Einem direkten Bekenntnis zum Trainer ging YB-Sportchef Steve von Bergen nach dem 0:1 beim FC Basel gleich mehrmals aus dem Weg. Ob Patrick Rahmen noch zu halten sei? «Wir werden sicher nicht jetzt über den Trainer sprechen. Jetzt kommt die Nati-Pause. Das gibt uns Zeit, alles mit einer gewissen Ruhe zu analysieren.» Am Mittwoch würde Rahmen ein Jubiläum feiern: 100 Tage seit Beginn der Vertragslaufzeit im Amt. Unklar, ob es so weit kommt.
Die Gerüchteküche wurde weiter dadurch angeheizt, dass sich Von Bergen unmittelbar nach der Niederlage in Basel laut Beobachtern in den Katakomben zu einem ausführlichen Gespräch mit Assistenztrainer Zoltan Kadar traf. Dabei war es ein ordentlicher Auftritt der Berner gewesen. Doch wie so oft in dieser Saison fehlte in der Offensive jener Killerinstinkt, der die Young Boys in den letzten Jahren so oft zum Meistertitel geführt hatte. Und die Defensive musste sich abermals nach einem Standard bezwingen lassen.
Dass eine so unnötige wie unglückliche Situation – Sandro Lauper wurde erst nach VAR-Intervention einer Schwalbe überführt, ehe er kurze Zeit später nach einem groben Foul mit Rot des Feldes verwiesen wurde – massgeblich den Lauf des Duells veränderte, schien aus Berner Optik fast symptomatisch.
Rahmen stellte die Korrektheit der roten Karte gar nicht erst in Frage. Vielmehr setzte er auf Durchhalteparolen («Ich habe eine Mannschaft gesehen, die lebt, füreinander einsteht.»).
Kaum Punkte, viele Gegentore, mangelhafte Disziplin
Fakt ist, dass die Zahlen Coach Rahmen nicht eben den Rücken stärken:
- Der Meister steht in dieser Super-League-Saison nach 9 Runden bei 5 Niederlagen und nur einem Sieg. Dabei blieb man nie ohne Gegentor und belegt aktuell den letzten Rang.
- Rahmen kommt wettbewerbsübergreifend in 15 Matches auf einen Punkteschnitt von bescheidenen 1,2 Zählern. Die Tordifferenz beträgt 29:29 – wobei 10 der erzielten Treffer in der 1. Cup-Runde gegen Printse-Nendaz fielen.
- Auch bei der Disziplin hapert es: In 15 Pflichtspielen flog in 4 Fällen ein YB-Akteur vom Feld.
Fakt ist auch: Die Nationalteam-Pause ist jeweils ein beliebter Zeitpunkt, um personelle Veränderungen im Staff vornehmen zu lassen. Die Führung um Christoph Spycher hat knapp zwei Wochen Zeit, an den wegweisenden Stellschrauben zu drehen.
Nach der Nati-Pause alle 3 Tage ein Spiel
Danach folgt das absolute Mammutprogramm: Ab dem 19. Oktober sind die Young Boys in Liga und Champions League innert 22 Tagen 7 Mal wettkampfmässig gefordert. Alle 3 Tage ein Pflichtspiel – da bleibt für die ganz grossen Massnahmen kaum Zeit.
Ob dann in den Duellen mit Leader Luzern und Meister-Mitfavorit Lugano sowie dem «Königsklassen»-Kracher zuhause gegen Inter Mailand immer noch Patrick Rahmen an der Seitenlinie steht, ist deshalb äusserst fraglich.