Nach den anhaltenden Querelen hinter den Kulissen ist klar, dass an der ausserordentlichen Generalversammlung am 3. November die Weichen rund um den FC Luzern neu gestellt werden. Bernhard Alpstaeg gibt sich als erzürnter, polternder Mehrheitsaktionär der FC Luzern Holding: Er stellte die aktuelle sportliche Führung schon vor Wochen öffentlich an den Pranger und droht damit, «Tabula rasa» zu machen und den gesamten Verwaltungsrat vor die Tür zu stellen.
Von Seiten des Super-League-Vereins formierte sich heftiger Widerstand gegen diese Pläne. Am Montag rollte die Klubführung den Konflikt nochmals auf. Sie konterte die Vorwürfe und verwies auch darauf, dass eine Mediation zwischen dem FCL und Alpstaeg nicht zustande gekommen sei. Remo Meyer, den Alpstaeg absetzen wollte, wird einhellig das Vertrauen ausgesprochen. Nach all den Vorkommnissen ist die Schlussfolgerung des Verwaltungsrates, dass sich Alpstaeg zurückziehen soll.
Alpstaeg heizte seinerseits mit dem Versand eines Communiqués am Montag den High-Noon-Termin weiter an. So etwa dreht er den Spiess kurzerhand um und beklagt sich, dass er und seine Familie zuletzt durch eine von der Klubleitung unterstützte, irreführende und beispiellose Hetzkampagne beleidigt sowie bedroht worden seien.
«Das tut weh, wird mich aber keineswegs vom eingeschlagenen Weg abbringen. Im Gegenteil. Denn mir geht es primär um das Wohl des FC Luzern und seiner Mitarbeitenden», schreibt der Mann, der 52 Prozent der Aktien an der FC Luzern Holding hält.
Er ruft zu Kompetenz und Verantwortung auf
Alpstaeg gibt in seinem via nau.ch und Luzerner Zeitung verbreiteten Schreiben einen Einblick in seine Pläne. Ihm gehe es darum, der Innerschweiz ein erstklassiges und totales Fussball-Erlebnis zu bieten. Der Weg dorthin führe aber nicht über ein Modell einer sogenannt breiten Abstützung mit vielen Aktionären. «Damit kann ich mich nicht anfreunden. Das hat bisher im Sport kaum je funktioniert. Mitreden, aber keine Verantwortung übernehmen, wenn es unangenehm und schwierig wird – das führt unternehmerisch gesehen selten zum Erfolg.»
Er hingegen sei für klare Strukturen und führt seine Vorstellungen wie folgt aus:
- Der Besitzer besitzt und gibt die Linie vor.
- Der Präsident repräsentiert.
- Der Verwaltungsrat überwacht.
- Der Geschäftsführer führt.
- Der Sportchef stellt das Team zusammen.
- Der Trainer dirigiert die Mannschaft.
- Der Spieler trainiert und spielt.
Nur wenn jeder seinen Job mit Einsatz und Sachverstand und mit klar definierten Aufgaben und Kompetenzen, aber auch mit Visionen in Angriff nehme, sei Erfolg möglich. «So wird es auch dazu kommen, dass die vielen kompetenten Mitarbeitenden des FCL ihr Potenzial ausschöpfen können. Dazu braucht es eine fähige Geschäftsleitung», schliesst Alpstaeg.
Eine erneute Annäherung ist ausgeschlossen
Die Krux: Alpstaeg ist gemäss offizieller Klubmitteilung gar nicht mehr erwünscht. Es könne nicht sein, dass eine Person die Zukunft von 173 Mitarbeitenden aufs Spiel setze. Notabene die Zukunft eines Klubs, der so gut aufgestellt sei wie noch nie. Deshalb erachtet es der aktuelle Verwaltungsrat als unmöglich, gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Die finanzielle Abhängigkeit des FC Luzern von Alpstaeg sei eine Mär.
Entsprechend könne der aktuelle Verwaltungsrat sicherstellen, dass der Klub ohne Alpstaeg eine solide finanzielle Zukunft habe. «In den vergangenen zwei Jahren wurde mit über 130 Persönlichkeiten aus der Innerschweiz gesprochen. Zwischen 25 und 30 von ihnen wären bereit, den FC Luzern finanziell mitzutragen, sofern sich der Mehrheitsaktionär zurückzieht», heisst es von Klubseite.