und es wird nicht so schnell abgepfiffen wie in der Schweiz.
Was sind die grössten Unterschiede zum Fussball in der Schweiz?
In Schottland dominieren mit den Rangers und Celtic zwei Mannschaften die ganze Liga. Dementsprechend stehen alle anderen Mannschaften sehr defensiv. Der schottische Fussball ist zudem extrem physisch und es wird nicht so schnell abgepfiffen wie in der Schweiz.
Wie beschreiben Sie Ihre Rolle innerhalb des Teams?
Ich wurde von der Mannschaft sehr gut aufgenommen und glaube, meinen Teil zum Titel beigetragen zu haben. Es war aber nicht einfach für mich, da die Mannschaft im Sommer schon 7 Wochen Vorbereitung hinter sich hatte und ich direkt aus der Saison kam.
Bei St. Gallen waren Sie ein Leistungsträger und unumstrittener Stammspieler. Bei den Rangers müssen Sie meistens mit der Joker-Rolle vorliebnehmen. Ist das kein Problem für Sie?
Als Fussballer will man immer spielen. Aber mir war von Anfang an bewusst, dass es einen Moment braucht, um sich bei einem internationalen Grossklub mit einem breiten Kader einen Stammplatz zu erkämpfen. Langfristig ist es mein Ziel, Stammspieler zu werden.
Mit Steven Gerrard haben Sie einen Trainer, der als Spieler ein Weltstar war. Wie erleben Sie ihn als Trainer?
Er hat definitiv eine grosse Persönlichkeit. Er kann uns seine immense Erfahrung als Spieler weitergeben und ist auch sehr nah an der Mannschaft. Auch persönlich habe ich ein gutes Verhältnis zu ihm, er war mit ein Grund für meinen Wechsel zu den Rangers. Wir stehen im regelmässigen Austausch und er ist auch zufrieden mit meinen Leistungen.
Das Gespräch führte Joel Stalder.