Ist dieser FC Zürich in der Lage, die baslerisch-bernische Phalanx zu durchbrechen?
Es ist die Frage, die vor einigen Wochen erstmals aufkam und seither von Spieltag zu Spieltag prominenter diskutiert wird. Nicht unter den Trainern und Spielern; sie sind bemüht, den Ball flach zu halten. Das wird sich auch kaum ändern, sollten die Zürcher am kommenden Wochenende als Wintermeister in der Super League feststehen. Dafür ist der Weg zum ersten Meistertitel seit 13 Jahren schlicht noch viel zu weit.
Damit es mit dem Coup klappen kann, muss vieles zusammenkommen. Der bisherige Saisonverlauf hat jedoch gezeigt, dass der FCZ auf verschiedenen Ebenen gut positioniert ist. Widrigkeiten sind über eine ganze Spielzeit immer möglich, ja sogar wahrscheinlich. Doch der Tabellenführer liefert – Stand jetzt – einige meisterliche Argumente.
1. Breites Kader
Mit Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero sind dem FCZ in der Sommerpause zwei sehr gute Transfers geglückt. Die beiden Aussenläufer sind im 3-4-1-2-System von Trainer André Breitenreiter kaum wegzudenken.
Es gibt aber auch Positionen, die bei den Zürchern nicht nur einfach, sondern doppelt durchaus stark besetzt sind. Beim 3:1-Sieg in Lausanne übernahm beispielsweise der 20-jährige Bledian Krasniqi die Aufgaben von Blerim Dzemaili. Und vorne wirbelte der 18-jährige Wilfried Gnonto anstelle des wieder genesenen Aiyegun Tosin. Mit Blaz Kramer und Akaki Gogia verfügt Breitenreiter dazu über zwei weitere Optionen. Besonders in der Offensive ist der FCZ sehr breit aufgestellt.
2. Kaum Verletzungssorgen
So polyvalent die Möglichkeiten von Breitenreiter in der Offensive sind, so in Stein gemeisselt ist seine Dreierkette in der Abwehr. An Becir Omeragic, Fidan Aliti und Mirlind Kryeziu führt kein Weg vorbei. Einzig letzterer verpasste bisher ein Spiel, dieses ging mit 0:4 bei YB verloren. Um von einer Abhängigkeit dieses Trios zu sprechen, ist es zu früh. Erst ein längerer Ausfall eines Mitglieds aus der Dreierkette würde Aufschluss darüber geben, ob gute Alternativen vorhanden wären.
Von gewichtigen Absenzen über mehrere Wochen und auf verschiedenen Positionen gleichzeitig blieb der FCZ bisher verschont. Nach dem frühen Cup-Out tanzen die Zürcher nur noch auf einer Hochzeit. In Sachen Verletzungsgefahr ist das kein Nachteil.
Spieler | Spiele | Minuten |
Becir Omeragic | 17 | 1445 |
Fidan Aliti | 17 | 1496 |
Mirlind Kryeziu | 16 | 1440 |
3. Gewonnene Stabilität
Nicht nur holte der FCZ aus den letzten 5 Spielen das Punktemaximum, auch kassierte er dabei nur 2 Gegentore. Breitenreiters Mannschaft hat in den letzten Wochen deutlich an Stabilität gewonnen. Es ist nicht anzunehmen, dass die Zürcher jeden Gegner mit 4:0 aus dem Stadion schiessen wie vor 2 Wochen einen desaströsen FC Luzern.
Hält der FCZ hinten den Schaden aber weiter in Grenzen, hat er dank der offensiven Durchschlagskraft in jedem Spiel eine Siegeschance, zumal er vorne in 17 Spielen einzig einmal ohne eigenen Treffer geblieben ist.
Tore auf mehrere Schultern verteilt – Top 5
Spieler | Tore |
Assan Ceesay | 10 |
Antonio Marchesano | 8 |
Wilfried Gnonto | 4 |
Mirlind Kryeziu | 3 |
Adrian Guerrero | 3 |
4. Breitenreiters Siegermentalität
Boranijasevic und Guerrero wurden bereits als Glücksgriffe im Sommer erwähnt. Der grösste Transfer-Coup gelang Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Marinko Jurendic aber zweifelsohne auf der Trainerposition. Breitenreiter und sein Staff haben der Mannschaft ein Spielsystem verpasst, dass schon sehr bald fruchtete.
Doch der ehemalige Bundesliga-Coach ist nicht nur ein Taktik-Fuchs. Auch auf mentaler Ebene hat Breitenreiter seine Schützlinge hinter sich gebracht und ihnen eine gesunde Siegermentalität eingeimpft. Der Hunger bei den Spielern ist riesig. 3 Punkte allein stellen die FCZ-Akteure nicht vollends zufrieden, wie die Partie in Lausanne beweist. «Nach dem Spiel haben sich alle irgendwie schlecht gefühlt», beschrieb Krasniqi die Stimmungslage, nachdem die Zürcher in der letzten halben Stunde etwas nachgelassen hatten.