Mit dem Grasshopper Club Zürich wird der ruhmreichste Fussballklub der Schweiz zweitklassig. GC's erster Abstieg seit genau 70 Jahren trifft eine sportliche Grossmacht mit stolzer Geschichte.
GC galt als Nobelklub, als Sinnbild für Erfolg und Geld. Das Vereinslokal war unweit des Paradeplatzes. Schweizer Wirtschaftsführer waren im Verein eingeschrieben. Die Elite ging ein und aus.
Als Sulser Real Madrid aus dem Meistercup schoss
Ende der 1970er-Jahre erlebete GC sein schönstes Kapitel im Europacup. Die Uefa-Cup-Kampagne 1978 endete erst im Halbfinal, gegen den SC Bastia. Gleich in der darauffolgenden Saison traf GC im Meistercup-Achtelfinal auf das grosse Real Madrid. Das Hinspiel im Bernabéu ging mit 1:3 verloren – Claudio Sulser schoss das einzige Tor. Doch im Rückspiel sorgte Sulser mit einer Doublette für das Out des spanischen Meisters, eine Demütigung für Real. Der Hardturm war ein Tollhaus.
Die bewegte Geschichte der Grasshoppers
-
Bild 1 von 7. 1978: Traum vom Europacup-Final. GC jubelt über den 3:2-Siegtreffer im Uefa-Cup-Halbfinal-Hinspiel gegen Bastia im Hardturm. Es ist eine der rauschendsten Nächte für den Klub. Mit dem 0:1 im Rückspiel zwei Wochen später platzt der Traum von der Final-Qualifikation. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 7. 1978/79: Der Coup gegen Real. Claudio Sulser sorgt für eine Sensation: Mit insgesamt 3 Toren kegelt er Real Madrid fast im Alleingang aus dem Meistercup-Achtelfinal. Im Viertelfinal gegen Nottingham Forest reichen zwei weitere Sulser-Tore nicht mehr. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 7. 1982-84: Goldene Zeiten. GC wird drei Mal Meister in Folge. Hier bei der Meisterfeier 1982: Marcel Koller, Andy Egli, Roger Wehrli, Charly Inalbon, Captain und Torhüter Roger Berbig mit dem Pokal (v.l.n.r.). Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 7. 1977-85: Die Ära Heinz Hermann. Der Mittelfeld-Regisseur und Rekordnationalspieler ist ein herausragender Spieler in GCs Geschichte. Im Bild sieht man ihn beim Entscheidungsspiel um die Meisterschaft 1984, das GC gegen Servette mit 1:0 gewann. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 7. 2003: Die letzte Meisterfeier. Marcel Koller feiert den Meistertitel in seiner einzigen Saison als GC-Trainer. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 7. 2018: Ja zum neuen Stadion. 2008 wurde der Hardturm abgerissen. GC verlor seine fast 90 Jahre alte Heimstätte und spielt seither im FCZ-Stadion Letzigrund. Erst 2018 entscheidet sich das Stimmvolk für einen Neubau. Gebaut ist noch nichts. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 7 von 7. 2013: Der letzte Titel. Uli Forte erhält nach dem Cupsieg über Basel eine Champagnerdusche. 6 Jahre später gibt es für Forte und GC nichts mehr zu feiern. GC steigt im Mai 2019 ab. Bildquelle: Keystone.
Heinz Hermann und die Meister-Triplette
Ein prägender Spieler der Grasshoppers war Heinz Hermann, der in den 80er-Jahren für Erfolge sorgte. 1982 bis 1984 holte man 3 Meistertitel in Folge. Hermann fungierte als brillanter Spielgestalter. Er galt auch als das Hirn der Nationalmannschaft, für die er noch heute Rekordspieler ist.
Hitzfeld und Gross
Von 1988 bis 1991 trainierte Ottmar Hitzfeld die Mannschaft und man gewann 1990 und 1991 den Meistertitel. In der zweiten Saison gab es sogar ein Double zu feiern. Im Rückblick waren die 90er-Jahre die letzte grosse GC-Ära. Hitzfeld verliess den Verein zwar Richtung Dortmund, doch nur 2 Jahre später kam mit Trainer Christian Gross der Erfolg zurück.
In der ersten Saison unter Gross wurde GC Cupsieger und verpasste das Double nur knapp, weil man im letzten Meisterschaftsspiel nicht gewann. Doch in den folgenden Saisons besserte man nach: 1995 und 1996 wurde GC Meister.
Die letzten Erfolge
GC-Legende Marcel Koller, der seine ganze Spielerkarriere beim Rekordmeister verbracht hatte, trainierte die Mannschaft nur eine Saison lang (2002/03). Daraus fruchtete der bisher letzte Meistertitel für die Grasshoppers. Doch im März 2003 gaben die Financiers Rainer E. Gut und Fritz Gerber, die Besitzer des Klubs, bekannt, dass sie aussteigen. Im Nachhinein war das ein herber Schlag für den Klub.
Genau ein Jahrzehnt später wurde GC Cupsieger – der bisher letzte Titel. Ironischerweise war damals Uli Forte Trainer, der Mann, der 2019 den Abstieg des grossen Zürcher Traditionsvereins auch nicht mehr verhindern konnte.
Sendebezug: Radio SRF 1, 11.05.2019, 21:00 Uhr