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Das Gespräch mit Sandro Schärer im «Sportpanorama»
Aus Sportpanorama vom 06.10.2024.
abspielen. Laufzeit 23 Minuten 30 Sekunden.

Spitzen-Ref im «Sportpanorama» Schärer: «Unsachliche Kritik lasse ich nicht an mich heran»

Sandro Schärer wusste mit 15, dass er Schiedsrichter werden will. Im «Sportpanorama» sprach er auch über Unangenehmes.

In der Karriere von Sandro Schärer ist es steil aufwärtsgegangen: Schon mit 25 Jahren debütierte der Schwyzer in der Super League, mit 32 leitete er sein erstes Champions-League-Spiel. Und diesen Sommer durfte sich Schärer erstmals an einer EM-Endrunde behaupten.

Der Weg des heute 36-Jährigen begann vor mehr als zwei Jahrzehnten und ist kein Zufall. «Ich habe mit 15 Jahren meinen ersten Match gepfiffen, fuhr nach Hause und rief meinen besten Freund an, um ihm zu sagen, dass ich Profischiedsrichter werde. Ich hatte immer vor Augen, wo ich hinwill», erzählt Schärer im «Sportpanorama».

Zielstrebigkeit, Genauigkeit und Professionalität sind Attribute, die Schärer in die höchste Kategorie der Fifa-Schiedsrichter katapultiert haben. Als einziger Referee in der Schweiz darf er sich als Profi bezeichnen. Beim Verband ist er zu 80 Prozent angestellt.

Schiedsrichter zeigt auf Spielfeld, Spieler daneben.
Legende: Zeigt, wo's langgeht Sandro Schärer. Keystone/Salvatore di Nolfi

Nach Meier und Busacca kam lange nichts

Schärer hat sich diesen Status erarbeitet. Die Entwicklung des Schiedsrichterwesens hierzulande beurteilt er durchaus kritisch. Dass nach grossen Namen wie Urs Meier oder Massimo Busacca lange kein Schweizer Unparteiischer auf internationaler Ebene auf sich aufmerksam machen konnte, habe Gründe.

Die Rolle des Schiedsrichters ist nicht gleichermassen akzeptiert und offizialisiert wie diejenige eines Spielers, Trainers oder Sportchefs.
Autor: Sandro Schärer

«Wir haben in der Schweiz leider keine professionellen Rahmenbedingungen», stellt Schärer klar. Während Schiedsrichter anderswo mit Personal oder Mental Coaches, Physiotherapeuten und Masseuren ausgestattet würden und Teamtrainings absolvieren könnten, müsse er sich selbst organisieren.

«Die Rolle des Schiedsrichters ist nicht gleichermassen akzeptiert und offizialisiert wie diejenige eines Spielers, Trainers oder Sportchefs», stellt er fest. Im Normalfall sei der Schiedsrichter von allen Akteuren rund um ein Super-League-Spiel der einzige Amateur.

Aufmerksamkeit gehört anderen

Mit der Wertschätzung ist es ja ohnehin so eine Sache. Einige Aussagen Schärers verdeutlichen dies:

  • «Ich bin nie Schiedsrichter geworden, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich war mir völlig bewusst, dass das ein unpopulärer Job ist.»
  • «Ich bin nicht auf Social Media vertreten. Ich weiss, dass über diesen Kanal insbesondere als Schiedsrichter sehr viele negative Dinge reinkommen.»
  • «Ich wähle sehr selektiv aus, woher ich Feedback annehme. Unsachliche, emotionale Kritik lasse ich gar nicht an mich heran.»

WM 2026 als Ziel

Dennoch: Die Leidenschaft für den Fussball und die Herausforderung treiben den ehemaligen Junior des FC Buttikon weiterhin an. 160 Super-League-Einsätze, 12 in der Champions League und 2 an der EM sind für ihn noch lange nicht genug.

«Die WM 2026 ist ein Hauptziel», sagt er. «Aber man muss als Schiedsrichter auch immer sehr bodenständig und demütig sein.»

SRF zwei, Sportpanorama, 06.10.2024, 18:00 Uhr ; 

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