Im Herbst seiner Profi-Karriere angelangt, muss bzw. will Christian Gentner auch über seine aktive Laufbahn hinausschielen. Er tut dies mit dem ihm eigenen Weitblick, keinesfalls aber mit einem Tunnelblick. Trotzdem dürfte der Fussball auch nach dem Rücktritt sein Lebensinhalt sein.
Entsprechend besucht der 35-jährige Deutsche das Ausbildungsprogramm Management im professionellen Fussball. Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) und die Deutsche Fussball-Liga (DFL) bieten diesen Lehrgang als Pilotprojekt an. Sporadisch drückt Gentner dafür in seiner Heimat blockweise die Schulbank, um später die nötigen Zertifikate erlangen zu können.
Der Routinier auf Rasen möchte aber nicht, dass dieses Engagement falsch eingeordnet wird. «Ich bin hauptberuflich noch immer Fussballer», gibt Gentner zu verstehen. Der Aufwand für diese Weiterbildung sei überschaubar und laufe nebenher. So liege sein Hauptaugenmerk ganz klar auf der täglichen Trainingsarbeit mit dem FC Luzern.
Selbst zum Ausbildner gereift
Nach 16 Saisons in der Bundesliga und deutlich über 400 Einsätzen in der deutschen Meisterschaft schloss sich Gentner im Sommer den Innerschweizern an und nennt gleich eine Reihe von Gründen für den doch eher unüblichen Transfer:
- Der sportliche Anreiz: So macht er beim FCL viel Potenzial aus. Zudem herrsche nach dem diesjährigen Cupsieg eine grosse Euphorie.
- Die intakten Strukturen: Vorgängig in den Gesprächen mit den Verantwortlichen, vorab mit Sportchef Remo Meyer, erhielt er einen ausgesprochen guten Eindruck vom Klub. «Hier wird eine klare Idee verfolgt», schlussfolgerte er. Auch sein Ex-Trainer bei Union, der Zürcher Urs Fischer, trug mit seiner Empfehlung zur Entscheidungsfindung bei.
- Ein Ort mit hoher Lebensqualität: Für ihn als Vater zweier Kinder sei dies ein massgebendes Kriterium gewesen.
- Das Verständnis seiner Rolle: «Hier habe ich die Möglichkeit, bei der Entwicklung von jungen Spielern mitzuhelfen, meine Erfahrung einzubringen und kann trotzdem noch auf hohem Niveau Sport betreiben.»
Es ist der Anspruch der neuen Luzerner Leaderfigur, «selbst mit guten Leistungen voranzugehen. Die Jungs sollen sich von mir etwas abschauen können.» Dazu gehört, dass Gentner die aufrückende Generation mit Gesprächen begleitet – auf dem Platz, in der Kabine und daneben.
Nicht allein auf weiter Flur
Seit seiner Ankunft hat Gentner zahlreich Verstärkung aus dem Nachbarland bekommen. So erweckt es fast schon den Eindruck, als würde eine «neue deutsche Welle» in der Schweiz anrollen. Seit diesem Sommer arbeitet mit David Wagner (YB) und André Breitenreiter (FCZ) – zusätzlich zu Peter Zeidler (St. Gallen) – ein Trainer-Trio aus Deutschland in der Super League. Vor wenigen Tagen schloss sich zudem auch der frühere deutsche Nationalspieler Holger Badstuber dem FCL an.