Vor Saisonstart ist es üblich, dass die Teams der Super League alphabetisch aufgelistet werden. Doch dass vor der 4. Runde völlig überraschend Meister YB ganz unten und, mit etwas weniger Schockpotenzial, Yverdon-Sport ebenfalls im Tabellenkeller steckt, hat mit dem Ypsilon wenig zu tun. Sondern vielmehr mit den Leistungen, die sich salopp damit zusammenfassen lassen, dass es bei Yverdon vorne und bei den Young Boys hinten und vorne nicht stimmt.
Den Waadtländern glückten in den bisherigen 3 Saisonspielen gerade einmal 2 Tore. Über allem schwebt die Posse um Kevin Carlos. Der letztjährige Co-Torschützenkönig, der 14 Mal eingenetzt hatte, sollte eigentlich längst für ein sattes Entgelt den Klub gewechselt haben.
So lautete zumindest der Plan Yverdons. Trainer Alessandro Mangiarratti schickte seinen besten Stürmer am 2. Spieltag inmitten des Warm-ups auf die Tribüne. Dem Vernehmen nach war man sich mit Dinamo Zagreb über einen Transfer einig. Was sich spätestens mit Carlos' Startelf-Einsatz eine Runde später gegen Winterthur als Irrtum entpuppte.
Das trostlose Spiel auf der Schützenwiese war das erste in dieser Super-League-Saison, das ohne Treffer endete. Auf die Frage, ob die Yverdon-Anhänger auch eine Woche später Carlos zu Gesicht bekommen würden, meinte Mangiarratti lachend: «Ich sage nichts mehr.» Und zog von der Schützenwiese ab. Jedenfalls bewarb das Team aus dem Thermalort den samstäglichen Super-League-Knaller auf den Sozialen Medien mit dem Konterfei Carlos'. Ein irreführendes Abschiedsgeschenk? Am Freitag wurde gemunkelt, man sei sich mit Besiktas einig.
Unter den möglichen Abnehmern des 23-jährigen Spaniers Carlos kursiert(e) neben Dinamo und Galatasaray auch der Name des nächsten Gegners: YB. Dabei offenbarte sich beim so missratenen Saisonstart der Berner mit nur einem Punkt aus 4 Partien die Defensive als Achillesferse. Während die Berner die Rückkehr der verletzten Loris Benito und Mohamed Ali Camara herbeisehnen, reagierten sie am Dienstag mit der Verpflichtung des Verteidigers Abdu Conté.
Stabilisierung bei YB, Aura der Heimmacht bei Yverdon
Nun könnte man angesichts der aktuellen Form meinen, dass das jeweils andere Team zum Aufbaugegner taugt. Dagegen spricht, dass ...
- YB sich defensiv langsam zu stabilisieren scheint. Die Gegentore beim 2:2 gegen den FCZ fielen nach einem Handspenalty und einem Eckball. Zudem scheint Rahmen nun sein System gefunden zu haben. Stellte er in den ersten Partien noch im 4-4-2 auf, setzte er gegen die Zürcher auf Silvère Ganvoula als einzige Spitze – was funktionierte. Das sind wiederum schlechte Nachrichten für Meschack Elia und Cedric Itten.
- Yverdon in der letzten Saison zur überraschenden Heimmacht avancierte. 40 der 47 Zähler errang man im Stade Municipal. Doch in dieser Spielzeit wurde die Bastion schon bei erster Gelegenheit vom FC Zürich (0:2) gestürmt.
Die Zuschauenden erwartet am Samstag jedenfalls eine Partie mit unverhofft hoher Brisanz. Sowie einigen brennenden Fragen: Feiert Rahmen endlich den ersten Sieg mit YB? Bleiben die beiden Ypsilons vorerst im Tabellenkeller? Und wo, um Himmels Willen, ist dann Kevin Carlos?