Manchmal schliessen sich Kreise im Leben: «Wenn man uns das zu Juniorenzeiten gesagt hätte, hätten wir nur den Kopf geschüttelt», sagt GC-Sportchef Bernt Haas. Der 45-Jährige spricht die Tatsache an, dass die sportliche Führung des Schweizer Rekordmeisters ab dieser Saison in den Händen eines Duos liegt, das sich vor über 25 Jahren kennen gelernt hat.
Gemeinsam mit Haas soll der 139 Tage ältere Bruno Berner als Cheftrainer die Grasshoppers zurück zum Erfolg führen. Beide wurden bei den GC-Junioren geschult, beide verteidigten dann als Aktive für die 1. Mannschaft: Haas von 1994 bis 2001, Berner von 1997 bis 2002.
Team im Aufbau
Am Montag leitete der von Winterthur abgeworbene Berner seine erste Trainingseinheit mit GC. «Der Start ist geglückt», so der gebürtige Zürcher. Haas, der gebürtige Wiener, freut sich, dass die «Kennenlernphase» zwischen Sportchef und Trainer entfallen konnte. Wichtiger ist ihm aber: «Ich habe rasch gespürt, dass Bruno dieselben Werte vertritt» – und konkretisiert: Loyalität, Demut und Leistungsbereitschaft.
Allerdings fehlt dem sportlichen Führungsduo noch das Essenzielle: Eine komplette Mannschaft. 9 Spieler haben GC per Ende Saison verlassen. Erst wenige Zuzüge wurden getätigt, etwa Pascal Schürpf oder Michael Kempter. Berner lässt sich davon nicht beirren: «Es ist eine Riesenchance, ein Team für die kommende Saison aufzubauen.» Wobei er gleich einschränkt, er könne natürlich nur Empfehlungen abgeben, die Entscheidungen treffe der Sportchef.
Leistungsschau in der Preseason
Beide betonen die offene Ausgangslage in diesen Tagen. «Wenn ein neuer Trainer kommt und es bei Null anfängt, ist das für jeden Spieler eine Chance», sagt Haas. Berner ergänzt mit einem Lächeln: «Für den Trainer ist die Vorbereitungszeit die schönste, für die Spieler die mühsamste Zeit. Es ist immer anstrengend. Jeder Spieler will sein schönstes Gefieder zeigen, um den Trainer zu begeistern.»
Seine ersten Personalwünsche für den Staff hat er bei Haas schon durchgebracht: Zwei seiner bisherigen Mitarbeiter in Winterthur, Assistenztrainer Aurélien Mioch und Athletiktrainer Manuel Fässler, wechseln ebenfalls zu GC.
GC muss Negativ-Jubiläen begehen
20 Jahre ist der letzte Meistertitel des einstigen Nobelklubs nun her, 10 Jahre der letzte Cupsieg. Seither sind die Zürcher mehrfach in Turbulenzen geraten. Die Übernahme durch eine Gesellschaft der chinesischen Milliardärs-Gattin Jenny Wang im Jahr 2020 hätte eigentlich finanzielle Sicherheit gegeben, bescherte aber auch Probleme.
«In der Vergangenheit gab es überspitzt gesagt Situationen, in der uns gesagt wurde: ‹Morgen kommen 7 neue Spieler, arbeitet mit ihnen›», sagt Haas. «Das ist aber nicht mehr der Fall. Meine sportliche Strategie wird angehört. Wir haben grosse Fortschritte erzielt.»
Den bisherigen Trainer Giorgio Contini hatte das Hü-und-Hott-Vorgehen der Besitzer so den Nerv gekostet, dass er im Februar die Kündigung eingereicht hatte. Trotzdem hätte es den Zürchern beinahe noch zu einem Europacup-Platz gereicht. Erst mit der Niederlage in Basel in der letzten Runde fielen sie noch auf den 7. Tabellenplatz zurück.