Der Saisonstart ist dem FC St. Gallen misslungen. Ein Traumtor von Ronny Rodelin sorgte dafür, dass die Ostschweizer eine 0:1-Niederlage in Genf kassierten. Doch nicht nur das Ergebnis, auch die Art und Weise, wie der «Nuller» zustande kam, gefiel Peter Zeidler gar nicht. «Das war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben», erklärte der Cheftrainer vor dem ersten Heimspiel der noch jungen Saison.
In seiner Heimstätte erwartet den FCSG am Samstag – wenngleich die Temperaturen sinken – ein nächster heisser Tanz. Der euphorisierte Aufsteiger ist zu Gast. Und dass Winterthur zu durchaus mehr als nur Kanonenfutter taugt, bewiesen die Eulachstädter gleich bei ihrem ersten Auftritt im Oberhaus nach 37 Jahren: Dem FC Basel wurde Paroli geboten, am Ende hiess es 1:1. Der Punkt war definitiv nicht gestohlen.
Obschon Zeidler die Konterstärke der Winterthurer hervorhebt, rechnet er nicht mit einem defensiven Gegner: «Wer denkt, dass Winterthur nur hinten reinsteht, hat keine Ahnung von Fussball.» Das Duell mit Basel haben der Verantwortliche und seine Equipe im Bus auf dem Weg nach Genf verfolgt. Weitere Gefahr drohe bei Winterthurer Standards, ist eine andere Beobachtung.
Die Gefährlichkeit der Winterthurer: Zeidler hat sie am eigenen Leib erfahren. 2019 warf der Unterklassige den FC St. Gallen in der 2. Cup-Runde aus dem Wettbewerb. Das hinterliess derart traumatische Spuren, dass Zeidler (freilich mit einem Augenzwinkern) nur noch von der «Stadt mit W» sprach.
Um eine neuerliche Pleite zu vermeiden, ging St. Gallen besondere Wege. So absolvierte man am Mittwoch einen Testmatch gegen Valencia, das unter Coach Gennaro Gattuso sein Trainingslager in der Ostschweiz durchführt. Zeidler sah sein Team engagiert auftreten und letzten Endes 0:2 unterliegen: «Die Chance auf Spiele gegen so renommierte Mannschaften hat man nicht oft, da lernt man immer was», erklärte der 59-Jährige.
Wenn man drei Stufen auf einmal nehmen will, fällt man meist auf die Nase.
In der Offensive haperte es noch in puncto Torproduktion. Dort soll ein Zugang Abhilfe schaffen: Chadrac Akolo. Der Kongolese wurde einst unter Zeidler bei Sion zum Stammspieler, es folgte der Wechsel in die Bundesliga zu Stuttgart. Via Amiens hat Akolo den Weg zurück in die Schweiz gefunden. Im Training strahle er bereits viel Torgefahr aus, dennoch müsse man mit dem noch nicht topfitten 27-Jährigen Geduld haben, so Zeidler: «Wenn man drei Stufen auf einmal nehmen will, fällt man meist auf die Nase.» Wahrscheinlich, dass Akolo also als Joker gegen Winterthur für offensive Impulse sorgen soll – und womöglich für drei Punkte.
Aber: Rein historisch könnte auch eine Niederlage aus Sicht des FC St. Gallen positive Seiten haben. Denn als die «Espen» vor knapp 3 Jahren im Cup unterlagen, diente dies als eindrückliche Initialzündung: Der FCSG sammelte in den folgenden 7 Partien überragende 19 Punkte. Dennoch: Könnte Zeidler wählen, würde er gegen den «Klub aus W» wohl ein «W» wie «Win» wünschen.