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Corona-Krise in Super League Auch Saisonabbruch käme Klubs teuer zu stehen

Die Swiss Football League hat offenbar ein Dokument an die Klubs geschickt, das die Kosten des Saison-Abbruchs skizziert.

Abbruch oder Fortsetzung. So sehen die beiden Szenarien aus, zwischen denen die Super League und Challenge League Stand jetzt auswählen müssen.

Denn mit den am 29. April in Aussicht gestellten Lockerungsmassnahmen hat der Bundesrat die Voraussetzungen geschaffen, dass der Betrieb im Schweizer Profifussball am 8. Juni weitergehen könnte. Gibt es am 27. Mai keinen anderen Entscheid, steht dem aus politischer Sicht eigentlich nichts mehr im Weg.

Auch der Abbruch kostet

Und dennoch herrscht im Schweizer Fussball Uneinigkeit. Dem Vernehmen nach sind die letzten 4 Klubs der Super League (Lugano, Sion, Thun als Schlusslicht und Xamax) allesamt gegen die Wiederaufnahme des Betriebs. Sie alle könnten mit dem direkten Abstieg oder dem Abstieg über die Barrage verlieren, aber kaum etwas gewinnen.

Yverdons Gemeinde beschwert sich über Saison-Abbruch

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Die Gemeinde Yverdon gelangte nach dem Abbruch der Amateur-Ligen mit einem Beschwerdebrief an den SFV. Im Schreiben wird der Entscheid des Verbandes als "unverständlich" und "unfair" bezeichnet. Der Saisonabbruch trifft Yverdon-Sport als Leader der Promotion League hart. Die Waadtländer hatten sieben Punkte Vorsprung und können nun nicht in die Challenge League aufsteigen. Der Abbruch der Amateur-Ligen hat zur Folge, dass es keine Auf- und Absteiger gibt.

Yverdon verweist im Brief unter anderem auf die getätigten Investitionen in die Infrastruktur. So habe die Gemeinde acht Millionen Franken zum Bau eines neuen Stadions beigetragen, zusätzlich seien zwei Millionen Franken aus privaten Geldern eingeflossen. Dies sei auch mit Blick auf den Junioren- und Breitensport des Vereins geschehen.

Eher auf der anderen Seite hat sich nun die Swiss Football League positioniert. Denn die Liga hat gemäss Blick ein Info-Dokument an die 20 Profi-Klubs verschickt, in dem die Kosten des Meisterschafts-Abbruchs skizziert werden. Die Rede ist von über 15 Millionen Franken, verursacht u.a. durch folgende Posten:

  • Fehlende Einnahmen aus den TV-Geldern wegen Nicht-Einhaltung der Verträge (inkl. möglicher Rechtstreitereien).
  • Zudem sinken auch die Marketing-Einnahmen stärker.
  • Wird nicht gespielt, fallen die Marktwerte der Profis.
  • In einem «Worst-Case-Szenario» fallen auch noch die Ranglistenpunkte (bis zu 1,5 Mio Franken) weg.

Dreistellige Millionenbeträge gefordert

Doch die Sorgen im Schweizer Fussball reichen weiter als nur bis in den Sommer 2020. Heinrich Schifferle, Präsident der Swiss Football League (SFL), der Profiabteilung im SFV, hat Alarm geschlagen. Der Schweizer Fussball würde in seiner Existenz bedroht werden, falls man lange Zeit nicht zur Normalität – ein regulärer Meisterschaftsbetrieb mit halbvollen bis vollen Stadien – zurückkehren könne.

In der Sonntagszeitung erklärte er: «Wir haben berechnet, was der Fussball in unserem Land in 6 Monaten Pandemie bis im September verliert. Es sind 200 bis 250 Millionen Franken, die wir als Unterstützung benötigen in Form von Krediten und Garantien.»

FCZ-Präsident Ancillo Canepa moniert ebenfalls, dass die Profiklubs durch Verluste in Millionenhöhe in eine schwere existentielle Not geraten könnten. Er erwartet vom Bund eine Bürgschaft in tiefer dreistelliger Millionenhöhe.

Wer wird Meister? Kommt die 12er-Liga doch?

Neben den finanziellen Folgen stellen sich den Klubs aber noch weitere Fragen, die in den nächsten Tagen und Wochen geklärt werden müssen:

  • Sportliche Entscheidungen: Wer wird Meister, wenn die Meisterschaft abgebrochen wird? Wie sieht es mit Auf- und Absteigern aus?
  • Der Modus: Eigentlich wurde ein neuer Modus bereits Ende April abgelehnt. Doch der umtriebige Sion-Präsident Christian Constantin hat trotzdem einen neuen Versuch unternommen, die 12er-Liga einzuführen. So könnte die aktuelle Saison abgebrochen und die ausgefallenen Spiele in der nächsten Spielzeit nachgeholt werden.

In den nächsten Tagen und Wochen hat die SFL unter CEO Claudius Schäfer die nicht einfache Aufgabe, die partikularen Interessen ihrer 20 Profiklubs unter einen Hut zu bringen.

SRF zwei, sportpanorama vom 03.05.20, 18:30 Uhr ; 

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